Wegen LeserbriefFDP-Ratsherr aus Odenthaler Fraktion ausgeschlossen
Odenthal – Die FDP hat ihr langjähriges Mitglied Dr. Bernd Pugell aus der Fraktion ausgeschlossen. Damit ist die FDP im Gemeinderat nur noch mit Hans-Josef Schmitz und Alwine Hartwig vertreten.
Pugell, der im Kommunalwahlkampf im Herbst noch auf Listenplatz 1 gestanden hatte, kündigte an, sein Ratsmandat nicht niederzulegen, sondern als fraktionsloses Ratsmitglied weiter politisch tätig sein zu wollen. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“, sagte er.
Pugell, der seit mehr als einem Jahrzehnt aktives Mitglied der Liberalen in Odenthal und derzeit noch Vorsitzender des Ortsvereins ist, wirft der Fraktion vor, ihn wegen eines Leserbriefs ausgeschlossen zu haben, den seine Frau im Dezember geschrieben hatte und der in dieser Zeitung veröffentlicht worden war.
Ehefrau kritisierte Pugells Parteikollegen
Darin hatte sie das Verhalten der FDP-Mitglieder Schmitz und Hartwig in der vorausgegangenen Gemeinderatssitzung kritisiert, und ihnen unter anderem „aggressive Rhetorik“, „persönliche Angriffe und Unterstellungen“ vorgeworfen. Thema war damals das Vorgehen der Verwaltung in Sachen Ponywiese gewesen.
„Dieser Leserbrief meiner Frau wurde als »diffamierend und parteischädigend« bewertet und habe das Vertrauen zu mir irreparabel zerstört“, so Pugell auf Nachfrage.
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Selbst wenn er inhaltlich ähnlicher Meinung sei wie seine Frau, sei diese in der Lage, eigenständig zu agieren, meinte er. Pugell bezweifelte, ob ein derartiger Ausschlussgrund einer juristischen Überprüfung standhalte.
Der Leserbrief sei nicht ursächlich für den Ausschluss, widersprach Fraktionschef Schmitz Pugells Darstellung. „Auch wenn wir den Brief nicht gut gefunden haben, können wir doch keinen anderen dafür in Haftung nehmen“, sagte er.
Pugells Führungsstil soll schon länger umstritten gewesen sein
Der Trennung seien andere Dinge vorausgegangen. Näher benennen wollte Schmitz diese Gründe aber nicht: „Wir wollen keine schmutzige Wäsche waschen“, sagte er. Eine „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ sei jedoch nicht mehr möglich.
Die Trennung von Pugell sei keine einsame Entscheidung der Fraktionsspitze gewesen, hieß es aus FDP-Kreisen. Vielmehr sei der Führungsstil Pugells seit langem umstritten. Offenbar will sich auch der Ortsverein neu aufstellen. Hier stehen im Frühjahr turnusmäßig Neuwahlen an. Zu den Chancen einer Wiederwahl sagte Pugell: „Ich habe da keine Mehrheit mehr.“
Direkte Auswirkungen hat der Ausschluss für die Ratsarbeit. Pugell sitzt in drei Ausschüssen. „In ihnen ist dann kein FDP-Mitglied mehr vertreten“, so Martin Stein von der Verwaltung. Es sei denn, die FDP beantrage die Vergrößerung der Ausschüsse. Ob dies eine Mehrheit fände, ist fraglich. Denn der Rat hat erst gerade die Verkleinerung der Gremien beschlossen.