Alle Gänse müssen rausDie Schließung der Gastronomie stellt Tierhalter vor Probleme
Rhein-Berg – Ihre Gänse sind ihr ans Herz gewachsen. Und trotzdem ist Helen Müllenbach ein bisschen besorgt, ob sie sie alle loswird. Von ungefähr 100 Exemplaren tummeln sich noch etwa 40 auf den Wiesen des Hofferhofs bei Rösrath. Viel mehr als sonst um diese Zeit. Denn der zweite Lockdown in der Martins- und Adventszeit hat auch das Geschäft mit dem Gänsebraten in Mitleidenschaft gezogen.
„Wir hoffen, dass sich noch viele Käufer bei uns melden, glücklicherweise geht der Trend ja dahin, regional einzukaufen,“ ist Helen Müllenbach doch verhalten optimistisch. „Ansonsten wandern sie in die Tiefkühltruhe. Dann bieten wir sie übers Jahr an. Wer sagt denn, dass man Gänsebraten nur zum Ende des Jahres essen darf?“ Das Problem ist: Das Geflügel wird nicht jünger, und irgendwann ist es nicht mehr wirklich lecker. Dieses Schicksal teilt die Gans zwar mit anderen Fleischnutztieren, nur die sind eben keine „Saisonware“. Außerdem: Wenn sie nicht gegessen wird, frisst die Gans selbst. Kost und Logis fürs Federvieh liegt dem Landwirt irgendwann auf der Tasche.
Mindestens 300 Vögel auf Odenthaler Wiesen
Vor dem gleichen Problem steht Robert Lennerts. Auf seinem Gut Oberscheid hält der Odenthaler Bürgermeister mit seinem Bruder Johannes neben anderem Vieh auch Hunderte Gänse. „Es ist schwierig,“ sagt er. „Weil ich viel Gastronomie beliefert habe.“ Mindestens 300 Vögel grasen noch auf den Wiesen bei Odenthal. Glücklicherweise hätten mittlerweile eine ganze Reihe von Gastwirten den Gänsebraten in ihr Außer-Haus-Angebot integriert, sagt Lennerts. Der Olivenhof in Schildgen schickt seine Lieben im Gänsetaxi zu den Gästen nach Hause, frisch zubereitet und mundgerecht serviert, unter dem lustigen Motto „Gans allein zu Haus’“. Letztlich sei er zuversichtlich, den Stall noch leer zu bekommen, irgendwie. Aber anders als Helen Müllenbach ist Robert Lennerts sicher: „Im Januar ist es vorbei mit dem Gänseessen, dann läuft gar nichts mehr.“
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Gut Lachen hat im Moment nur der Dritte im Bunde, Hans-Gerd Eyberg von Gut Schiff in Herrenstrunden. „Wir haben sowieso zu 95 Prozent private Kundschaft, das läuft alles wie gehabt.“ Aber auch er wirbt ganz herzlich für die Gans. „Das ist doch der Klassiker für die dunkle Jahreszeit.“