AboAbonnieren

„Existenzbedrohend“Losverfahren für OGS-Plätze an Odenthaler Grundschule löst Ärger aus

Lesezeit 4 Minuten
Mehrere Erstklässler warten auf ihre Einschulung in eine Grundschule.

Das Los musste entscheiden, wer die letzten Plätze im Offenen Ganztag der KGS Voiswinkel bekommt. 15 Kinder, die im Sommer eingeschult werden, gingen dabei leer aus.

Kein Platz. 15 Kinder in Odenthal bekommen keinen OGS-Platz. Das löst Ärger bei den Betroffenen aus.

Unerfreuliche Post für die Eltern von 15 Kindern, die im Sommer in die erste Klasse der Katholischen Grundschule Voiswinkel aufgenommen werden: Bei der Vergabe der raren Plätze in der Offenen Ganztagsschule (OGS), die die Betreuung bis zum Nachmittag sicherstellt, hatte das Los gegen sie entschieden. Kein Platz im Ganztag.

„Für manche ist das eine schlimme, vielleicht sogar existenzbedrohende Situation, weil durch die fehlende Betreuung ein ganzes Konstrukt der Berufstätigkeit zusammenbricht“, schildert Jörg Zeutschel die Nöte. Auch er hat für seine Tochter einen ablehnenden Bescheid erhalten. In einem Brief fordert er Politik und Verwaltung auf, für die Betroffenen eine Lösung zu finden. Vor dem Hintergrund einer chronisch überbelegten OGS keine leichte Aufgabe.

Mit 140 Kindern in einem Gebäude, das für 110 ausgelegt ist, kommen wir an eine räumliche Grenze.
Marc van de Meerendonk, Leiter der Grundschule Voiswinkel

In Voiswinkel sind die OGS-Plätze seit Jahren knapp. „Mit 140 Kindern in einem Gebäude, das für 110 ausgelegt ist, kommen wir an eine räumliche Grenze“, erklärt Marc van de Meerendonk, Leiter der von der Caritas geführten Einrichtung, auf Nachfrage. Im vergangenen Jahr habe man noch einmal das Konzept verändert, um mehr Kapazitäten zu schaffen und pro Jahrgang 35 Kinder aufnehmen zu können. Doch auch das reicht im nächsten Schuljahr schon nicht mehr aus.

„Während alle Voiswinkeler Kinder einen Platz in der Schule bekommen haben“, so Schulleiterin Gisela Röhrig (Kindern aus anderen Ortsteilen hatte man schon im Vorfeld absagen müssen), habe für die OGS bei 23 Kindern das Los entscheiden müssen. Acht Mädchen und Jungen ergatterten auf diese Weise noch einen Platz, die übrigen wanderten auf die Warteliste.

Odenthal: Randstundenbetreuung als Notlösung

„Bei 15 abgelehnten Kindern, bei 31 Aufnahmen, kann man nicht mehr von einem angemessenen Betreuungsangebot sprechen, zu dessen Vorhalten die Gemeinden bereits heute verpflichtet sind“, kritisiert Zeutschel. Die Gemeinde als Schulträger fahre offenbar „nur auf Sicht“, meint er. Die Nöte vieler Eltern seien groß: „Welcher Arbeitgeber hat schon Verständnis dafür, dass man nun nur noch bis 11.30 Uhr arbeiten kommen kann?“, fragt wohl nicht nur er sich.

Das gefährde Arbeitsplätze und führe auch zu – fast schon kuriosen – Folgeproblemen: So habe eine Mutter, die in einer Kindertagesstätte arbeitet, Sorge, dass ihre Kitagruppe geschlossen werden muss, falls sie als Beschäftigte ausfalle, weil dann der Personalschlüssel nicht mehr erfüllt werde.

Nicht ideal, aber eine Notlösung für Eltern mit Halbtagsstellen, könnte die Einführung einer Randstundenbetreuung bis etwa 13.20 Uhr sein. Auch bestehe die Bereitschaft von Eltern, sich Betreuungsplätze für ihre Kinder tageweise zu teilen, etwa weil jemand die Betreuung, die nur wochenweise   beantragt werden könne, lediglich an drei Tagen benötige, so Zeutschel.

Keine Kinderverwahrung in Odenthal

Wichtig sei, dass die Verwaltung jetzt flexibel und nicht nach starren Kriterien agiere: „Auch wenn man Angst hat, dass die Randstundenbetreuung zu Begehrlichkeiten an anderen Schulen führt, so kann man ja das Konzept in Voiswinkel als Modellversuch starten, und nicht Eltern und engagierte Schulleitung im Regen stehen lassen“, meint der Familienvater.

Allerdings müsse auch eine Randstundenbetreuung in das pädagogische und räumliche Konzept der OGS eingebunden sein, kommentiert Einrichtungsleiter Marc van de Meerendonk die Idee. Es dürfe keine reine Kinderverwahrung werden, betont er mit Blick auf die konzeptionelle Arbeit.

Inzwischen haben sich auch die Ratsfraktionen eingeschaltet und eine Sondersitzung zum Thema beantragt. Ihre Forderungen: Für die Dauer des nächsten Schuljahres solle kurzfristig eine Randstundenbetreuung eingerichtet werden. Zudem möge die Verwaltung ein Abrechnungsverfahren für sogenannte „Platzsharingmodelle“ entwickeln.

Alle betroffenen 15 Kinder sollen nach dem Willen der Politik entweder über die Randstundenbetreuung oder über die geteilten Plätze versorgt werden. Grundsätzlich müsse der Schulentwicklungsplan angepasst werden.

„Wir sind bemüht, alle Kinder unterzubringen“, erklärt Nicole Vogt, Sachgebietsleiterin Schule. Auch wenn vor 2025 noch kein Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz existiere. Man verstehe aber die Nöte der Eltern. Größer als das Raumproblem sei der Fachkräftemangel: „Auch für den Träger ist es schwierig, Personal zu bekommen.“