Berndard Trauschies räumt in Overath Abfall weg. Daraus entwickelt sich eine Art Hase-Igel-Spiel mit der Stadtverwaltung.
UntereschbachOverather sammelt ehrenamtlich Müll ein – Stadt ist nicht begeistert
Bernhard Trauschies war Banker, ist seit einigen Jahren im Ruhestand und lebt mit seiner Frau in Untereschbach. Der 67-Jährige hat zwei Enkel, mit denen er gern und oft spazieren geht.
Nur leider kann der Rentner das in Untereschbach und Steinenbrück nicht, ohne sich ausgiebig zu ärgern: Müll und Zigarettenkippen, die überall auf Gehwegen, in Grünanlagen und im Rinnstein liegen, sind Trauschies ein großer Dorn im Auge, weswegen er in Eigenregie begonnen hat, etwas dagegen zu unternehmen.
Für mehrere Container des Bergischen Abfallwirtschaftsverbands (BAV) hat Trauschies bereits die Patenschaft übernommen, kontrolliert auf seinen Spaziergängen, wie es rund um die Abfallcontainer aussieht und greift zum Kehrblech, wenn die Flächen um die Container verschmutzt sind.
Doch der agile Ruheständler will noch mehr tun. Er ärgert sich über Müll am Straßenrand ebenso wie auf den öffentlichen Grünflächen und erst recht über die Zigarettenstummel, die achtlos weggeworfen werden und überall herumliegen, besonders an den Bushaltestellen. Regelmäßig ruft Trauschies auch beim Overather Ordnungs- oder dem Bauamt an, um auf herumliegenden Müll hinzuweisen und dessen Beseitigung zu fordern.
Aber der Ruheständler belässt es nicht bei Telefonanrufen, sondern legt selbst auch Hand an: Da seiner Meinung nach die Plastik-Mülleimer ohne Aschenbecher-Aufsatz an den Bushaltestellen in Untereschbach für rauchende Zeitgenossen ungeeignet sind und daher nicht genutzt werden, hat Trauschies eine eigene Maßnahme gegen wilden Müll und insbesondere Kippen gefunden: Er kauft für zwei Euro pro Stück Pflanzringe aus Beton und deponiert diese an Bushaltestellen und anderen häufig verschmutzten Orten.
Idee vom Sportverein Untereschbach
Die Idee habe er vom Sportverein Untereschbach, der habe die Betonkübel auch rund um den Sportplatz aufgestellt. Trauschies überprüft seine Kübel bei seinen Spaziergängen: „Den Erfolg kann man sehen“, sagt der Rentner, „die Pflanzringe als Abfallsammler für Zigaretten werden gut genutzt.“
Allerdings hat sich bei den in Privatinitiative aufgestellten Abfall-Pflanzringen inzwischen so eine Art Hase-und-Igel-Spiel zwischen Trauschies und der Overather Stadtverwaltung entwickelt: Sooft der rührige Rentner – beispielsweise an den Bushaltestellen unter der Autobahnbrücke in Untereschbach – seine Pflanzkübel für die Zigarettenkippen auch aufstellt, so oft werden sie vom Bauhof der Stadt auch wieder abgeräumt.
Overath: Uneinigkeit über Pflanzkübel
Begründung: Die Pflanzkübel im öffentlichen Verkehrsraum seien Stolperfallen für die Bürger und dürften deswegen nicht aufgestellt werden. „Macht nichts“, sagt Bernhard Trauschies, „die kosten nur zwei Euro“. Er fährt unverdrossen fort, die im Baumarkt erworbenen Kippen- und Abfallbehälter in Untereschbach und Steinenbrück an für ihn neuralgischen Punkten zu deponieren. „Ich bin mir klar“, sagt der Senior, „dass ich nicht die Welt ändere und es andere Probleme gibt, aber man muss im Kleinen anfangen.“
10 bis 15 Pflanzkübel habe er schon verteilt, unter anderem steht noch einer am Sülzufer neben einer Bank. Trauschies würde auch gern gemeinsam mit anderen engagierten Bürgern Patenschaften über die Beete am Straßenrand übernehmen, doch vom Rathaus sei er beschieden worden, das sei aus versicherungstechnischen Gründen nicht möglich. „Ich bin von der Arroganz des Bürgermeisters und des Bauhofs sehr enttäuscht“, sagt Trauschies. Dennoch will er weitermachen und gegen Müll und Zigarettenkippen in Untereschbach weiter in privater Initiative angehen – auch mit Beton-Pflanzkübeln.
Der Erste Beigeordnete von Overath, Thorsten Steinwartz, lobt das Engagement des Rentners Trauschies generell, er sei „sehr eifrig“. Es gehe aber nicht an, aus privater Initiative irgendwo im öffentlichen Raum Pflanzkübel zu deponieren, es könne jemand darüber fallen oder es könne zu Vandalismus kommen, bei dem die Pflanzkübel durch die Gegend geworfen würden. „Wir sind in Untereschbach und Steinenbrück dreimal pro Woche zur Reinigung unterwegs“, so Steinwartz, „und sind, glaube ich, auf einem guten Stand.“ Die Reinigung sei nun mal eine öffentliche Aufgabe, und die Pflanzkübel bedeuteten je nach Aufstellungsort eine Gefahr für Personen.
„Dass Herr Trauschies sie teilweise angemalt hat, nützt nachts auch nichts.“ Zum Dreck in den Rinnsteinen, wo Rentner Trauschies beklagt hatte, dass seit Silvester dort nicht mehr gekehrt worden sei, erläuterte Steinwartz, dass dies eine Landesstraße und somit der Landesbetrieb Straßen zuständig sei. Trauschies bekundete, er werde nicht nachlassen und neben seinen privaten Sammelaktionen auch weiterhin die Stadt Overath anrufen, wenn ihm etwas negativ ins Auge falle.