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Welthospiztag„Hits fürs Hospiz“ seit 15 in Rhein-Berg aktiv

Lesezeit 5 Minuten

„Hits fürs Hospiz“ war 2007 dieses Konzert mit den Bläck Fööss überschrieben, aus dem eine breite Bewegung entstand.

Rhein-Berg – Eigentlich sollte „Hits fürs Hospiz“ nur der Titel für ein Konzert sein, das heute vor 15 Jahren nach einem tragischen Todesfall eine Veränderung in der Begleitung Sterbender anstoßen sollte. Eigentlich. Entstanden ist aus dem Konzerttitel allerdings längst eine große Initiative, die mehr bewegt hat als viele vor anderthalb Jahrzehnten auch nur zu hoffen gewagt hätten.

Als Schwester starb, gab es noch kaum Hospizplätze

Drei Jahre vor jenem 25. August 2007 war die Schwester des Overathers Paul Falk unheilbar erkrankt und wenige Wochen nach der Diagnose auf der Station einer Kölner Klinik verstorben.

„Weil es damals zu wenig Hospizplätze gab, musste sie in diesen dunklen, unmenschlich wirkenden Räumen sterben“, erinnert sich Falk. „Da muss sich etwas ändern“, sagte er sich damals – und fing einfach an. Zusammen mit Helmut Bornhoeft aus Bergisch Gladbach gründete er eine Initiative, um Spenden zu sammeln und damit Hospizangebote zu fördern.

Premiere mit 1700 Besuchern in Bensberg

Erste große Aktion war vor 15 Jahren das Konzert mit den Bläck Fööss auf dem Schulhof der Grundschule in Bensberg. „Ich war total überrascht, wie gut das Konzert funktionierte“, erinnert sich Falk an die Fööss, die vor rund 1700 Menschen spielten. Der Erlös ging an stationäre Einrichtungen und ambulant arbeitende Institutionen, die Hospizarbeit leisten.

Der Konzerttitel „Hits fürs Hospiz“ wurde der Name für die gesamte Initiative, die bis heute 1,3 Millionen Euro an Spenden gesammelt hat – und dabei selbst bundesweite Rekorde knackte. Das weiß niemand besser als das Management der Big Band der Bundeswehr, bei dem der Overather Verein „Hits fürs Hospiz“ einen legendären Ruf hat.

Die Bigband der Bundeswehr (hier beim Benefizkonzert 2012 in GL), staunte über die Spenden-Akquise von „Hits fürs Hospiz“.

Das renommierte Orchester spielt oft ohne Honorar, wenn dabei Spendengelder für einen guten Zweck reinkommen. Die Bundeswehr will dann aber auch immer genau wissen, wie viel Geld eingenommen wurde. „Als die Leitung der Big Band 2015 in Bergisch Gladbach auf den Zettel mit der Summe schaute, konnten sie ihren Augen nicht trauen“, erinnert sich Falk:.

190.000 Euro bei einem Benefizkonzert

Beim Konzert für „Hits fürs Hospiz“ auf dem Konrad-Adenauer-Platz waren unfassbare 190.000 Euro zusammengekommen. „Mehr hatte die Big Band der Bundeswehr vorher noch nie eingespielt“, so Falk, „und auch danach nicht mehr erreicht.“

Schwerpunkte der Förderarbeit:

■ Finanzierung von ambulanten und stationären Einrichtungen zur Begleitung und Unterstützung von Betroffenen im Alltag sowie in der Krankheits-, Sterbe- und Trauerphase.

■ Vermittlung ehrenamtlicher Begleiterinnen und Begleiter für die praktische Unterstützung und für Gespräche mit dem Ziel, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

■ Aufbau und Finanzierung lokaler Stellen für die Beratung in lebens- oder krankheitsbedingten Krisen.

■ Bereitstellung behindertengerechter Fahrzeuge, Hilfsmittel und Kommunikationsgeräte.

■ Hilfe zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben durch Transport und Begleitung.

■ Finanzierung von Ferien- und Erholungsmaßnahmen für Familien mit schwererkrankten Kindern.

■ Förderung von Freizeitangeboten für trauernde Kinder und Jugendliche.

■ Tagesausflüge und Kurzreisen mit dem „Bergischen Wünschemobil“.

Weitere Informationen gibt’s im Internet:

www.hits-fürs-hospiz.de

www.bergisches-wuenschemobil.de

Seit 2012 ist „Hits fürs Hospiz“ ein eingetragener Verein. Mit den ersten Spendengeldern, die „Hits fürs Hospiz“ durch große Konzerte erwirtschaftete, wurde das Hospiz am Bensberger Vinzenz-Pallotti-Hospital ausgebaut. Die Konzerte zogen bis zu 5000 Menschen an – wie das Konzert mit den Bläck Fööss und der Big Band der Bundeswehr in Bergisch Gladbach 2015.

Fässchen aus Gaststätten mit der Sackkarre rangeschafft

„Da wurden wir völlig überrannt“, berichtet Falk. „Wir hatten um 20 Uhr kein Bier mehr und mussten Fässchen auf Sackkarren aus den umliegenden Gaststätten ranholen.“ Stets traten die Bands und Orchester ohne Gage auf für „Hits fürs Hospiz“. Sponsoren lieferten Getränke und Würstchen. „Das war immer unser oberstes Prinzip: Es darf nichts kosten“, so Falk.

Zahlreiche ehrenamtliche Helfer und prominente Unterstützer gewinnt „Hits fürs Hospiz“ stets für seine Aktionen.

Bekannte Menschen unterstützen Falk von Anfang an. Als Schirmherren von „Hits fürs Hospiz“ sind aus der Kölner Verlegerfamilie Hedwig Neven Dumont dabei und aus der Politik der ehemalige Bundestagsabgeordnete und Ex-Bundestagsfraktions-Vize Wolfgang Bosbach. Er blickt auf „15 anstrengende, aber auch schöne, erfolgreiche Jahre“ zurück.

Wolfgang Bosbach unterstützt Verein nicht nur ideell

„Mit tollen Veranstaltungen, großzügigen Sponsoren, bei denen wir uns herzlich bedanken. Aber auch vielen Investitionen, die für Menschen am Ende ihres Lebensweges eine große Hilfe sind. So geht es hoffentlich auch in den nächsten 15 Jahren weiter.“ Bosbach unterstützt den Verein nicht nur ideell. Auch sein 125 000-Euro-Gewinn beim Promi-Special von „Wer wird Millionär“ ging 2017 überwiegend auf das Konto von „Hits fürs Hospiz“.

„Wir haben einiges verändern können“, blickt Falk auf die zurückliegenden 15 Jahre. Neben der materiellen Hilfe für Einrichtungen war das vor allem eins: „Wir haben Bewusstsein geschaffen für ein Thema, das zu Beginn noch ein Tabu war.“

Heute fördert „Hits fürs Hospiz“ verstärkt ambulante und beratende Projekte wie das Bergische Wünschemobil.

Dabei hat sich die Zielrichtung des Vereins in den vergangenen Jahren verändert. „Die stationären Hospiz-Einrichtungen stehen mittlerweile durch Fördervereine auf solidem Fundament“, so Paul Falk, „sie können auch ein Angebot leisten, das deutlich hochwertiger ist als, die von den Krankenkassen finanzierten Pflichtleistungen.“ Jetzt unterstützt „Hits fürs Hospiz“ verstärkt ambulante und beratende Projekte.

So ging 2018 das Bergische Wünschemobil zum ersten Mal auf Tour, um unheilbar erkrankten Menschen letzte Herzenswünsche zu erfüllen. 2021 kam ein zweites Wünschemobil hinzu und das Projekt „Familien-Ferien“. Letzteres ermöglicht Familien mit schwersterkrankten Kindern eine Auszeit vom Alltag. „Die meisten könnten sich keinen Urlaub leisten“, erläutert Falk.

Nächstes Projekt für den Herbst in den Startlöchern

Für den Herbst steht das nächste Projekt bereits in den Startlöchern: Ein neues Beratungsangebot für Familien mit lebensverkürzend erkrankten Kindern in krankheitsbedingten Krisen. Hierbei soll den Familien vor allem aufgezeigt werden, welche finanzielle Unterstützung ihnen zusteht. Falk: „70 Prozent dieser Leistungen werden gar nicht abgerufen. Aus Unwissenheit oder aus Hemmungen vor der Bürokratie.“

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Seit 2017 bilden Andreas Stammler und Joachim Liepold mit Paul Falk den Vorstand. Inwieweit Falk selbst künftig noch als Vorstandsvorsitzender aktiv bleiben wird, weiß er heute selbst nicht genau: „Ich bin keine 50 mehr“, sagt der 74-Jährige. Schon seit einiger Zeit ist er dabei, den Verein mit seinen heute 30 Mitgliedern so umzubauen, dass er kürzertreten kann.