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„Bei uns ist alles anders“Womit Overaths Jugendamt aus NRW-Umfrage heraussticht

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann mit einem Kind auf dem Arm und einem an der Hand wirft einen Schatten auf eine mit bunten Handabdrücken bemalte Wand einer Kindertagesstätte.

Dem Jugendamt in Overath geht es gut und steht damit fast alleine in NRW.

Viele Soziale Dienste in Nordrhein-Westfalen sehen sich regelmäßig überfordert. Jugendamtsleiter berichtet, wie er die Lage in Overath einschätzt.

In Overath läuft es – zumindest für das Jugendamt. Denn während der Großteil der Jugendämter in NRW über Überlastung und zu wenig Personal klagt, sieht sich der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) personell gut aufgestellt.

In einer groß angelegten Umfrage des WDR hatte rund die Hälfte der NRW-Jugendämter, die teilgenommen hatten, angegangen, dass ihre ASDs häufig oder sogar dauerhaft überlastet sind.

„Wir kommen uns schon komisch vor, weil wir immer sagen, dass bei uns alles anders ist“, sagte Overaths ASD-Leiter Christopher Heine-Mattick im Jugendhilfeausschuss. Während die Overather sich an die Vorgabe hielten, dass eine Sozialarbeiterin oder ein Sozialarbeiter für maximal 35 Fälle zuständig sein darf, ist es laut der Umfrage in anderen Städten üblich, dass eine Person die doppelte Anzahl bearbeite – oder sogar mehr.

Overather Jugendamt bekommt genug Personal

„Wir haben Glück mit unserer Personalstelle. Wenn es dazu kommen sollte, dass es mehr Fälle werden, bekämen wir auch mehr Personal“, schilderte Jens Volkmer, Leiter des Overather Jugendamts. Diese Kapazitäten, die es in anderen Jugendämtern kaum gebe, ermöglichten es den Mitarbeitenden, präventiv zu arbeiten.

Also nicht nur die dringendsten Notfälle zu betreuen, sondern im Vorfeld Schlimmeres verhindern zu können, berichtete Heine-Mattick. Eine Methode, wie das gelinge, sei zum Beispiel die regelmäßige Sprechstunde am Schulzentrum. Das sei ein vertrauliches Angebot für Schüler, Eltern und Lehrer, das gut angenommen werde.

Bedarf an Sozialarbeit steigt stetig

„Der Bedarf nimmt zu“, meinte Petra Schaun-De Jong (FDP). Sie arbeitet am Paul-Klee-Gymnasium und beobachte besonders seit Corona eine gestiegene Nachfrage an der Arbeit des ASD. „Ein wichtiger Faktor dafür ist Zeit. Ich bin froh, dass wir die in Overath haben“, meinte sie. Denn in vielen Fällen sei es wichtig, dass Jugendliche sofort Hilfe bekämen, beispielsweise im Fall eines möglichen oder gescheiterten Suizides. Vor kurzem habe sie mitbekommen, dass eine Person in dieser Situation sofort Unterstützung bekommen habe und sei dankbar, dass das Jugendamt die Möglichkeit hat, so schnell zu reagieren.

„Wenn bei Kindern und Jugendlichen etwas nicht läuft, kann es schnell um Leben und Tod gehen“, meinte auch Hardy Kohkemper (CDU). Er finde die Sprechstunde an den Schulen als Prävention „genial“.

Die Notlage vieler Jugendämter habe Hans Schlömer (SPD) sehr getroffen: „In den anderen Kommunen muss es eine Katastrophe sein. Ich bin froh, dass das bei uns anders läuft“, sagte er.

Dass das Jugendamt in dieser Lage ist, liege an der „guten Personaldecke“, sagte Heine-Mattick und fügte hinzu: „Dafür möchte ich unseren Vorgesetzten danken.“ Doch auch der ASD-Leiter selbst trage dazu bei, dass es in Overath so rund läuft, betonte der Beigeordnete Mario Bredow: „Das A und O ist es, dass es im Team passt. Das ist bei uns der Fall“, sagte er.