An Neujahr ist ein Odenthaler (22) tödlich verunglückt. Zwischenzeitlich lässt sich sein letzter Weg rekonstruieren. Freunde und Bekannte trauern.
In Scheuren zuletzt gesehenOdenthaler trauern um tödlich verunglückten 22-Jährigen
Ein Karnevalsorden baumelt an dem Hut der Karnevalsgruppe, die ihm so viel bedeutete, Freunde haben Kerzen und Blumen an der Stelle niedergelegt, an der der 22-jährige Odenthaler am frühen Neujahrsmorgen von einem Auto erfasst wurde. „Und über allem steht die Frage: Warum nur lag er da auf der Straße?“, fragt ein Nachbar, der den jungen Mann gut kannte und schüttelt den Kopf.
Eine Frage, die auch die Ermittler der Polizei nun bereits die zweite Woche beschäftigt. „Das kommt dazu, zu dieser großen Leere, die da ist“, sagt ein guter Bekannter des Verstorbenen.
Den 22-Jährigen kannten viele, und er kannte viele. Im örtlichen Theater- und Maiverein war er engagiert. „Ein netter Kerl“, sagt einer, der sein Großvater sein könnte und hält inne: „Und wie schlimm muss das jetzt erst für die Familie sein . . .“
„Du fehlst...“, haben engste Verwandte auf eine Schleife geschrieben, die an einem Zaunpfahl hängt – neben der schmalen Schallemicher Straße, die von Eikamp über Schallemich und Scherf hinunter ins Scherfbachtal führt und auf der der 22-Jährige um kurz vor acht am Neujahrsmorgen ums Leben kam.
Eine Reihe von Menschen haben ihn noch in der Silvesternacht gesehen. Er war zum Feiern unterwegs. Zunächst im Heimatort Eikamp, dann noch in Scheuren auf dem Höhenrücken jenseits des Scherfbachtals. Dort war der 22-Jährige im Karneval aktiv.
Mitfeiernde wollen ihm noch in der Nacht angeboten haben, mit im Taxi zurück nach Eikamp auf der anderen Seite des Tals zu fahren. Doch der 22-Jährige winkte ab. Er wolle noch bleiben.
Odenthaler in Bergisch Gladbach zur Schule gegangen
Der junge Mann, der in Bergisch Gladbach zur Schule gegangen ist und der aktuell in der Baubranche arbeitete, war sportlich und gut zu Fuß.
„In Scheuren ist er dann zum letzten Mal vor dem Unfall gesehen worden“, sagt eine Odenthalerin. Da war es schon fast Morgen und der 22-Jährige schickte sich an, zu Fuß nach Hause zu gehen.
Er durchquerte das Tal mit der nicht ungefährlichen Scherfbachtalstraße, ging durch den Ort Scherf auf der Talseite Richtung Eikamp, kam an der Gaststätte „Zur Lindenwirtin“ vorbei und verließ dann den Ort auf der Kreisstraße 35, der Schallemicher Straße, hinauf Richtung Schallemich. Circa 100 Meter hinter dem Ortsausgang war sein Weg dann zu Ende.
Jedenfalls lag er dort am frühen Neujahrsmorgen nach Polizeiangaben „reglos auf der Straße“ – bis ein 39-jähriger Odenthaler mit seinem Ford aus Richtung Schallemich die schmale abschüssige Straße herunterkam. „Es gelang ihm nicht mehr rechtzeitig auszuweichen oder zu bremsen“, schreibt die Polizei in ihrem Bericht. So habe der Wagen den am Boden liegenden 22-Jährigen erfasste, der dadurch unter dem Pkw eingeklemmt und tödlich verletzt wurde. Für die Feuerwehr Odenthal war es der letzte Einsatz der Silvesternacht – und mit Abstand der schrecklichste.
Und auch unter den Rettern rätselt man: „Warum hat er dort auf der Straße gelegen?“ Die Pietät verbiete alle Spekulationen über den Unfallhergang, sind sich die Beteiligten einig. Und so warten auch sie weiter auf die Ermittlungen der Polizei. Die Obduktion hatte wie berichtet bereits ergeben, dass der 22-Jährige keine anderen Verletzungen als die von dem Autounfall am Morgen hatte, der zu seinem Tod führte.
Ob man die letzte Frage, warum der 22-Jährige dort lag, je werde sicher klären können, daran hegen selbst erfahrene Ermittler Zweifel. Ein toxikologisches Gutachten steht noch aus, Ergebnisse werden in der nächsten Woche erwartet. Dem Opfer nahestehende Menschen zeigen sich unterdessen bereits überzeugt: „An Alkohol oder Drogen lag es nicht.“
So bleibt für viele, die den 22-Jährigen kannten und die sich im Gespräch äußern, neben Trauer und Fassungslosigkeit nur eine große Leere an der Stelle, an der der junge Eikamper mit seiner Lebensfreude noch bis vor wenigen Tagen stand – bis ihn der schreckliche Unfall so jäh aus dem Leben riss.