Hildegard Fuchs erzählt von der Entdeckung und der Angst vor dem Feuer – und der Beruhigung, die die Feuerwehr brachte.
Wenn das Abendrot plötzlich lodertWie Anwohnende Overaths größten Waldbrand erlebten

In Brombach brannte am vergangenen Donnerstag (3.4.) eine 50.000 Quadratmeter große Waldfläche, die die Feuerwehr zwei Tage lang löschte.
Copyright: Feuerwehr Overath
Hildegard Fuchs hat am Abend vor dem Brand in Overath ein Abendrot gesehen, das sie mit der Handykamera einfing, weil sie es so schön fand. Wie sie berichtet, hat sie am nächsten Nachmittag bei in Brombach ein ähnliches Rot gesehen und auch das fotografiert, bevor sie ihr Grundstück verließ.

Vor Hildegard Fuchs' Haustüre hat es gebrannt. Hier steht sie auf dem gegenüberliegenden Grundstück, vor dem abgebrannten Wald.
Copyright: Alina Bremer
„Als ich später wiederkam, loderte das Rot plötzlich“, erinnert sie sich an den vergangenen Donnerstag. Sie steht in ihrer Auffahrt und blickt auf den Wald gegenüber ihres Hauses. Es fahren immer wieder Autos vorbei, die kurz abbremsen – die Insassen winken.
Das vermeintliche Abendrot entpuppte sich als Feuer, das sich auf 50.000 Quadratmeter ausbreitete – die Overather Feuerwehr stufte es als größten Waldbrand der Stadtgeschichte ein. Von ihrem Haus aus hatte Fuchs einen direkten Blick auf Flammen und Rauch. „Es ist schon etwas anderes, wenn so etwas vor der eigenen Haustüre passiert“, sagt sie.
Die Feuerwehrleute haben uns die Sorgen aber genommen und gesagt, dass sie auch über Nacht bleiben.
Anfangs habe sie schon Angst gehabt, dass der Brand auf die anliegenden Häuser übergreifen könnte „Zum Glück war die Feuerwehr so schnell da. Und das waren ja auch so viele Einsatzkräfte, dadurch haben wir uns sofort sicherer gefühlt“, schildert sie. Die Anwohnenden hätten nur Sorge gehabt, was nachts passieren könnte, nach Abzug der Feuerwehr. „Die Feuerwehrleute haben uns die Sorgen aber genommen und gesagt, dass sie auch über Nacht bleiben. Sie sind dann sogar noch eine zweite Nacht geblieben“, berichtet sie.
Die Einsatzkräfte seien über die gesamte Zeit einfühlsam und freundlich gewesen, sie hätten sich die Bedenken der Bewohner angehört und sie beruhigt. „Nach ein paar Stunden wollte ich ihnen Kaffee bringen, sie haben sich für das Angebot bedankt, aber meinten, dass ich das lieber nicht machen sollte, da ich ihnen nur im Weg stehen würde. Da haben sie natürlich Recht, sie haben ja schnelle Abläufe“, sagt sie. Es sei nur „sehr schwer“ gewesen, zu sehen, dass eine Gefahr vor der Haustüre lauerte, und nichts dagegen machen zu können.
Evakuiert werden musste glücklicherweise keiner der Anwohnenden
Das sei allen Nachbarn so gegangen. „Wir sind zusammengerückt und haben getan, was wir konnten“, berichtet sie. Die Anwohnenden, die weiter oben wohnen, hätten ihre Autos beispielsweise auf dem Hof der Familie Fuchs geparkt, „wir haben genug Platz, da haben alle hingepasst“, sagt sie. Der Nachbar von gegenüber habe mit seinem Trecker sofort Wasser aus der Sülz geholt, „er konnte zwar nicht so viel auf einmal transportieren, aber immerhin etwas“, sagt Fuchs.
Niemand habe evakuiert werden müssen, auch die Nachbarn, deren Häuser sehr nah am brennenden Wald stehen, hätten zuhause geschlafen. „Auf dem Dorf kennt man sich ja so gut, ich habe ihnen auch angeboten, dass sie bei uns schlafen können, aber sie meinten, dann hätten sie keine Ruhe gehabt. Das kann ich natürlich auch verstehen“, berichtet Fuchs.
Abends kam noch die Zeitung. Es wäre niemand böse gewesen, wenn sie an diesem Tag nicht kommt, weil hier ja alles voller Schläuche und Einsatzwagen war.
Über eine Kleinigkeit habe sie sich richtig gefreut: „Abends kam noch die Zeitung. Es wäre niemand böse gewesen, wenn sie an diesem Tag nicht kommt, weil hier ja alles voller Schläuche und Einsatzwagen war“, schildert sie. Morgens sei gar kein Durchkommen gewesen, am späten Nachmittag habe der Austräger es dann doch geschafft.
Fuchs berichtet, dass der Wald in den 1980er Jahren schon einmal stark gebrannt hat. In alten Unterlagen ihres Vaters habe sie Berichte über den Brand entdeckt. Über die anhaltende Waldbrandgefahr mache sie sich schon Gedanken, hoffe aber, dass es bei ihnen vor der Haustüre nicht mehr brennen werde. Das Feuer stecke den Anwohnenden noch immer in den Knochen. Aber: „Wie sagt der Kölner so schön: Et hätt noch emmer joot jejange“, sagt sie und lächelt.
Viele Bäume haben den Waldbrand bei Brombach überlebt
Weniger intensiv hat ein Anwohner der Straße Im Paradies den Brand erlebt. Er möchte nicht, dass sein Name in der Zeitung veröffentlicht wird. Er berichtet, dass an dem Abend ausnahmsweise Ostwind wehte, den hätten sie nur sehr selten. „Deswegen haben wir nicht einmal etwas gerochen“, schildert er. Sie hätten den Einsatz beobachtet, aber keine Angst gehabt, dass das Feuer auch ihre Häuser erreichen würde. „Die Feuerwehr war schnell da und mit vielen Einsatzkräften“, sagt er. Wenn der Brand nachts ausgebrochen wäre, wenn keiner ihn gesehen und gemeldet hätte, wäre er problematisch geworden, meint er. „So haben wir uns keine aber keinen großen Sorgen gemacht. Für die Anwohner unten in Brombach war das aber sicher anders“, sagt er.
Wie Fuchs hat er festgestellt, dass die meisten Bäume überlebt hätten und fast nur das Unterholz und totes Holz von Fällungen am meisten gebrannt habe. Fuchs betont, dass in Wäldern eigentlich strenges Rauchverbot herrsche, „aber es könnte ja auch eine Scherbe oder ähnliches gewesen sein“, meint sie. Der Anwohner der Straße Im Paradies könnte sich vorstellen, dass sich am vergangenen Donnerstag vielleicht jemand nicht an das Rauchverbot gehalten hat. „An einer Stelle steht eine Bank und ein Mülleimer. Ich denke, dort ist das Feuer entstanden und hat sich ausgebreitet“, meint er.