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KrötenwanderungIm Overather Freudenthal sterben zu viele Amphibien auf dem Weg zum Teich

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann steht an einem Amphibienschutzzaun im Wald.

Der steile Hang im Overather Freudenthal erschwert die Rettung der Kröten.

Weil der Hang für Zäune oft zu steil ist, plädieren Artenschützer während der Laichzeit für die nächtliche Sperrung der Straße für Autos.

Claus Steck und sein Team haben am Wochenende etwas vor. Hunderte von Erdkröten und Grasfröschen vermutlich auch. Und wenn alles gut läuft, trifft man sich am Amphibienzaun. Falls es regnet und warm bleibt. Für die Amphibien wäre die Begegnung ein Glücksfall. Denn in Odenthal-Landwehr, in Overath-Freudenthal und in Bergisch-Gladbach-Hebborn hat der Bergische Naturschutzverein, unterstützt von der Biologischen Station und vielen Freiwilligen, wieder Fangzäune für Frösche, Kröten und Lurche aller Art aufgestellt.

Was den Tieren auf dem gefährlichen Weg zu ihren Laichplätzen wie eine weitere von Menschen gemachte, unüberwindliche Barriere vorkommen muss, ist in Wahrheit ihre Rettung. Denn das Team um Claus Steck scheut keine Mühen, damit es die Tiere sicher in ihre Laichgewässer schaffen, um die nächste Generation in die Welt zu setzen. Die größte Gefahr auf ihrer Wanderung ist das Auto.

Besonders viele Tiere werden im Freudenthal überfahren

Und so steht in diesem Jahr  die Situation am Juckerweg im Freudenthal bei Immekeppel im Fokus der Artenschützer. „Hier werden besonders viele Tiere überfahren“, weiß Steck aus den vergangenen Jahren. Hier leben sehr große Populationen. 1800 bis 2000 Tiere, überwiegend Erdkröten, vermutet Steck im Umfeld des Freudenthals. Derzeit ist ihre Wanderung noch nicht im Gange. Erst war es zu kalt, dann zu trocken.

Eine braune Erdkröte sitzt im Laub.

Eine Erdkröte auf ihrem gefährlichen Weg zum Laichgewässer. Artenschützer versuchen, möglichst viele Tiere vor dem Tod zu bewahren.

Nun aber soll am Wochenende der Regen bei milden Temperaturen kommen – und mit ihm die Kröten und Frösche. „Die Tiere kommen dann explosionsartig in großen Wellen“, sagt Steck. Da reichten schon ein oder zwei Autos, um ein Massaker anzurichten. „Dann ist die ganze Straße mit überfahrenen Tieren voll“, bedauert der Artenschützer. Denn der Schutzzaun hat nur eine Länge von 191 Metern, die zu schützende Wanderstrecke misst 841 Meter.

Naturschützer plädieren für nächtliche Straßensperrung in der Laichzeit

Die Topografie in steiler Hanglage oberhalb der schmalen Straße, die von Immekeppel in Richtung Moitzfeld führt, lasse eine Verlängerung des Zauns nicht zu, bedauert Steck. Selbst die Krötenhelfer nutzen ein Halteseil, um sich bei der Bergung der Kröten am Abhang halten zu können.

Steck plädiert daher während der im Frühjahr nur wenige Wochen dauernden Laichzeit für eine vorübergehende nächtliche Sperrung des Juckerwegs für den Autoverkehr. Am Bülsberg in Odenthal hat man damit gute Erfahrungen gemacht. Zwischen 19 Uhr am Abend und 6 Uhr am Morgen wäre dann der Weg gesperrt, der Ortskundigen als Schleichweg gilt, um Staus in Moitzfeld zu umfahren. „Der Berufsverkehr wäre davon nicht betroffen“, wirbt Steck für diese Lösung.

Datenerhebung soll Artenschutzamt und Anwohner überzeugen

Dazu sammeln die Artenschützer neben Tieren nun auch Daten. Sie sollen der Artenschutzbehörde des Rheinisch-Bergischen Kreises als Grundlage dienen, um die beiden betroffenen Städte Overath und Bergisch Gladbach von einer befristeten Straßensperrung zu überzeugen. Eine Umstellung, die frühestens in der nächsten Saison kommen könnte, wäre diese Regelung  auch für die unmittelbaren Anwohner des Juckerweges.

Es sind nicht viele, aber diese Anwohner müssten während der Laichzeit in den Nachtstunden einen großen Umweg über Moitzfeld in Kauf nehmen, wenn sie nach Immekeppel hinunter wollen. Das ist auch Steck bewusst. Er hofft auf Akzeptanz. Einige Anwohner stünden den Plänen schon jetzt positiv gegenüber, seien sogar aktiv auf die Naturschützer zugekommen. Vermutlich, weil es auch für sie nicht schön ist, während der Wanderphase jeden Morgen die zahlreichen platt gefahrenen Tiere auf der Fahrbahn kleben zu sehen.

Auf Einsicht bei den Fröschen und Kröten ist da weniger zu hoffen. Sie nutzten gerne die Straße für ihren Weg, weil sie als wechselwarme Tiere den warmen Asphalt und den leichten Feuchtigkeitsfilm dort schätzten, erklärt Steck. „Die rechnen nicht mit Autos.“ Da stünden 20 Millionen gegen gerade einmal 120 Jahre. Die Amphibienrettung sei keine seltsame Schrulle, sagt Steck. Die Tiere seien wichtige Faktoren der Nahrungskette. „Ohne sie sterben auch andere Arten.“