Besonders die Odenthaler SPD-Fraktion kritisiert den schwarz-grünen Kreistagsbeschluss als „skandalös“ - Reaktionen aus Odenthal.
ModellversuchIn Odenthal wird das Ende des Sammeltaxis „Efi“ kritisiert und bedauert
Noch saust „Efi“ geschäftig durch Odenthal, wird der Service besonders von Menschen in den abgelegeneren Ortsteilen des Gemeindegebietes gerne genutzt. Doch Ende Dezember ist damit Schluss. Mit der Entscheidung des Kreistages in der vergangenen Woche, das Auf-Abruf-Sammeltaxi „Efi“ (der Name steht für: einfach, flexibel und individuell) aus Kostengründen nicht weiterzuführen, bleiben die Fahrzeuge ab Januar dauerhaft in der Garage.
Wie berichtet, hatte eine Mehrheit aus CDU und Grünen im Kreis gegen die Weiterführung von „Efi“ gestimmt, einem zweijährigen, vom Bund finanzierten Probebetrieb in Odenthal und Leverkusen, der später auf Teile von Kürten und Wermelskirchen ausgedehnt und bei den Fahrgästen gut angekommen war. Knapp eine Million Euro benötigte das Projekt „Efi“ im Jahr.
Besonders stark hat Odenthal vom Modellversuch profitiert
Besonders stark hatte von Anfang an die Gemeinde Odenthal vom Modellversuch „Efi“ profitiert. Insbesondere für Oberodenthal bot das Abruf-Sammeltaxi eine schnelle und preiswerte Möglichkeit, ins Tal und zum Busbahnhof zu kommen. Dass „Efi“ nun aus finanziellen Gründen sterben muss, trifft daher Odenthal besonders hart.
Als „skandalös und unverantwortlich“ bezeichnete Melanie Bockhoff, SPD-Kreistagsmitglied und zugleich Ratsmitglied in Odenthal, die Abkehr vom „erfolgreichen On-Demand-Verkehr“. „Efi“ habe sich in den vergangenen Monaten als unverzichtbarer Bestandteil des öffentlichen Mobilitätsangebots etabliert und spiele eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Erreichbarkeit in der Region.
SPD: „Ablehnung von Efi bedeutet einen Rückschritt für die Mobilität“
„Mit der Einführung von Efi im Dezember 2022 wurde ein flexibles und bedarfsgerechtes Verkehrssystem geschaffen, das es den Menschen ermöglicht, auch abseits der Hauptverkehrsachsen schnell und unkompliziert zu reisen. Die Ablehnung von Efi bedeutet einen erheblichen Rückschritt für die Mobilität“, so Bockhoff.
„Mama-Taxis“, Senioren ohne Auto und Schüler, alle, die auf den ÖPNV angewiesen seien, bekämen ab Januar die negativen Folgen der Kreistagsentscheidung zu spüren. Ein Vorschlag der SPD, „Efi“ für 15.000 Euro im Jahr im Rheinisch-Bergischen Kreis fortzuführen, sei nicht angenommen worden, bedauerte sie.
Bedauern und Verständnis in Odenthal
Damit bezog sich Bockhoff auf eine Sparvariante, die zwischenzeitlich im Kreistag diskutiert worden war. Sie sah unter anderem die Einführung eines Zuschlags von 2,50 Euro pro „Efi“-Fahrt und Einsparungen bei einigen Buslinien vor. In Kombination mit dem ebenfalls geförderten Schnellbus 42 hätte diese Variante mit zu schulternden 25.000 Euro Zuschuss pro Jahr Mehrkosten von 15.000 Euro verursacht.
Mit Bedauern, aber auch mit Verständnis haben andere Akteure in Odenthal auf die Entscheidung des Kreistages reagiert. „Es ist schade, weil wir davon sehr profitiert haben“, sagte Bürgermeister Robert Lennerts (parteilos). Zwar habe sich die Gemeinde für eine Fortführung ausgesprochen, er könne aber nachvollziehen, dass der Kreis diese Mehrkosten nicht weiter tragen könne.
Bürgermeister Lennerts: „Der ganze ÖPNV muss auf den Prüfstand“
„Es ist viel Geld für den Kreis. Das ganze Thema ÖPNV muss auf den Prüfstand gestellt werden“, meinte er. „Da gehört auch dazu, dass man sich solidarisch zeigt, wenn gespart werden muss.“
„Man kann kein totes Pferd reiten“, kommentierte Nicola Ciliax-Kindling die Entscheidung. Wirtschaftlich sei „Efi“ nicht weiterzubetreiben gewesen. „650.000 Euro-Kosten für Odenthal im Jahr sind nicht zu finanzieren“, auch wenn sie glaube, dass derartigen Systemen die Zukunft gehöre. „Eine Fahrt hätte elf Euro pro Person kosten müssen“, sagte die CDU-Fraktionsvorsitzende über die tatsächlich anfallenden „Efi“-Kosten.
Alternative wäre die Verschlechterung von Buslinien gewesen
Hätte man zugunsten von Efi andere Buslinien eingespart, dann hätte das Odenthal „massiv getroffen“, meinte sie. Man müsse sich auch fragen, ob es zielführend sei, wenn Efi zu 70 Prozent Schüler befördere.
„Wir müssen den ÖPNV im Ganzen am Laufen halten“, sagte Norbert Dörper, Mitglied der Grünen-Fraktion im Kreistag und im Gemeinderat. Die Alternative wäre eine Verschlechterung für 14 bestehende Buslinien gewesen. „Dieser Preis war mir zu hoch“, sagte er. Auch auf Odenthal, das sich in der Haushaltssicherung befinde, wären mit Weiterführung von „Efi“ über die Kreisumlage hohe Kosten zugekommen. Er hoffe, dass der künftige Nahverkehrsplan Verbesserungen für die kleinen Ortslagen bringe.
Für den Bürgerbus Odenthal war das Sammeltaxi keine Konkurrenz
„Eine tolle Sache, aber nicht zu dem Preis“, bewertete auch FDP-Chef Hans-Josef Schmitz die Lage. Er bemängelte, dass das Anruf-Sammeltaxi nicht immer von dem Personenkreis genutzt worden sei, für den es ursprünglich eingeführt wurde und sieht auch die Gefahr, dass es unter anderem privaten Taxibetrieben „das Wasser abgräbt“.
Für den Bürgerbus Odenthal, der als Verein mit ehrenamtlichen Fahrern einen Linienbetrieb im Ort organisiert, habe „Efi“ keine Konkurrenz dargestellt, meinte der Vorsitzende Hans-Georg Frohberger. „Wir sind nebeneinander hergefahren“. Das liege daran, dass der Bürgerbus für Fahrgäste mit Zeitkarten bisher ohnehin kein Beförderungsgeld erhalte, ein Umstand, den der Verein seit langem bemängelt und auch mit dem Rheinisch-Bergischen Kreis verhandelt, bisher aber ohne Erfolg.