Odenthaler ErsthelferDie Auflösung der schnellen Einsatztruppe stößt auf Kritik
Odenthal – Die Entscheidung der Rheinisch-Bergischen Kreisverwaltung, den Ersthelfertrupp Odenthal (EHT) mit Beginn dieses Jahres aufzulösen, stößt auf viel Unverständnis in der Bevölkerung. Neben Dank und Lob für die ehrenamtlichen Helfer, die fast 25 Jahre lang bereit waren, im Notfall Hilfe zu leisten, wird öffentlich viel Kritik an der Einstellung des Dienstes laut.
Zu diesen Stimmen gehört auch Anne Recknagel aus Neschen: „Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum man eine gut funktionierende, ausgebildete, ausgestattete und hoch motivierte Gruppe von jetzt auf gleich auflöst“, meint sie. Zumal die Mitglieder des Ersthelfertrupps ehrenamtlich tätig seien und dem Kreis daher so gut wie keine Kosten entstünden.
Bevölkerung läuft Sturm
„Das halbe Dorf läuft Sturm gegen die plötzlich getroffene Entscheidung“, sagt auch Melanie Bockhoff, Vorsitzende der Odenthaler SPD und Kreistagsmitglied. „Bei mir steht das Telefon nicht mehr still.“ Auch viele der Ersthelfer seien vom Aus für ihren Trupp, wenige Monate vor ihrem Jubiläum überrascht worden. Die SPD-Kreistagsfraktion fordert daher in einem Schreiben an Landrat Stephan Santelmann (CDU), die getroffene Entscheidung noch einmal zu überprüfen und bis zum 30. Juni auszusetzen.
Wie berichtet, hat sich der Ersthelfertrupp 1996 aus den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr Odenthal gegründet, da damals für die Gemeinde kein Rettungswagen rund um die Uhr zur Verfügung stand. So überbrückten die Ersthelfer, die häufig wegen ihrer kurzen Anfahrt zuerst am Unfallort oder beim häuslichen Notfall eintrafen, die Zeit, bis Verstärkung aus den Nachbarkommunen eintraf. Oft retteten sie auf diese Weise Leben.
Feuer- und Rettungswache Voiswinkel stellt Rettungswagen 24 Stunden am Tag
Mit dem Bau der Feuer- und Rettungswache in Voiswinkel stehe nun allerdings 24 Stunden am Tag ein Rettungswagen für das Gemeindegebiet zur Verfügung, so die Kreisverwaltung. Der habe Vorrang. „Das hat auch rechtliche Folgen“, erläutert Pressesprecherin Birgit Bär.
Die Vergabe von Sonderrechten, hier Fahrten mit Blaulicht und Martinshorn für die Ersthelfer, seien an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. „Die sind jetzt weggefallen“, sagt sie mit Blick auf die Hilfsfristen, die durch den Rettungswagen nun „überall in Odenthal gleichermaßen eingehalten werden“ könnten. Der Kreis müsse das Rettungswesen kreisweit einheitlich regeln und wolle Doppelstrukturen vermeiden.
Odenthal hat wenig Einflussmöglichkeiten
Eine „Lex Odenthal“ sei problematisch, so Bär weiter, selbst wenn sie wisse, wie emotional dieses Thema sei und der Kreis die „hervorragende Arbeit der Ersthelfer“ immer sehr geschätzt habe. Der persönliche Dank des Landrates an die Helfer sei den coronabedingten Auflagen zum Opfer gefallen, werde aber nachgeholt, verspricht Birgit Bär. Die betroffene Kommune Odenthal hat wenig Einflussmöglichkeiten, um die Ersthelfer zu retten: „Wir haben da kein Mitspracherecht“, sagt Bürgermeister Robert Lennerts (parteilos).
Die Entscheidungshoheit liege klar beim Rheinisch-Bergischen Kreis. Er könne aber die Bedenken vieler Bürger nachvollziehen. Der EHT habe „tolle Arbeit geleistet“, betont Lennerts. Wenn allerdings nach dem Rettungsbedarfsplan des Kreises keine Notwendigkeit mehr für die Truppe bestehe, „dann kann sich die Gemeinde nicht über diese Entscheidung hinwegsetzen“, so Lennerts. Zumal sich dann auch die Haftungsfrage für die Ersthelfer stelle, die in der Vergangenheit mit Blaulicht und Martinshorn unterwegs sein durften.
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„Wir wären weiter bereit, den Dienst zu leisten“, bestätigt Tobias Peters, Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Odenthal die Einsatzbereitschaft der Truppe mit Standorten in Blecher und in Höffe. „Das sind alles Leute, die machen das mit viel Herzblut.“ Die Entscheidung werde aber im Kreishaus getroffen. Peters: „Wenn der Kreis sagt, dass wir nicht mehr mitspielen, dann spielen wir nicht mehr mit.“ So einfach sei das.
Melanie Bockhoff hofft derweil, dass das Thema auf die Tagesordnung des nächsten Kreisausschusses für das Rettungswesen am 3. Februar gesetzt wird. Geklärt werden soll unter anderem, ob die Aufrechterhaltung einer „Doppelstruktur“ von Rettungswache und Ersthelfern sinnvoll sein kann und welche Kosten aktuell nicht aus Spenden finanziert werden.