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50 Jahre am SteuerUli Kreuzer ist seit einem halben Jahrhundert Fahrlehrer in Overath

Lesezeit 5 Minuten
Ein Mann sitzt lächelnd am Lenkrad eines Wagens.

Hat das Steuer seit 50 Jahren fest in der Hand: Fahrlehrer Uli Kreuzer aus Overath.

6.500 Schüler und Schülerinnen hat er seit 1974 durch die Fahrprüfung gebracht. Inzwischen hat Sohn Christian den Betrieb übernommen.

Wenn er auf dem Beifahrersitz eines Autos sitzt, dann tasten die Füße von Uli Kreuzer fast automatisch nach den Pedalen. Ja, auch vor dem Beifahrersitz. Denn mit Fahrschulautos ist er groß geworden. Uli Kreuzer ist Fahrlehrer mit Leib und Seele. Seit mittlerweile 50 Jahren.

Er hat Veränderungen in der Bedeutung des Auto-, Motorrad-, Bus- und Lkw-Führerscheins in fünf Jahrzehnten hautnah miterlebt – und die Ausbildung immer sehr genau genommen. „Weil ich um meine Verantwortung weiß“, sagt der heute 73-Jährige. „Ein Auto ist eine Waffe, damit muss man umgehen lernen, und der Führerschein ist der Waffenschein.“

6.500 Schülerinnen und Schüler hat er durch die Fahrprüfung gebracht

6.500 Fahrschülerinnen und Fahrschüler hat er mit der Fahrschule, die 1967 bereits sein Vater Ewald Kreuzer im Overather Auel gegründet hat, im Laufe eines halben Jahrhunderts durch die Prüfung gebracht. Mit äußerst niedrigen Durchfallquoten. Einmal hat in sechs Jahren lediglich ein Schüler die Fahrprüfung nicht geschafft.

„Dabei waren die Anfangsjahre kaum zu vergleichen mit heute“, sagt Uli Kreuzer und schaut in das mit Technik gespickte Fahrzeug: ABS, Abstandsassistent, Tempomat – all das gab es damals noch nicht. „Ein VW 1500 war unser erstes Fahrschulauto. Es hatte 40 bis 50 PS – und als einzige Sonderausstattung: eine beheizbare Heckscheibe.“

Manche Fahrschüler sind von den vielen Regeln überfordert

Kreuzer muss schmunzeln. „Da ist man heute schon ganz schön verwöhnt.“ Aber auch die Anforderungen an die Fahrer seien gestiegen, und das nicht nur, weil der Verkehr deutlich zugenommen habe. „30er-Zone, verkehrsberuhigter Bereich, an einem Bus mit Warnblinker nur im Schritttempo vorbeifahren – manche Fahrschüler überfordern die zahlreichen Regeln heute“, sagt Uli Kreuzer.

Ein alter Reisebus auf winterlicher Straße, davor steht der Fahrer.

Auch ein Bus gehörte schon früh zur Fahrschulflotte der Kreuzers.

Er bringt sie seinen Schülern nicht nur mit Ausdauer, sondern auch mit einigem Humor bei – Lektionen, die man sich dann merken kann. So stieg er etwa einmal, nachdem ein Fahrschüler dreimal ein Stopp-Schild auf einer immer wieder gefahrenen Runde durch den Ort missachtet hatte, als Fahrlehrer aus und begann demonstrativ das Schild zu putzen. Nach dem Motto: Muss wohl verschmutzt gewesen sein, da es der Schüler so konsequent übersehen hat. Der hatte es dann sofort kapiert.

Eine Fahrschule für alle Klassen

Als Fahrlehrer für Pkw und Motorrad fing Uli Kreuzer 1974 in der väterlichen Fahrschule an, nachdem er zuvor eine Kfz-Mechaniker-Ausbildung absolviert und im Autohaus Hillenberg in Bergisch Gladbach gearbeitet hatte. Rasch erarbeitete sich Uli Kreuzer, der privat auch segelt und einen Flugschein besitzt, zusätzlich die Lizenzen, um Lkw- und Busfahrer zu schulen.

Ein junger Mann sitzt auf einem historischen Motorrad.

1974 fing Uli Kreuzer als Fahrlehrer für Pkw und Motorräder im väterlichen Unternehmen an.

So konnte die Fahrschule Kreuzer als eine von wenigen im Umkreis alle Klassen ausbilden. Auf einem Fahrschulbus, den die Kreuzers früh in ihrem Fuhrpark hatten, durfte man damals noch auch den Lkw-Führerschein machen.

Anfangs machten noch überwiegend Männer den Führerschein

„Als ich anfing, haben noch vorwiegend Männer den Führerschein gemacht, anfangs auch viele Gastarbeiter, die beim Autobahnbau zwischen Vilkerath und Untereschbach beschäftigt waren und einen Lkw-Führerschein brauchten“, erinnert sich Uli Kreuzer.

Ehefrau Karola Kreuzer war von Anfang an mit dabei, hat mit Fahrschülern für die Theorieprüfung gebüffelt und die Fahrschulorganisation gemanagt. „Sonst hätte das auch so nicht funktioniert“, sagt Uli Kreuzer und nimmt die Frau in den Arm, mit der er seit 45 Jahren verheiratet ist.

Sohn Christian stieg 2008 in die elterliche Fahrschule ein

Gemeinsam haben die beiden im Laufe der Jahrzehnte leidlich feststellen müssen, dass die Fahrschülerinnen und -schüler immer weniger Vorwissen mitbrachten. „Viele interessieren sich heute, wenn sie bei den Eltern im Auto mitfahren, nicht mehr so fürs Fahren und den Verkehr“, erklärt sich Sohn Christian, der seit 2008 mit in die elterliche Fahrschule eingestiegen ist, die Veränderung: „Viele sitzen eher da und daddeln am Handy.“

Er selbst wuchs unterdessen quasi im Fahrunterricht auf – und sorgte für staunende Blicke, als er etwa als Vierjähriger im Theorieunterricht einem Fahrschüler vorsagte, wie lang ein Abschleppseil sein darf. Während sein Bruder Sascha Pilot wurde, schlug Christian nach einer IT-Ausbildung und einer Anstellung bei der Stadt Overath ebenfalls eine Fahrlehrerausbildung ein, und hat vor zehn Jahren die Leitung der Fahrschule an der Jahnstraße 10 übernommen. So ist heute der Vater für den Sohn als Fahrlehrer tätig.

Jetzt sitzt schon die Enkelgeneration des Fahrschulgründers im Auto

Dessen Frau Elke ist ebenfalls Fahrlehrerin, die beiden haben sich in der Ausbildung zum Lkw-Fahrlehrer kennengelernt. „Mehr Glück kann man eigentlich nicht haben“, sagt Uli Kreuzer augenzwinkernd und freut sich über die Söhne und Schwiegertöchter ebenso wie über die nächste Generation der Enkel.

Längst drücken an der Jahnstraße 10 schon die Enkel jener Fahrschüler die Fahrschulbank, die einst bei Fahrschulgründer Ewald Kreuzer den Führerschein gemacht haben. Dass die Fahrschule Kreuzer ein Traditionsunternehmen ist, sieht man auch an der Frau mit dem Autoschlüssel im Werbeauftritt, die in ihrem gepunkteten Kleid geradewegs den 60ern entsprungen zu sein scheint – auch wenn sie erst der Enkel des Fahrschulgründers hat zeichnen lassen.

Frauen spielen in der Fahrschule Kreuzer eine wichtige Rolle

Keine Frage: Frauen haben in der Fahrschule Kreuzer schon immer eine wichtige Rolle gespielt – nicht nur als Fahrschülerinnen. Während bundesweit unter den 46.000 Fahrlehrerinnen und -lehrern nur zehn Prozent Frauen seien, habe die Fahrschule Kreuzer vier Fahrlehrer und vier Fahrlehrerinnen, so Christian Kreuzer: „Und Papa natürlich.“

Auch wenn die Kreuzers eigentlich alles fahren und ausbilden können, Christian Kreuzer zudem sogar selbst Fahrlehrer ausbildet und Sicherheitstrainings anbietet – so ganz kommt Uli Kreuzer aus der Elternrolle doch nicht heraus. „Ich bin ja immer froh, wenn der Christian nicht Motorrad fährt“, bekennt er. „Aber auch da ist unsere Familie einfach ein Träumchen.“ www.fahrschule-kreuzer.de