Von einem „OV“-Kennzeichen verspricht sich Overahs Bürgermeister verschiedene Vorteile. Die Politiker gehen nicht mit.
Politik sagt „tschau“ zu „OV“Wieso Overath Chance auf eigenes Kennzeichen ablehnt

Seit 2012 wird in Leverkusen wieder „OP“ als Kennzeichen für Opladen verwendet.
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Manchmal offenbaren Ausschussmitglieder ungewöhnliche Talente, die doch das eine oder andere erstaunte Gesicht bei Kolleginnen und Kollegen hervorrufen. Zuletzt verkündete Eric Renneberg (Grüne) im Ausschuss für Zukunft, Umwelt, Mobilität und Tourismus (ZUMT), dass er alle über 700 Kfz-Kennzeichen in Deutschland auswendig kennt. Auf längeren Autofahrten führe das zu vielen Fragen, wenn Mitfahrerinnen und Mitfahrer sich in einer Gegend nicht mehr auskennen und wissen möchten, für welche Stadt oder welchen Kreis eine Abkürzung steht.
Trotz seiner Begeisterung für Kennzeichen sei er aber dagegen, dass Overath ein eigenes Nummernschild bekommt. Bürgermeister Christoph Nicodemus hatte einen Vorschlag dafür im Ausschuss vorgestellt. Eine Initiative der Hochschule Heilbronn setzt sich dafür ein, dass zukünftig auch mittelgroße Städte in Deutschland eigene Ortskennungen bekommen. Es sei also „eine Option auf eine Option“, sagte Nicodemus.
Overaths Bürgermeister will Chance offenhalten
Für Overath ist das Kennzeichen „OV“ vorgesehen. Also genau die Buchstaben, die die Stadt auch in ihren Logos verwendet. „Ich weiß, dass das nicht das dringendste Problem unserer Stadt ist, aber wir würden uns eine Chance offenhalten, die nicht so oft um die Ecke kommt“, erläuterte er. Diese Kombination habe er so interessant gefunden, dass er die Initiative den Ausschussmitgliedern präsentieren wollte.
Ein eigenes Nummernschild in Aussicht zu stellen, sei möglich, da verkehrsrechtlich derzeit geregelt werde, dass Landkreise mehrere Ortskennungen vergeben können. Mittelgroße Städte, also alle ab 20.000 Einwohnenden, sollten damit die Möglichkeit bekommen, ein eigenes Nummernschild einzuführen. Dabei dürften allerdings keine neuen Kennungen definiert werden.
Das gehe auf die „Kennzeichenliberalisierung“ von 2012 zurück, die es über 300 Kommunen ermöglichte, sogenannte Altkennzeichen wieder einzuführen. Es gebe allerdings keine Verpflichtung, neue Kennzeichen zu führen. Das „OV“ sollte für die Bürgerinnen und Bürger also freiwillig sein. Die, die ihr altes Kennzeichen behalten möchten, könnten das tun und für sie würden keine zusätzlichen Kosten anfallen.
Verschiedene Vorteile durch „OV-“Kennzeichen
Nicodemus sieht die Möglichkeit, dass ein neues „OV“-Kennzeichen, durch die Abgrenzung zu den anderen Städten des Rheinisch-Bergischen-Kreises, die lokale Identifikation der Bürgerinnen und Bürger stärke und ihre Variationen für Wunschkennzeichen erweitere. Außerdem könne es als günstiges Markeninstrument eingesetzt werden, da das Kürzel „OV“ bereits als Markensynonym genutzt werde.
Das könnte laut dem Bürgermeister wirtschaftliche und touristische Vorteile bringen. Denn es präsentiere Overath als „eine lebendige und dynamische Stadt, sowohl bei Einheimischen als auch Besuchern“. Die CDU erklärte, sie verstehe, dass die Möglichkeit „verlockend“ sei, befürchte aber, dass der Verwaltungsaufwand höher ausfallen könnte als angenommen.
Renneberg argumentierte nicht etwa gegen das Kennzeichen, weil er damit noch mehr auswendig lernen müsste – denn wenn alle mittelgroßen Städte eigene Kennzechen bekämen, würde Deutschland die 1000er-Marke knacken. „Ich fände ein eigenes Kennzeichen lustig. Aber ich würde lieber zusammenwachsen, als mich abzugrenzen“, meinte er.
Gerade im Hinblick darauf, dass Nord- und Südkreis noch immer nicht zusammengewachsen sind, solle man an dem festhalten, was einen verbindet. „Das GL ist alles, was uns zusammenhält“, sagte er. Außerdem sei das aktuelle ein „ziemlich cooles“ Nummernschild, da Bergisch Gladbach mit „B“ anfängt, die Kennung sich aber nicht daran orientiere.
Der Ausschuss entschied sich schließlich mehrheitlich dagegen, die Initiative für ein eigenes Kennzeichen zu unterstützen.