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Personaldebatten und BauprojekteSo wird das Jahr 2020 für die Stadt Overath

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Stadtwerke Overath

Im August nehmen die Stadtwerke Overath die Wasserkraftturbine „Blaue Berta“ in Betrieb.

Overath – Die Stadt ist immer wieder für Überraschungen gut. Weil die alte Kämmerin Cordula Ahlers gegangen ist und Dominique Stölting nicht nahtlos ihre Nachfolge antreten kann, beschließt der Rat 2019 gleich zwei Haushaltspläne: den für 2019 am 20. März und den für 2020 am 11. Dezember. Bemerkenswert sind die Abstimmungsergebnisse: In beiden Fällen Einstimmigkeit, alle fünf Fraktionen geben der neuen Kämmerin grünes Licht.

So einig sind sich die Politiker nicht immer. Kommunale Bauprojekte werden zwar gemeinsam angeschoben, aber um Planungsrecht wird heftig gerungen. Einen Durchbruch besonderer Art erzielen die Politiker im Februar: Da sind sie von sich selbst so genervt, dass sie die Geschäftsordnung ändern. Ab sofort ist um 22 Uhr Schluss. Das wirkt, die Debatten werden kürzer und damit auch für die Zuhörer erquicklicher.

Bauprojekte Die Overather Feuerwehr bekommt gleich zwei neue Gebäude: eine Wache neben dem Rathaus und ein neues Technikgebäude, das mit Liegenschaften für die Jugendwehr kombiniert wird, am Ufer der Sülz in Steinenbrück. Beide Feuerwehrbauten sind mit jeweils einer Rettungswache kombiniert, für die der Kreis zuständig ist. Darüber hinaus entstehen drei neue Kindertagesstätten in Marialinden, Immekeppel sowie im Hauptort und ein Multifunktionsbau mit bezahlbarem Wohnraum und einer Unterkunft für die Tafel.

Schulsanierungen Den vermutlich schwärzesten Tag des Jahres erlebten die Overather Verantwortlichen Mitte Juli: Da erfahren sie, dass ihr bombastisches Integriertes Handlungskonzept beim Land komplett durchgefallen ist. Inzwischen ist ein neuer, abgespeckter Antrag eingereicht worden, doch leider ist das in die Jahre gekommene Schulzentrum nicht der einzige Problemfall in Sachen Schulen.

PCB-Problem Nachdem die Grundschule Heiligenhaus wegen zu hoher PCB-Belastung geräumt und in Pavillons umgezogen ist, wird Monate später bekannt, dass die Turnhalle an der Vilkerather Grundschule noch höhere PCB-Werte aufweist und auch an einer Turnhalle im Hauptort Handlungsbedarf besteht. Die Vilkerather Halle wird neu gebaut, und zum Jahresende legt die Stadt ein Schadstoff-Kataster für alle Schulen vor, das jetzt systematisch und zweckmäßig abgearbeitet werden soll.

Personalquerelen I CDU und FDP wählen mit ihrer Mehrheit den Kreishaus-Juristen Thorsten Steinwartz (CDU) zum Nachfolger des Bau-Beigeordneten Wolfgang Bürger, die Opposition wettert über die „Parteibuch-Entscheidung“. Gleichzeitig mit der Steinwartz-Wahl wird bekannt, dass der Overather Ratsherr Johannes Deppe eine gut dotierte Stelle als persönlicher Referent von Kreisdirektor Dr. Eric Werdel angetreten hat. Deppe ist Vize-Fraktionschef der CDU im Rat, Sohn des CDU-Landtagsabgeordneten und über die gemeinsame Brauchtumspflege im Karneval bestens mit Werdels Ehefrau Nicole (ebenfalls CDU-Vize-Fraktionschefin), bekannt. Öffentlich ausgeschrieben worden ist die Referentenstelle beim Kreis nicht.

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Personalquerelen II Zunächst vergeblich fordert Bürgermeister Weigt neue Stellen für die Stadtverwaltung, da die Aufgaben zugenommen hätten. Vermutungen, in Overath sei die Personalfluktuation besonders hoch, werden durch Recherchen dieser Zeitung widerlegt. Im Dezember bewilligt der Rat doch noch 6,5 neue Stellen. Nun muss die neue Hauptamtsleiterin Kathrin Hinz zusammen mit ihren Kollegen austüfteln, wie die neuen Kollegen in den engen Verwaltungsgebäuden untergebracht werden. Dass bald ein neues Rathaus gebaut wird, ist eher nicht zu erwarten – obwohl es erste Überlegungen und einen möglichen Standort (auf dem alten Busbahnhof der Hauptschule) schon gibt.

Das andere Overath Ein paar Stichworte jenseits der engeren Rathaus-Politik: Eine neue Carsharing-Genossenschaft aus Marialinden bringt die Elektromobilität aufs Land, am Aggerufer entsteht ein privates Seniorengebäude mit knapp 50 Wohnungen, der Heimat und Bürgerverein unterstützt die Forderung, Overath als „Glocken-„ oder sogar „Glockengießerstadt“ zu vermarkten, die Stadtwerke lassen das vom Aggerverband angelieferte Trinkwasser Strom erzeugen, der Discounter Lidl präsentiert in Vilkerath eine neue Filiale, die reichlich Strom und Kohlendioxid einspart, die Initiative „Foodsharing“ in Steinenbrück rettet genießbare Lebensmittel vor der Mülltonne, die bergische Wölfin schlägt sich auch in Overath den Bauch voll und die Stadt beschließt statt einem Klimanotstand eine Energiegenossenschaft und allerlei weitere Dinge.