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Festgefahrener Lkw40-Tonner am Lüderich droht bei Regen abzurutschen

Lesezeit 4 Minuten

Die schmale Steilabfahrt (oben) muss der 40-Tonner heruntergekommen sein, unten sackte er ein.

Overath/Bergisch Gladbach – „Von wegen Bergepanzer“, sagt Hugo Keller, „wenn hier ein Panzer kommt, reißt der den Lkw doch nur um und alles geht kaputt.“

Der Blick des Bergisch Gladbachers geht an der Flanke des 40-Tonners entlang, der seit voriger Woche Freitag in steilem Gelände am Berg Lüderich feststeckt – nach einer offenkundigen halsbrecherischen Irrfahrt auf einem schmalen steilen Schotterweg. Von dem Fahrer fehlt seit dem Wochenende jede Spur.

„Wenn jetzt Regen kommt und das hier aufweicht, dann rutscht der ab“, sagt Keller und blickt auf die Böschung des frisch angelegten Schotterwegs. Der war eigentlich für Spaziergänger gedacht – und nicht für Sattelzüge. Doch Keller hat eine Idee, wie er den Havaristen, dessen Fahrer auch gestern unauffindbar blieb, wieder aus der misslichen Lage befreien könnte.

Bergungsspezialist hat Plan, um 40-Tonner aus Steilhang zu holen

Der 81-Jährige Hugo Keller, der seit mehr als 60 Jahren am Steuer von großen Maschinen sitzt, wie er sagt, hat ein Holztransportunternehmen in Bergisch Gladbach. Aus der Zeitung hat er von dem festgefahrenen Lastzug am Lüderich erfahren. Auf derartige Lkw-Bergungen ist er spezialisiert, hat unter anderem 2015 einen Lastzug, der seinem Navi nach weit in eine Schonung bei Wipperfeld gefahren, dort steckengeblieben war und umzufallen drohte, herausgeholt.

Bergungsspezialist Hugo Keller hat das nötige Gerät und einen Plan, wie man den feststeckenden Lastzug bergen könnte.

„Auch da hieß es schon: Da muss ein Panzer ran. Quatsch!“, erinnert sich Keller. Und nun am Lüderich? „Hier käme nicht mal ein Kran auch nur in die Nähe“, sagt der Transportspezialist mit Blick auf die schmale steile Trasse, die der Lkw-Fahrer vorigen Freitag heruntergefahren ist, bevor er in einer Kurve steckenblieb.

81-Jähriger will Lastzug mit Unimog bergen

„Irre.“ Keller schüttelt den Kopf. „Warum ist der Fahrer nur immer weitergefahren, wo der Weg doch immer schlechter wurde? Spätestens an dem Steilstück wäre ich doch erstmal zu Fuß gucken gegangen.“

Wie kam der Lastzug in den Steilhang?

Nicht nur Anwohner rätseln, wie der Sattelzugfahrer nur so weit in den steilen Hang der ehemaligen Erddeponie fahren konnte. Mehrfach wird der Weg nach der ehemalige Zufahrt zum Deponiegelände schmaler und steiler. Am Ende muss der Lkw-Fahrer eine mehr als 20 Prozent Gefälle aufweisende steile Piste hinuntergefahren sein, die nicht mal so breit war wie sein Lastzug.

Bis vor einigen Wochen versperrten große Findlinge die Zufahrt zur ehemaligen Deponie. Nachdem die neuen Wege angelegt wurden, die künftig vor allem auch Wanderern wieder das Überqueren des vormaligen Deponiegeländes ermöglichen sollten, verschwanden die Findlinge von der Zufahrt, liegen nun daneben.

Am Mittwoch signalisierte immerhin ein rot-weißes Flatterband vor der Zufahrt, dass hier keine Durchfahrt möglich ist – und insbesondere für Lastzüge böse enden kann. (wg)

Der 81-Jährige will den 40-Tonner mit seinem eigens für solche Einsätze ausgerüsteten Unimog aus dem steilen Gelände ziehen. „Der hat zwei Doppelwinden, die je 20 Tonnen ziehen, und eine Acht-Tonnen-Winde vorne dran: Damit kriegen wir den hier raus.“ Keller schaut, wo er am Lastzug Seile anbringen könnte, um ihn zu stabilisieren. „Beim Rausziehen darf er auf keinen Fall umkippen“, erklärt er.

Schieflage: Einige Räder hängen in der Kurve bereits in der Luft. Bei Regen könnte der Grund weiter nachgeben.

Gemeinsam mit Förster Martin Müller, der seinen verreisten Kollegen vertritt, geht Keller die Trasse ab, über die er den 40-Tonner ziehen würde. „Hier ein paar Sträucher weg, dann müsste es klappen“, zeigt er sich zuversichtlich.

Noch fehlt der Auftrag für eine Spezialbergung

Einziges Problem: Noch ist Keller mit der Bergung nicht beauftragt. Wie berichtet hatte die Umweltbehörde beim Rheinisch-Bergischen Kreis nach einem Ortstermin mit Polizei und Landesbetrieb Wald und Holz das niederländische Fuhrunternehmen ausfindig gemacht, für das der 40-Tonner unterwegs war.

Um den Auflieger zu stabilisieren und vor dem Umkippen zu bewahren, würde Hugo Keller ihn gegebenenfalls seitlich mit Seilen sichern.

„Der Eigentümer ist angehalten, den Lkw zu bergen“, hatte Kreissprecherin Nina Eckardt nach dem Ortstermin zu Wochenbeginn gesagt. Bislang hat sich allerdings vor Ort noch nichts getan.

„Erst muss klar sein, dass die Kosten übernommen werden, sonst kann ich hier nicht anfangen“, sagt Hugo Keller. Was eine solche Bergung kostet? „Kommt auf den Aufwand an“, sagt der Spezialist. „Die bei Wipperfeld hat damals am Ende 5000 Euro gekostet.“ Förster Martin Müller notiert Kellers Kontaktdaten.

Im Kreishaus sieht man „keine Gefahr im Verzug“

Die Koordination im Fall des festgefahrenen Lastzugs am Lüderich liegt bei der Umweltbehörde des Kreises.

Auch im Kreishaus hofft man auf eine schnelle Lösung der Havarie vom Lüderich. „Da jedoch keine Gefahr im Verzug ist, wird dem Eigentümer zunächst Zeit eingeräumt“, erläutert Kreissprecherin Eckardt.

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Nun gibt es dazu vor Ort einen Bergungsunternehmer mit einschlägiger Erfahrung, der die Herausforderung annehmen würde. Bleibt abzuwarten, ob alle Beteiligten zusammenfinden, um die Kuh vom Eis und den 40-Tonner aus dem Steilhang am Lüderich zu bekommen.