Letzter EinsatzOdenthaler Ersthelfertrupp löst sich zum 1. Januar auf
Odenthal – Sie waren schnell, immer zum Einsatz bereit und lange Zeit schlicht eine lebenswichtige Notwendigkeit: Die Männer vom Ersthelfertrupp (EHT) der Odenthaler Feuerwehr waren oft die ersten, die am Unfallort eintrafen, die bei einem medizinischen Problem mit ihrem Notfallkoffer vor der Haustür standen oder sich zu Fuß zu einem verunglückten Mountainbiker in schwer zugänglichem Waldgelände durchschlugen. Doch die Zeit der Ersthelfer soll am 1. Januar enden.
Denn mit Fertigstellung der neuen Feuer- und Rettungswache in Voiswinkel stehe nun rund um die Uhr ein Rettungswagen in der Gemeinde zur Verfügung, erklärte Birgit Bär, Pressesprecherin des Rheinisch-Bergischen Kreises, dem das Rettungsdienstwesen untersteht. Weil dieser Wagen lange fehlte und Fahrzeuge aus Bergisch Gladbach, Burscheid oder Kürten nach Odenthal anrücken mussten – mit entsprechend langen Anfahrtszeiten –, hatte sich 1996 der ehrenamtliche Ersthelfertrupp gegründet.
In Gesprächen zwischen dem ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes im Rheinisch-Bergischen Kreis, der Freiwilligen Feuerwehr, Kreisbrandmeister und Gemeinde habe man sich darauf geeinigt, dass es keinen Sinn mache, doppelte Strukturen vorzuhalten, so Bär. Daher könnten die Ersthelfer nun von ihren Aufgaben entbunden werden und ihren Einsatz wieder ganz auf die Feuerwehr konzentrieren. An der hohen Wertschätzung für die geleistete Arbeit ändere das nichts: „Ohne die Ersthelfer hätte es in Odenthal 25 Jahre lang nicht diese erstklassige Versorgung gegeben.“
Die Ersthelfer, für die das schnelle Aus kurz vor ihrem Jubiläum im April nach eigenen Angaben überraschend kam, hätten gerne noch weiter gemacht. Denn die zehn Aktiven, die alle gleichzeitig auch Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr sind und unentgeltlich arbeiten, haben allesamt das „Helfer-Gen“. Ohne gehe es nicht, sagt Jürgen Hoffmann, der seit 20 Jahren mitmacht. Schon in den ersten Monaten der aus der Not geborenen Gruppe habe man rund 100 Einsätze gehabt und „jede Menge Reanimationen, die ersten drei oder vier direkt erfolgreich“, erinnert sich Gründungsmitglied Michael Halfmann. „Das war ein riesiger Motivationsschub für uns.“
Seither helfen sie, die alle eine Rettungsdienstausbildung und mindestens einen Grundlehrgang bei der Feuerwehr gemacht haben müssen, wo Not am Mann ist. Auf bis zu 900 Einsätze kamen sie in Spitzenzeiten, „heute sind es im Jahr noch 60 bis 70 Einsätze pro Standort“, so Sebastian Filz, der im südlichen Gemeindegebiet Dienst tut. Ob ein missglücktes Wendemanöver auf der Altenberger-Dom-Straße, das Todesopfer forderte, verletzte Touristen, gestürzte Radfahrer, plötzliche Herzattacken, Geburtswehen – oder auch schon mal nur unstillbares Nasenbluten, so Hoffmann lächelnd: Sobald die Alarmierung kam, eilten sie zum Einsatzort, in den ersten Jahren noch mit ihren Privatautos, später mit jeweils einem gespendeten Einsatzfahrzeug für die Bereiche Nord und Süd. Damit konnten sie dann auch mit Martinshorn und Blaulicht fahren, wichtige Hilfsmittel, um im Berufsverkehr oder beim unvermeidlichen Wochenendstau durch die Serpentinen nach Altenberg zu kommen.
Denn vor allem zählte immer eines – jede Sekunde. Entscheidender Vorteil gegenüber den Rettungskräften, die damals noch aus den Nachbarorten anrücken mussten, war die Ortskunde des Teams: „Wie waren immer zuerst da“, sagt Halfmann nicht ohne Stolz.
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Dabei beschränkte man sich häufig nicht nur auf den eigentlichen Einsatz: „Wir sind Feuerwehr, Sanitäter, Seelsorger und Verkehrsabsicherung“, erzählt Filz, „das Rund-um-sorglos-Paket“. Das alles neben Beruf und weiteren Einsätzen für die Feuerwehr. „Wir sind eben Überzeugungstäter“, meint Hoffmann und bedauert, „dass hier ein funktionierendes System eingestellt werden soll“. Auch wenn es belastende Einsätze gab. „Jeder hat Dinge erlebt, die er nie mehr vergisst. Aber wenn sie dann Leuten begegnen, die sie mal gerettet haben …“