Kommentar zu digitalisiertem GotteshausRaum für Zukunft (in) der Kirche in Rhein-Berg
- Die digitale Welt auch ins Gotteshaus zu holen ist richtig und wichtig.
- Genauso nötig sind Angebote wie die barrierefreie Toilette, die in der Heiligenhauser Kirche eingebaut wurde.
- Ein Kommentar.
Wenn Kirche eine Chance haben kann, Menschen in die Zukunft zu begleiten, dann nur, wenn sie ihnen Raum gibt. Und der ist eben 2022 nicht mehr unbedingt das „Jugendheim“ der 60er Jahre oder die „Teestube“ der 70er, sondern der ist für viele Menschen heute auch ein digitaler Raum.
Dass Ehrenamtler in Overath-Heiligenhaus diesen Raum nicht isoliert im Netz oder irgendwo im Keller oder Anbau einrichten, sondern die digitale Welt mitten hineinholen in den Raum, in dem Gottesdienst gefeiert wird, ist mutig – und doch genau der richtige Weg.
Es mag sein, dass es Gemeindemitglieder geben wird, die WLAN, Kameratechnik und eine Videowand für unnötigen Schnickschnack im Hause Gottes halten, aber ist das nicht genauso ein Teil der Lebenswirklichkeit und der Welt der Menschen wie die neu eingerichtete barrierefreie Toilette direkt am Kircheneingang für die, deren Blase nicht mehr einen kompletten Gottesdienst durchhält?
In Heiligenhaus verstehen sich die Verantwortlichen als Vertreter einer Gemeinde aller Generationen – angefangen von denen, für die auch ein Youtube-Video Teil von Gottesdienst sein kann, bis hin zu denen, die auf barrierefreie Hilfen angewiesen sind, um weiter an der Gemeinschaft ihrer Gemeinde teilhaben zu können.
Erste Reaktionen zeigen, dass Gemeinde hinter Veränderung steht
Die ersten Reaktionen von jungen wie auch von älteren Gemeindemitgliedern, die begeistert die Videoclips von der Romwallfahrt der Messdiener im Rahmen der Predigt zur Sonntagsmesse verfolgt und applaudiert haben, zeigt, dass die digitale Neuaufstellung des Heiligenhauser Gotteshauses kein Alleingang engagierter Verantwortlicher des Kirchenvorstands war, sondern von der Gemeinde generationsübergreifend mitgetragen wird.
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Eine Reaktion, die – trotz berechtigter Kritik am Führungspersonal etwa in Köln – nicht Ausdruck von Schwäche, sondern von Stärke der Kirchenbasis ist. Einer Basis, in der zwar etliche dem Erzbischof demonstrativ den Rücken zukehren, nicht aber der Zukunft und ihrer Zukunft in der Kirche. Auch sie sind Kirche. Und: Sie haben die Chance, als engagierter Teil auch Kirche mit in die Zukunft zu nehmen. Wenn man ihnen nur den Raum lässt, ihre Lebenswirklichkeit in die Glaubensgemeinschaft einzubringen – ganz gleich ob barrierefrei oder digital.