Die Stadt braucht dringend eine Ortsumgehung, um ihre Verkehrsprobleme zu lösen. Die Chancen dafür stehen aber schlecht.
Stau, Lärm und SchadstoffeFür weniger Verkehr in Overath, müsste die Hauptstraße zur Einbahnstraße werden

Um das Verkehrsaufkommen zu verringern, könnte die Hauptstraße zur Einbahnstraße umfunktioniert werden.
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Über die Hauptstraße fahren zu viele Autos. Das ist sicher nicht überraschend, steht aber jetzt auch offiziell fest. Das Ingenieurbüro Fischer Teamplan hat als Maßnahme aus dem Integrierten Handlungskonzept (InHK) eine Verkehrs- und Parkraumuntersuchung für Overath durchgeführt. Die hat ergeben, dass der Stickstoffgrenzwert überschritten wird und der Verkehr deutlich zu laut ist.
Außerdem habe die Untersuchung zwei Dinge bestätigt, die vorher „gefühlt“ schon bekannt waren, sagte Overaths Erster Beigeordnete Thorsten Steinwartz.
40 Prozent Durchgangsverkehr in Overath
Zum einen habe die Untersuchung ergeben, dass es auf der Hauptstraße einen „sehr hohen Anteil“ an Durchgangsverkehr gibt. Der liegt bei rund 40 Prozent. Die zweite Erkenntnis sei, dass es nur eine Möglichkeit gebe, die Probleme des Verkehrsaufkommens, des Lärms und des Feinstaubs in den Griff zu bekommen: eine Verlagerung des Verkehrs durch eine Ortsumgehung. Bis die gebaut wird, werde es allerdings noch dauern.
Im Ausschuss für Zukunft, Umwelt, Mobilität und Tourismus stellte Christopher Vogt, Mitarbeiter des Ingenieurbüros, daher auch kurzfristige Handlungsempfehlungen vor, die die Situation auf der Hauptstraße zumindest theoretisch schnell entschärfen könnten. Die Stadt könnte die Geschwindigkeit beispielsweise auf Tempo 30 beschränken.
„Das hilft uns praktisch aber auch nicht viel weiter, weil man zu den Hauptverkehrszeiten nicht schneller als 30 km/h fahren kann“, meinte Bürgermeister Christoph Nicodemus (parteilos).
Die Menge an Fahrzeugen ist das Hauptproblem in Overath
Das Hauptproblem der Straße sei die Menge der Fahrzeuge, bestätigte auch Vogt. Rund 16.000 Autos fahren laut der Verkehrsuntersuchung täglich über die Hauptstraße. Ein großer Teil von ihnen, um Staus auf der A4 und des Kreuzes Köln-Ost zu umfahren. „Der Verkehr ist ein überregionales Problem. Er muss verringert werden, um dauerhaft Ruhe einkehren zu lassen“, erläuterte Vogt.
Eine Möglichkeit dafür sei es, die Hauptstraße als Einbahnstraße auszuweisen. Dadurch hätten Fahrradfahrer und Fußgänger auch mehr Platz auf der Straße und das Unfallrisiko sinke.
Dafür müsse die Stadt theoretisch nur ein Schild aufhängen. Ein „Stolperstein“ sei jedoch die Tatsache, dass die Straße nicht der Stadt gehört, sondern eine Bundesstraße ist. Außerdem gebe es dann weiterhin keine Umgehungsstraße für die andere Fahrtrichtung.
8000 Autos müssten an Haustüren der Overather vorbeifahren
„Dann müssten sich täglich 8000 Autos einen neuen Weg suchen und an den Haustüren von Anwohnern an schmalen Straßen langfahren“, sagte Nicodemus. Diese Variante halte er für schlecht realisierbar.
Auch für die Einbahnstraße bräuchte man die Ortsumgehung. Die stehe zwar schon im Bundesverkehrswegeplan, allerdings nur in der untersten Prioritätsstufe des „weiteren Bedarfs“. Da es sich bei der Hauptstraße um eine Bundesstraße handelt, könne sich die Stadt Overath nicht alleine für eine höhere Einstufung stark machen: „Es wird eine gemeinsame Aufgabe von Verwaltung, Lokalpolitik, aber auch der überörtlichen Politik sein, dieses dicke Brett zu bohren, um eine Höherstufung zu erreichen“, meinte Steinwartz.
Die Untersuchung des Büros werde als Ausgangspunkt dienen, um zu verdeutlichen, wie dringend die Umgehungsstraße benötigt wird. Die Verwaltung habe bereits vor der Veröffentlichung der Ergebnisse mit Straßen.NRW gesprochen, um abzuklären, welche Möglichkeiten die Stadt hat.
Einbahnstraße steht in Overath vor Hindernissen
In den Gesprächen habe der Landesbetrieb bestätigt, dass die Einrichtung einer Einbahnstraße auf einer Bundesstraße nicht „unmöglich ist“, ein Beispiel dafür sei die B 256 im Ortskern Waldbröl. Allerdings könne sie nur dann realisiert werden, „wenn beide Fahrtrichtungen dennoch in einem sehr engen räumlichen Zusammenhang“ gebaut werden können.
Darin liege das Problem in Overath, schilderte Steinwartz: „Das Büro hat zwar theoretisch denkbare Ausweichmöglichkeiten für jeweils eine Fahrtrichtung aufgezeigt und untersucht, diese liegen aber sehr weiträumig und fernab des Overather Zentrums.“ Andere ortsnahe Straßen, die als Ausweichmöglichkeit für eine Fahrtrichtung herhalten könnten, stünden nicht zur Verfügung. Deswegen müsse auch besprochen werden, wo eine mögliche neue Verkehrstrasse am besten lang führen sollte.
Für mittelfristige Verbesserungen der Verkehrsführung seien weitere Untersuchungen und Planungen notwendig. Langfristig müsse die Stadt „beständig am Ball bleiben“ und auf die Höherstufung im Bundesverkehrswegeplan bestehen. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit liegt, dass diese zeitnah genehmigt wird, könne Steinwartz nicht sagen. Der Bürgermeister sehe die Senkung der Schadstoffgrenze als „einzige realistische Chance“, dass die Ortsumgehung für Overath höher priorisiert wird.
Da die Untersuchung eine Maßnahme des InHK war, wurde sie aus Mitteln der Städtebauförderung des Landes finanziert und die Stadt sei dadurch nicht dazu verpflichtet, die Handlungsempfehlungen auch umzusetzen.
Steinwartz: „Sie dient aber dazu, theoretisch denkbare Maßnahmen aufzuzeigen und das konkrete weitere Vorgehen zu ermitteln und abzuwägen.“