Ein Sicherheitskonzept verbietet Glas, Böller, Waffen und Drogen. Auch Fahrzeugsperren sind geplant. Die Vereine könnten das nicht stemmen.
Sicherer KarnevalWas das Odenthaler Ordnungsamt tut, damit nur Kamelle statt Böller fliegen
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Sicherheitskräfte sind seit langem Teil der „Fußgruppen“ im Karneval - auch in Rhein-Berg.
Copyright: Guido Wagner
Noch zünden die Karnevalisten nur in den Sälen ihre närrischen „Raketen“, da bereitet sich das Odenthaler Ordnungsamt schon darauf vor, dass es bei den örtlichen Karnevalszügen bei Konfetti-Kanonen und Glitzer-, statt Pfefferspray bleibt. Nach den Anschlägen der jüngsten Zeit rücken auch Terrorsperren verstärkt in den Fokus.
Der erste karnevalistische Stresstest ist immer der Zug der Interessengemeinschaft Voiswinkeler Karnevalsfreunde (IVK), der früher schon an Weiberfastnacht und nun stets am Freitag den Straßenkarneval in Odenthal eröffnet. In diesem Jahr setzt er sich am 28. Februar um 14.11 Uhr in Bewegung. Nach problematischen Zeiten, als besonders Jugendliche aus den Nachbarorten den Zug mehr und mehr kaperten, hat er sich inzwischen zum bunten und fröhlichen Familienzug gemausert.
Die Eingänge zum Zugweg werden kontrolliert
Ein umfassendes Sicherheitskonzept, die Verlegung des Veranstaltungstages und ein neuer Zugweg haben offenbar dazu beigetragen. Das soll auch so bleiben. „Wir werden die Eingänge zum Zugweg engmaschig kontrollieren und strickt auch gegen Pyrotechnik vorgehen“, kündigt Michael Erker, der Leiter des Ordnungsamtes, an.
Denn im vergangenen Jahr seien erstmals sogenannte Kanonenschläge, also Böller, die zur Pyrotechnik der Klasse 2 (klassisches Silvesterfeuerwerk) gerechnet werden, in die Zuschauerreihen geworfen worden, begründet er. An den Einlassstellen werde es Taschenkontrollen und „Body-Checks“ geben, verbotene „Mitbringsel“ würden einkassiert. Dazu zählen - kaum überraschend - Sprengkörper und Waffen aller Art, auch Messer und Verteidigungsspray: „Voiswinkel ist ein kleiner Zug. Da brauche ich weder Springmesser noch Pfefferspray“, sagt Erker.
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Glas, Cannabis, Silvesterböller und Waffen haben beim Karnevalszug nichts verloren. Das Ordnungsamt kontrolliert.
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Auch Rauschmittel wie Cannabis würden sichergestellt. Zudem gilt ein absolutes Glasverbot wegen der Verletzungsgefahr durch Scherben, auch Trinkgefäße über 0,5 Liter sind untersagt. 50 Personen bieten Ordnungsamt und der zusätzlich beauftragte Sicherheitsdienst dafür auf, alle sind über Funk mit den anwesenden Polizeikräften verbunden – alle zusammen vermutlich wohl„ die größte Fußgruppe des Zuges“, hatte Michael Erker schon im vergangenen Jahr festgestellt.
Fahrzeuge sollen als Barrieren gegen Anschläge dienen
Geplant sei auch, den Zugweg wieder durch Barrieren aus großen Fahrzeugen zu schützen. „Da suche ich aber noch nach einer Lösung“, erklärt Erker. Das Problem dabei: Es reiche nicht, einfach Fahrzeuge für diesen Zweck als Sperre abzustellen. In jedem Wagen müsse ein Fahrer sitzen, damit das Fahrzeug bei Blaulicht-Einsätzen jederzeit zur Seite gefahren werden könne. An diesen Fahrern fehle es noch.
„Wir wollen den Zug so sicher wie möglich laufen lassen“, sagt der Ordnungsamtschef über eine Zeit, die für das Team der Verwaltung viel Arbeit bedeutet und unter dem Titel „allgemeine Gefahrenabwehr“ läuft. Denn die Karnevalsvereine sehen sich kaum in der Lage, die von ihnen veranstalteten Züge in gleicher Weise zu sichern wie die Kommune dies tut.
Karnevalsvereine können Sicherheit am Zugweg alleine nicht stemmen
„Das könnten die Vereine nicht leisten“, sagt Gerd Kortschlag vom Festkomitee Bergische Jecken an der Bergstraße. Er glaubt, dass er damit nicht nur für seinen Verein spricht. „Ich wüsste nicht, woher ich das Geld nehmen sollte“, sagt der Kassierer des Vereins. Schon für die Karnevalssitzungen und das Fest an Weiberfastnacht in Blecher müsse der Verein tief in die Tasche greifen und einen privaten Sicherheitsdienst finanzieren.
Auch werde es immer schwieriger, die sogenannten Wagenengel für die Sicherheit am Zugweg zu finden. Ohne die Hilfe der Kommunen wären viele Karnevalszüge in ihrer Existenz bedroht, glaubt Kortschlag. Damit es so weit nicht kommt, organisiert das Team um Michael Erker weiter die närrische Zeit auf den Straßen von Odenthal.
Seine Liste der No-Gos am Zugweg ist lang, aber es gibt auch Dinge, die man im Karneval auf keinen Fall vergessen sollte. Der Ordnungsamtsleiter muss da nicht lange überlegen: „Viel Freude, ein schönes Kostüm und eine große Tüte für Kamelle.“