Fahrgäste mit VRS-Ticket werden im Bürgerbus zwar befördert, die Erlöse gehen aber an den Verkehrsverbund. Den Verein bringt das in Not.
Hilferuf an den KreisDem Bürgerbus Odenthal geht finanziell die Luft aus
Dem Bürgerbus droht die Luft auszugehen. Nicht etwa aus den Fahrzeugreifen, sondern aus finanziellen Gründen. Seit Jahren befördert der ehrenamtlich tätige Odenthaler Bürgerbus-Verein e.V. im Linienverkehr (Odenthal – Scheuren – Neschen – Schmeisig- Altenberg – Odenthal) Fahrgäste.
Ein Angebot, das hauptsächlich Kindergarten- und Schulkinder, Jugendliche sowie ältere Menschen ohne Auto nutzen, die von den Höhen ins Ortszentrum (und wieder zurück) möchten. Sie haben entweder einen Vertrag über die Beförderung abgeschlossen oder lösen einen Fahrschein.
Die Erlöse der VRS-Tickets gehen nicht an den Bürgerbus
Daneben sitzen aber auch Fahrgäste im Bus, die zwar ein Ticket besitzen, aber eines vom Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS). „Die Erlöse dieser Tickets gehen aber direkt an den Verkehrsverbund, der Bürgerbus ist nicht an den Einnahmen beteiligt“, kritisiert Hans-Georg Frohberger, Vorsitzender des Vereins, der wie andere Ehrenamtliche auch regelmäßig am Steuer sitzt.
Sprich, der Bürgerbus habe zwar die laufenden Betriebskosten zu tragen, erbringen auch die Leistung, erziele aber – außer einer um 1.000 Euro erhöhten Pauschale vom Land – keine Einnahmen durch diese Nutzer des Bürgerbusses. Ihr Anteil am gesamten Fahrgastaufkommen betrage aber stattliche 80 Prozent, so Frohberger. Eine Situation, die den Verein in Geldnöte bringe.
Ein neuer Bus muss mitfinanziert werden
Der Bürgerbus finanziere sich hauptsächlich aus den Beförderungsentgelten, Werbeeinnahmen, Mitgliedsbeiträgen und Zuschüssen, eine ohnehin knapp bemessene Finanzausstattung, die nun im Februar durch den Ersatz des älteren der beiden genutzten Fahrzeuge zusätzlich unter Druck gerate. Den Bus beschaffe zwar die Wupsi GmbH, der Verein müsse aber einen Eigenanteil von 15.000 Euro zahlen, so Frohberger.
Ohne eine Unterstützung des Rheinisch-Bergischen Kreises an den Ticketausfällen drohe dem Bürgerbus-Verein die finanzielle Schieflage, befürchtet Frohberger – bis hin zur Gefahr der Auflösung. Verhandlungen mit dem Kreis um eine finanzielle Unterstützung, die den Ausfall der VRS-Ticketzahler für den Verein ausgleiche oder minimiere, seien bisher zu keinem Ergebnis gekommen, bedauert der Vorstand.
Verein sorgt sich, den Treibstoff nicht mehr finanzieren zu können
„Uns wurde im November vom Kreis Hilfe versprochen, auch rückwirkend für 2023“, sagt Frohberger und verweist auf eine schriftliche Zusage. Passiert sei aber bis heute nichts. Wenn keine Lösung gefunden werde, sei abzusehen, dass „der Service des Bürgerbus Odenthal eingestellt werden muss“, so der Vereinsvorsitzende.
Alle, die in diesem Verein mitarbeiteten, übten ein Ehrenamt aus, für das niemand eine Vergütung erhalte. „Wenn jedoch der Treibstoff nicht mehr finanziert werden kann, wird auch keine Beförderung mehr stattfinden.“
Der Rheinisch-Bergische Kreis zahlte 2023 eine einmalige Pauschale
Beim Bürgerbus Odenthal handele es sich um ein ehrenamtliches Angebot, dessen Planung und Betrieb in Zuständigkeit des Vereins liege, fachlich unterstützt von der Wupsi, erklärte der Rheinisch-Bergische Kreis auf Nachfrage. Weder rechtlich noch finanziell sei der Kreis daher zuständig und verantwortlich.
Der Kreis erkenne aber „die Leistung und die Relevanz des Bürgerbusses für bestimmte Zielgruppen an“, heißt es weiter. Er habe daher bereits „unaufgefordert Unterstützung geleistet und weitere Unterstützung zugesagt“: Im Sommer 2023 sei allen Bürgerbus-Vereinen im Kreis, auch dem Odenthaler, in Anerkennung ihres Engagements für die Mobilität ein pauschaler Betrag von 5.000 Euro gezahlt worden.
Konzept des Kreises soll Bürgerbusse und On-Demand-Angebote sichern
Zudem habe der Kreis weitere Unterstützung auch rückwirkend für 2023 zugesagt, weil besonders Bürgerbus-Vereine in Orten unterstützt werden sollten, die durch die Einführung von On-Demand-Angeboten wie „efi“ in Odenthal einer neuen Konkurrenz ausgesetzt seien.
„On-Demand-Verkehre sollen nicht dazu führen, dass wichtiges ehrenamtliches Engagement aufgegeben werden muss. In der Zukunft soll daher erarbeitet werden, wie ein Neben- oder Miteinander von Bürgerbussen und On-Demand-Verkehren sinnvoll umgesetzt werden kann“, so die Pressestelle.
Bei akuter Notlage könnte Kreis einen Vorschuss zahlen
Die Hilfe solle so gestaltet werden, dass sie einen signifikanten Beitrag zu den Betriebskosten des regulären Fahrplanangebots der Bürgerbus-Vereine leiste. An einem rechtlich belastbaren Konzept, das auch auf die anderen Bürgerbus-Vereine im Kreisgebiet übertragbar sein soll, werde aber noch gearbeitet.
Um eine akute Notlage für den Bürgerbus Odenthal abzuwenden, bestünde nach Angaben des Kreises gegebenenfalls die Möglichkeit der Zahlung eines Vorschusses. „Hierzu müsste der Bürgerbus-Verein dem Kreis zunächst mitteilen, zu welchem genauen Termin er Unterstützung in welcher Höhe benötigt“, so Frank Dudley aus der Pressestelle.
Grundsätzlich könne der Bürgerbus-Verein allerdings selbst entscheiden, ob er VRS- und andere Tickets anerkenne oder nicht. „Er ist dazu nicht verpflichtet und kann auch von VRS-Ticketinhabern ein Fahrgeld oder einen Zuschlag erheben. In diesem Fall müsste er auf 1.000 Euro Zuschuss des Landes NRW verzichten. Diese Abwägung liegt beim Verein.“
Für Hans-Georg Frohberger und den Vorstand ist das keine Option: „Das würde das Ende des Bürgerbusses bedeuten. Wer ein VRS-Ticket besitzt, wird nicht für den Bürgerbus noch einmal zahlen. Mit dem Service wird ja auch geworben. Das wäre für das Image ein Totalschaden.“
Der Bürgerbus Odenthal
Bürger fahren für Bürger: Das ist Motto des Bürgerbusvereins Odenthal, der 1996 gegründet worden ist. Er ist ein selbstständiges Tochterunternehmen der Wupsi GmbH. Der Fahrdienst wurde im Sommer 1997 aufgenommen.
Derzeit sind 23 Fahrer abwechselnd mit den beiden Bussen auf der Linie Odenthal-Zentrum - Oberodenthal - Altenberg unterwegs, zudem werden einige Sonderfahrten übernommen. Knapp 9.000 Euro Spritkosten sind 2023 für den Bürgerbus angefallen, ein fast gleicher Betrag für Fahrzeugreparaturen.
Der Wirtschaftsplan prognostiziert ein Minus
An der Finanzierung des Bürgerbusses beteiligen sich die Gemeinde Odenthal, das Land NRW sowie die Vereinsmitglieder mit ihren Mitgliedsbeiträgen. Zudem erwirtschaftet der Verein Erlöse aus der Beförderung von Schul- und Kindergartenkindern und durch Werbeeinnahmen.
Der Wirtschaftsplan 2024 prognostiziert dennoch ein Minus von 6.000 Euro. Rund 9.600 Fahrgäste waren 2023 mit dem Bürgerbus unterwegs, 80 Prozent davon laut Verein mit VRS-Ticket. 2023 sind die beiden Vereinsfahrzeuge 47.900 Kilometer gefahren. (spe)