Durch die abgeschlossene Wärmeplanung kommen laut Bürgermeister Nicodemus keine rechtlichen Verpflichtungen auf Einwohnende zu.
Plan stehtIn welchen Gebieten Overaths ein Wärmenetz sinnvoll ist

Die Stadtverwaltung stellte den Wärmeplan vor und lud regionale Klimaexperten zum „Markt der Möglichkeiten“ ein.
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Ein Entwurf des kommunalen Wärmeplans für Overath steht. Die Stadtverwaltung stellte ihn zusammen mit der Firma BMU Energy Consulting am Mittwochabend im Bürgerhaus vor.
„Nur weil der Plan schon fertig ist, erwachsen daraus keine unmittelbaren rechtlichen Folgen für die Einwohner“, betonte Bürgermeister Christoph Nicodemus (parteilos). Dazu komme, dass Städte in der Größe von Overath erst 2028 einen Wärmeplan vorlegen müssten. Dass die Stadt so früh dran ist, gebe ihr und den Einwohnenden Planungssicherheit.
Nur vier Stadtteile Overaths für Wärmenetz geeignet
Björn Uhlemeyer von der BMU bestätigte, dass der fertige Plan noch keine Handlungsaufforderung an die Bürgerinnen und Bürger sei. Die Firma habe für die Erstellung des Wärmeplans zwei Hauptfälle untersucht: Ob Häuser in einem Gebiet liegen, das für ein Wärmenetz geeignet ist, oder ob sie in einer Gegend liegen, die dafür nicht geeignet ist. Aus den Untersuchungen habe sich ergeben, dass es in Overath nur vier Gebiete gibt, in denen ein Wärmenetz entstehen könnte.
Das sind der Stadtkern, Vilkerath, Untereschbach und Steinbrück. Häuser, die in den anderen Ortsteilen liegen, seien nicht so gut geeignet, um an ein Wärmenetz angeschlossen zu werden. Hauptsächlich, weil sie zu weit auseinander liegen. Das könne schnell teuer werden, da ein Wärmenetzmeter bis zu 1000 Euro kosten könne. Auf der Webseite der Stadt ist der gesamte Plan einzusehen.

Die roten Gebiete sind für ein Wärmenetz geeignet.
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Häuser in den eher ungeeigneten Gebieten könnten beispielsweise mit Wärmepumpen ausgestattet werden. „Es ist aber auch keine Schande, erst einmal bei fossiler Technologie zu bleiben. Das kommt immer auf die eigene Situation und die Situation des Hauses an“, erläuterte Uhlemeyer. In den Orten, die für ein Wärmenetz geeignet sind, müssten sich mindestens 60 Prozent, besser noch 80 Prozent beteiligen.
Sonst sei ein Ausbau nicht sinnvoll, sagte er. Bis das so weit sei, dauere es noch etwas. In der Stadtratssitzung im Juli könne der kommunale Wärmeplan final beschlossen werden und dann werde es noch bis zu zwei Jahre dauern, um eine endgültige Aussage zu treffen, ob und in welchem Maße ein Wärmenetz in Overath entsteht. Nur weil ein Gebiet geeignet sei, müsse dort kein Wärmenetz entstehen.
Overather Bürger können Fragen zu Wärmeplan stellen
Mit der Veranstaltung habe die Stadt den Bürgern außerdem die Möglichkeit geben wollen, offene Fragen zu klären. Diese konnten sie im Plenum direkt an Uhlemeyer stellen oder an den Ständen des „Markt der Möglichkeiten“. Dort war unter anderem die Agger-Energie vertreten, um Fragen zu energetischen Gebäudesanierung und klimafreundlichen Heizsystemen zu beantworten. Beide Angebote nahmen die Besucher an. Im Plenum wurde beispielsweise geklärt, wie fest die Grenzen der roten Gebiete sind: „Die sind nicht starr.
Wenn ein Haus direkt neben der Grenze steht, könnte es mit an das Netz angeschlossen werden“, sagte Uhlemeyer. Auch wie sich der Plan auf Hauseigentümer auswirkt, die eine neue Gasheizung eingebaut haben, beantwortete er: „Das wäre zum Beispiel so ein Fall, in dem man die fossile Technologie erst einmal weiter nutzen könnte.“ Wenn ein Heizungswechsel noch nicht dringend nötig ist, könnten Eigentümer noch abwarten, wie sich die Netze entwickeln und sich dann überlegen, für welche Heizmethode sie sich entscheiden.
Es meldeten sich auch kritische Stimmen. Ein Besucher meinte: „Mir fehlen die kreativen Ideen. Wir haben mit ein paar Nachbarn zum Beispiel unser eigenes Wärmenetz aufgebaut.“ Uhlemeyer freue sich über solche Projekte, er könne sich aber nicht darauf verlassen, dass „sich Laien zusammen tun und ein Pfeiler der Wärmewende werden“.
Karl Sülz von der Bürgerwerkstatt Umwelt und Klimaschutz war einer der Besucher. Nach der Veranstaltung meinte er, dass ihm Uhlemeyers Einstellung, in bestimmten Situationen erst einmal bei fossilen Technologien zu bleiben, zu „weichgespült“ sei. Man müsse Klimaschutz konsequenter denken, auch auf Übergangslösungen setzen. Er findet: „Wir dürfen kein weiteres CO2 in den Orbit schießen.“