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Wiederaufforstung in Rhein-BergEine Million Bäume in der Region gesetzt

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Die jungen Eichen werden mit Wuchshüllen vor Wildtieren geschützt.

Bergisch Gladbach – Tief hinein ins Herz des Königsforstes geht es. Dieses Herz blutet, denn der Wald ist krank, schwer krank sogar. Stephan Schütte stapft über die kahle Fläche am Brück-Forsbacher Wanderweg. Vor Borkenkäfern und Stürmen wuchsen hier die Fichten in Massen. Jetzt ist alles abgeräumt.

Der blaue Himmel mit getupften Schäfchenwolken kontrastiert das neue Bild des Forstes. Aus dem oft bedichten „grünen Wald“ sind braune und graue Flecken geworden. Das sind die neuen Farben, in allen deutschen Wäldern. Der Leiter des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft stemmt sich mit seinen Kollegen energisch gegen die Folgen des Klimawandels. In diesen Monaten wird mit Hochdruck überall gepflanzt. Eine Million Bäume im gesamten Regionalforstbezirk. Das Land investiert 2,5 Millionen Euro in die Rettung der heimischen Wälder.

„Hoffnung“, sagt der Fachmann, „habe ich“. Beim Ortstermin am Freitag mit Jürgen Greißner, Leiter des Forstreviers Broichen-Steinhaus in Bergisch Gladbach, geht es um die Zukunft des Waldes. Diese Zukunft wird ein Mischwald sein. „Das hier sind Buchen“, zeigt Schütte auf den „Nachwuchs“, vor allem Hainbuchen sind neu gepflanzt worden. Der „Nachwuchs“ ist etwa anderthalb Meter groß und reckt sich nach drei Jahren im „Kindergarten“ der Baumschule neugierig in die Höhe. Jetzt stehen die Schößlinge im großen Königsforst, mit 600 „Kollegen“ auf einem Hektar. Die Fläche, die südlich der bekannten Kaisereiche liegt, ist zehn Hektar groß.

Das Regionalforstamt

Das Regionalforstamt mit seinem Sitz in Eitorf im Rhein-Sieg-Kreis betreut eine Waldfläche von etwa 34.000 Hektar. Laubwald prägt die Wälder im Rhein-Erft-Kreis, Nadelwälder, vor allem die Fichten, dominieren im Rhein-Sieg-Kreis. Rekultivierte, meist junge Wälder gibt es in der nördlichen Ville und in der Jülich-Zülpicher Börde, Folge des Braunkohleabbaus.

Entstanden ist hier in den letzten Wochen eine „Trupp-Pflanzung“. Das ist ein neuer Ansatz der Forstleute, mit dem auf den Rodungsflächen ein gesunder, starker Mischwald nachwachsen soll. Das geht so: Hier ein Trupp Jungstämmchen auf sechs mal sechs Metern, gerne Eichen und Buchen. Dann ein Abstand von 15 Metern. Dann der nächste Trupp. Dazwischen eine kleine Vogelkirsche. Die freibleibenden Zwischenstücke sollen auf natürliche Weise besiedelt werden. Der Wind trage die Samen von Birken, Weiden, Lärchen und Kiefern an. „Entstehen soll ein Mischwald mit mindestens sechs verschiedenen Baumarten“, erklärt Schütte. Mit einem Mischwald könne den Herausforderungen des Klimawandels am ehesten getrotzt werden.

Kahle Flächen sind im Königsforst nach der Abholzung der Fichten entstanden.

Die Pflanzung im Königsforst steht für die Forstleute exemplarisch. Im Kottenforst bei Bonn oder im Siebengebirge sei die Situation ähnlich. „Den Wald sich selbst überlassen, geht auch nicht“, erklärt Schütte. Durchsetzen würden sich nur die schnellwachsenden Buchen. „Eichen hätten keine Chance mehr.“ Das Wachsen im Wald ist auch ein Verdrängungswettbewerb. Schütte sagt dazu: „Mischen, mischen, mischen. Nur wer breit streut, rutscht nicht.“

Die zarten Wurzeln einer neugepflanzten Eiche.

Die Fichten allerdings kommen nicht zurück. „90 Prozent sind vom Borkenkäfer befallen“, meint Greißner, der täglich im Königsforst unterwegs ist. Einige wenige überlebten in sumpfigeren Gebieten. Die Trockenheit der vergangenen drei Sommer mit ihren „stehenden Hitzewellen“ habe die von den Preußen im 19. Jahrhunderte in die Wälder gebrachten Fichten schutzlos gemacht.

Auch Stiel- und Traubeneichen sollen künftigen Trockensommern widerstehen. Diese Bäumchen, die benachbart auf eher trockenem Boden wachsen, sind kaum größer als 50 Zentimeter und wirken sehr, sehr zart. Aber sie tragen immense Kraft in sich: „Das wird hier im Sommer grün explodieren, eine grüne Hölle“, sagt Schütte voller Optimismus.

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Einige der ganz kleinen Exemplare sind mit grünen Wuchsfüllen geschützt. Das hält Wild fern. Die Trupp-Pflanzung bedürfe dabei der intensiven Pflege. Die Forstamtsleiter meinen dabei nicht das Bewässern und Düngern; dafür brauchen die Jungbäume keine Unterstützung. Werden die Bäume größer und größer, muss die Mischung weiter stimmen. Bei konkurrierenden Jungbäumen greifen die Förster behutsam ein.

Die Aufforstung nach den großen Schadens-Jahren ist für Schütte und Greißner eine Aufgabe für Generationen, in allen Wäldern des Landes. Bis der gewohnte „Waldcharakter“ zurück sei, dauere es sicher drei Jahrzehnte. Eine Prachteiche, wie an vielen Stellen im Königsforst zu sehen, wachse 80, 90, 100 Jahren.