Burgruine in OverathDie Überreste der Burg Großbernsau sollen erlebbar werden
Overath – Es war einst ein mächtiges Adelsgeschlecht, das Haus derer von Bernsau – im hohen Mittelalter waren die Bernsauer Kreuzritter, Geistliche und Herren über weite Landstriche im Bergischen. Heute sind nur noch Spuren des einstigen Glanzes zu sehen, nur noch ein hoher Mauerrest steht, umgeben von einem Wassergraben, im Aggertal gegenüber des Gewerbegebiets Diepenbroich. Die im gotischen Stil erbaute Burg Großbernsau ist nur mehr eine Ruine, es finden sich viele Schutthaufen auf dem Gelände und eine etwa zehn mal acht Meter messende Außenmauer.
Burgruine Großbernsau
Ältestes profanes Gebäude im overather Stadtgebiet
Die Burgruine Großbernsau wurde im 14. Jahrhundert erbaut und ist das älteste erhaltene profane Gebäude in Overath. Älter ist nur die Kirche St. Walburga im Overather Ortskern, deren Ursprünge ins zwölfte Jahrhundert zurückreichen. Urkundlich erwähnt wurden die Ritter von Bernsau erstmals im 13. Jahrhundert. Die Brüder Adolphus, Fridericus und Henricus von Bernsau zogen mit dem Grafen von Berg, Adolf III., in den Kreuzzug. Gerhard von Bernsau, Sohn des Adolphus, war von 1243 bis 1250 kurkölnischer Truchsess. Stammsitz derer von Bernsau war zunächst Altbernsau, gelegen im Aggerbogen nahe Klef. Im 14. Jahrhundert baute die Familie Großbernsau.
Mehrere Männer des Geschlechts dienten als Amtmänner für ihren gräflichen Herrn. Wilhelm IV. von Bernsau kam zu hohen Würden, starb aber ohne männliche Nachkommen, sein Schwiegersohn Goddert von Wylich übernahm Großbernsau. Die Familie genoss weiter großes Ansehen, doch mit dem Tod von Johann Adolf von Wylich 1693 begannen Erbstreitigkeiten. Die Familien von Steinen und von Schaesberg wurden gemeinsam Besitzer der Burg, ab 1782 war Richard von Schaesberg alleiniger Besitzer der Burg, die nun langsam verfiel. Das dazugehörige Grundvermögen blieb bis 1844 gemeinsamer Besitz beider Adelsfamilien und wurde nach der Aufteilung verkauft.
Dennoch ist das Bodendenkmal erhaltungswürdig und Objekt von Forschungen, gerade erst hat das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege mit Sitz auf Gut Eichthal intensiv geforscht und Überreste der einstigen Burg zutage gefördert, die einen tieferen Einblick in das damalige Leben und Wirtschaften geben.
Seit 2017 engagiert
Der Heimat- und Bürgerverein Overath engagiert sich ebenfalls stark für die Burgruine, hat erst 2017 eine Aussichtsplattform für Interessierte geschaffen und nahm es nun auch auf sich, das Gemäuer der Burgruine vom alles überwuchernden Efeu zu befreien. Außerdem will der Heimat- und Bürgerverein gemeinsam mit einem Architekten und dem Amt für Bodendenkmalpflege die Burgmauer sichern, die vielen losen Steine vor allem im oberen Teil der Mauer wieder mit passendem Mörtel befestigen.
Auch der Bergische Geschichtsverein Overath ist lebhaft an der Geschichte von Großbernsau interessiert, der stellvertretende Vorsitzende Manfred Weber kündigte eine neue Veröffentlichung mit den jüngsten Erkenntnissen über die Burg an. Für die Forscher des Amtes für Bodendenkmalpflege und die Freiwilligen des Heimat- und Bürgervereins wurde nun auch ein Steg über den Burggraben gebaut, um den Zugang zu ermöglichen.
Über den führte Klaus Frank, stellvertretender Leiter der Außenstelle Overath des Amtes für Bodendenkmalpflege, das interessierte Grüppchen der Burgbesucher, darunter auch Bürgermeister Christoph Nicodemus. Zunächst ging es zur Vorburg, vermutlich ein Wirtschaftstrakt oder ein früherer Pferdestall, gut zu erkennen noch an der Pflasterung. Dass die Burg Großbernsau vielen Zerstörungen ausgesetzt war, ist an den Schiefersplittern zu erkennen, die einst einfach vom Dach heruntergeworfen wurden, als man das Gebäude abtrug.
Ein Stück weiter ist der Überrest eines Fußbodens zu sehen, er liegt mittlerweile 1,50 Meter tief in der Erde. Frank erläuterte die einzelnen Ausgrabungen, wies jedoch zugleich darauf hin: „Wir werden hier alles wieder zumachen. Die Grabungsstellen sollen wieder unter der Erde verborgen sein.“ Denn sonst, so Frank, würden die Überreste innerhalb weniger Winter von der Witterung zerstört.
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Andreas Koschmann, Vorsitzender des Heimat- und Bürgervereins, schilderte, dass sich für das Freischneiden des Burggeländes meist zehn Personen an zwei oder drei Terminen träfen, es sei schon viel Arbeit, gestand er ein. Dennoch will sich der Verein nun an den Erhalt der noch stehenden Burgmauer machen, dafür ist ein Gerüst erforderlich und die Steine müssen fachgerecht gesichert werden, mit passendem Mörtel, so dass keine Farbunterschiede entstehen.
In welcher Form die Burgruine Großbernsau schließlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann, ist noch nicht entschieden. Sicher ist, dass das historische Gemäuer nicht frei zugänglich sein wird, die Stadt Overath und auch der Heimat- und Bürgerverein denken an mehrere Termine pro Jahr, an denen die Burgruine von Nahem zu besichtigen sein soll.