OverathCDU, FDP und Grüne nominieren gemeinsamen Bürgermeister-Kandidaten
Overath – Alles wie immer? Nicht ganz. Ende Februar/Anfang März haben FDP und Grüne Christoph Nicodemus zum Bürgermeister-Kandidaten gekürt, am 5. März stellte die SPD Amtsinhaber Jörg Weigt auf. Dann aber kam Corona und erst jetzt, zweieinhalb Monate später, konnte auch die CDU zur Tat schreiten.
Seit Donnerstagabend ist klar: Der Rösrather Kämmerer und Beigeordnete Christoph Nicodemus (52) zieht als gemeinsamer Kandidat von CDU, Grünen und FDP ins Rennen, um am 13. September den acht Jahre älteren Amtsinhaber Jörg Weigt abzulösen. Wird er gewählt, das versprach Nicodemus, werde er auch mit seiner Frau nach Overath umziehen.
Für Christoph Nicodemus stimmten in der Aula des Schulzentrums 39 der 41 stimmberechtigten Christdemokraten, zudem gab es zwei Enthaltungen. Es war eine denkwürdige Sitzung: Jeder Teilnehmer, auch Landrat Stephan Santelmann als Gast, hatte seinen eigenen Tisch. Für Toilettenbesuche und das Verlassen der Aula gab es Einbahnregelungen, wer ein Wasser trinken wollte, musste das vor der Tür tun. Die Sache mit dem Wasser bekamen vor allem die beiden Hauptredner der von Kreisgeschäftsführer Lennart Höring geleiteten Wahlversammlung zu spüren: Parteichef Hardy Kohkemper und Christoph Nicodemus wurden die Hälse trocken.
„Als Mensch nett zu sein, reicht nicht aus“
Kohkemper sagte einleitend, die politische Kultur habe sich geändert und die CDU müsse sich dem stellen. Die Partei habe bei der Kandidatensuche den „Faktor Kompetenz in den Mittelpunkt“ gestellt: „Das sind wir den Bürgern schuldig.“ Nicodemus sei Fachmann, habe eine mitreißende Persönlichkeit und habe sich bereit erklärt, gemeinsam zu streiten.
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Kohkemper brachte die Grünen als Kronzeugen gegen Weigt ins Spiel: „Dass wir unzufrieden sind mit Weigt, ist nicht überraschend, dass es die Grünen aber auch sind, sollte überzeugen.“ In Richtung Weigt sagte er: „Als Mensch nett zu sein, reicht nicht aus, um eine Verwaltung zu führen. Es braucht einen Bürgermeister mit einer Vorstellung für die Zukunft, einen Bürgermeister, der den Herausforderungen gewachsen ist. Der sich nicht ewig entschuldigen muss und ab und an auch einmal Fragen selbst beantworten kann.“
Vilkerath, Bahn-Haltepunkt, Wohnraum-Entwicklung
Nicodemus betonte seine Kompetenz als kommunaler Wahlbeamter. Nach der Vorstellung seines Werdegangs ging er auf die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie ein: Die Gewerbesteuer-Ausfälle seien das eine, es drohe aber auch ein „Desaster“ bei der Einkommens- und der Umsatzsteuer: „Wir wissen noch gar nicht, was das Land da macht.“
Dass die Stadt Overath bei ihrem ersten Anlauf in Sachen Integriertes Handlungskonzept gescheitert sei, nannte Nicodemus „dramatisch“. Auch forderte er Konzepte für die weitere Stadtentwicklung: wie sich beispielsweise Vilkerath entwickeln solle, wenn der Bahn-Haltepunkt komme oder welche Angebote man für die vielen schaffen wolle, die im Kölner Stadtgebiet bei der Suche nach Wohnraum nicht fündig würden.
Ein Bürgermeister alleine sei kein „Heilsbringer“, aber wenn man keine Idee habe und keine Mitstreiter, „dann kommt am Ende schlicht nichts heraus“. Nach seiner Wahl konnte sich Nicodemus über gleich zwei Geschenke freuen: Neben dem obligatorischen Blumenstrauß gab es für ihn auch einen 50er-Pack Mund- und Nasenschutz für den Wahlkampf.