Der evangelische Domorganist Andreas Meisner geht nach 40 Jahren in den Ruhestand. Für den Altenberger Dom in Odenthal bedeutet das den Abschied einer Institution.
Altenberger Dom in OdenthalAndreas Meisner nimmt Abschied als Domorganist

Weiter als Organist aktiv bleiben will Andreas Meisner - am Altenberger Dom in Odenthal, aber auch international.
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Nach 40-jähriger Tätigkeit als evangelischer Domorganist geht Andreas Meisner Ende Mai in den Ruhestand. Das findet große Aufmerksamkeit, in der Region und darüber hinaus, denn in vier Jahrzehnten ist der inzwischen 66-Jährige zur Institution geworden. Dass er als Domorganist ausscheide, sei für viele Interessierte schwer zu verdauen, erzählt er: „Die Leute können es sich nicht vorstellen, weil ich – gefühlt – schon immer da bin.“ Auch mit der Altenberger Domorgel hat Meisner eine besondere Verbindung seit dem Orgelbau der Firma Klais von 1980: „Ich kenne die Orgel vom ersten Tag an“, stellt er fest.
1959 im Sauerland geboren, studierte Meisner Kirchenmusik in Köln und Stuttgart, ehe er 1980 – noch als Student – als Assistenzorganist nach Altenberg kam. 1985 wurde er hauptamtlicher Domorganist – als Nachfolger von Volker Hempfling. Die unterschiedlichen Seiten dieser Tätigkeit weiß er seither sehr zu schätzen, so ist er in Altenberg nicht nur Organist, sondern auch Chorleiter. Das seien eigentlich „zwei verschiedene Professionen“, so Meisner, er investiert Herzblut in beide Tätigkeiten. Hinzu kommt die Organisation eines umfangreichen und viel beachteten Gastmusiker-Programms.

Über 1000 Orgelkonzerte bestritt Andreas Meisner, nicht nur in Altenberg.
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Die Altenberger Domorgel, die mit 88 Registern auf vier Manualen und Pedal sowie 6000 Pfeifen zu den größten Orgeln zählt, habe Interesse bei namhaften Musikern gefunden, in ganz Deutschland und international. Ein treues Publikum habe das hochkarätige Programm stets zu schätzen gewusst, so Meisner. Dass er die Altenberger Konzertreihe „Geistliche Musik“ am Sonntagnachmittag seit 2020 gemeinsam mit seinem katholischen Domorganististen-Kollegen Rolf Müller organisiert, sei eine geglückte Reform gewesen, die bei allen Seiten auf Akzeptanz gestoßen sei – beide Musiker arbeiten nun Hand in Hand. „Ich bin total dankbar, dass ich 40 Jahre keine Probleme hatte, nur eine schöne Zeit“, blickt Meisner zurück.
Die Bilanz seines Wirkens ist auch in Zahlen beachtlich. So brachte er über 200 Oratorien zur Aufführung, von Claudio Monteverdi, der am Übergang von der Renaissance zum Barock anzusiedeln ist, bis zur Gegenwart. Allein das „Weihnachtsoratorium“ von Johann Sebastian Bach erklang 37 mal unter Meisners Leitung. Als Organist brachte er es auf über 1000 Orgelkonzerte, nicht nur in Altenberg, sondern auch in anderen Ländern Europas, in Amerika, Asien und Australien. Afrika fehlt noch in der Liste – bis jetzt. Im Jahr 2006 wurde Meisner der Ehrentitel „Kirchenmusikdirektor“ verliehen, als Anerkennung für seine Verdienste um die Kirchenmusik.

Herzblut investierte Andreas Meisner auch in seine Tätigkeit als Chorleiter. Er schaffte es, über 200 Oratorien aufzuführen.
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Bei der großen Bandbreite seiner Arbeit lag ihm die Musik der Spätromantik besonders am Herzen. Er charakterisiert sie als eine Epoche, „wo die Musik eine klangliche Finesse und eine Emotionalität entwickelte, die nie wieder gekommen ist“. Herausragend für ihn waren die Aufführung von Gustav Mahlers „Auferstehungssymphonie“, von Hector Berlioz' Requiem, von Benjamin Brittens „War Requiem“, des „100. Psalm“ von Max Reger und der „Sea Symphony“ von Ralph Vaughan Williams. Fünfmal führte er das berühmte Requiem von Giuseppe Verdi auf, mit dem er sich als Domorganist verabschieden will.
Von 1986 bis 2018 leitete Meisner auch den Oratorienchor Köln, mit dem er viele Male in der Kölner Philharmonie auftrat, ebenso wie mit der Altenberger Domkantorei. Von 1987 bis 2013 war er zudem künstlerischer Leiter des Kleinen Chors Köln. Ein wichtiges Ereignis für Meisner war die Reorganisation der Altenberger Domorgel in den Jahren 2005 bis 2007. Spätestens seit der Neuintonation und letzten Reinigung der Klais-Orgel 2017 ist er mit dem Instrument rundum glücklich.
Damit ist der Ruhestand als Dommusiker für ihn ein Einschnitt, doch als Organist wird Meisner auch künftig unterwegs sein. In Altenberg wird er ebenfalls weiter aktiv sein – zunächst im Rahmen einer Interimslösung mit fünf Musikern, die seine Nachfolge als Domorganist antreten. Er wolle nach Eintritt in den Ruhestand „mal eine Woche gar nichts tun“, sagt Meisner. „Aber viel länger wird es nicht gehen.“
Abschiedsprogramm
Zum Abschluss seiner Tätigkeit als Domorganist führt Andreas Meisner mit der Domkantorei zweimal das Requiem von Giuseppe Verdi in Altenberg auf. Zunächst war nur ein Termin am Samstag, 17. Mai, 14 Uhr, geplant. Wegen der großen Nachfrage wird nun auch eine Aufführung am Donnerstag, 15. Mai, 20 Uhr, angeboten. Karten gibt es im Altenberger-Dom-Laden, unter (02202) 84 064 oder (0172) 26 22 488 und an der Tageskasse. Am Freitag, 23. Mai, 19 Uhr, folgt eine „Große Musiknacht – Andreas Meisner and friends“ mit bekannten Musikern.