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GeldproblemeGeschichtsverein Rhein-Berg will selbstständig werden

Lesezeit 4 Minuten
Vorsitzender Lothar Eschbach (l., mit Michael Müller) in den neuen Räumen des „Geschichte-Lokals“.

Vorsitzender Lothar Eschbach (l., mit Michael Müller) in den neuen Räumen des „Geschichte-Lokals“.

Hauptverein und Ableger Rhein-Berg streiten miteinander. Jetzt gibt es einen juristischen Konflikt um Austritt oder Kündigung.

Die rheinisch-bergische Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins mit Sitz in Bensberg will künftig eigene Wege gehen. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der Abteilung fand sich eine Mehrheit der Anwesenden, die dafür stimmten, aus dem Gesamtverband auszuscheren, um künftig selbstständig als Verein zu agieren.

Dies bestätigte Lothar Eschbach, Vorsitzender der (bisherigen) Abteilung Rhein-Berg. „Wir sind der selbstständige Verein Bergischer Geschichtsverein Rhein-Berg“, sagte er. So und nicht als Abteilung habe man sich vor Jahrzehnten auch gegründet, erklärte Eschbach und verwies auf ebenfalls selbstständige Geschichtsvereine in der Nachbarschaft, etwa Rösrath und Kürten.

Finanzielle Nöte als Trennungsgrund

Als Trennungsgründe werden hauptsächlich finanzielle Nöte ins Feld geführt, „dringender Handlungsbedarf“ um das Überleben des Vereins zu sichern. Zehn Euro pro Mitgliedsbeitrag gehen an den Gesamtverband, bisher waren das ein Viertel aller Mitgliedsbeiträge. Als Gegenleistung, so die Kritik, bekomme man „Druckerzeugnisse“ des Hauptvereins.

Vermisst habe man hingegen fachliche Unterstützung bei der Neuaufstellung der Abteilung Rhein-Berg und des Geschichte-Lokals in der Kadettenstraße in Bensberg, zudem grundsätzlich ein Bewusstsein des Gesamtvereins für die schwierige Lage fast aller Abteilungen und Strategien zur Verbesserung.

Bergischer Geschichtsverein hat immer weniger Mitglieder

„Die Zahl der Mitglieder ist in den vergangenen Jahren von 600 auf unter 400 gefallen“, berichtete Eschbach aus der Abteilung Rhein-Berg, eine Entwicklung, die bei dem Bensberger die Alarmglocken schrillen ließ. Inzwischen habe sich die Lage aber etwas stabilisiert. Es sei sogar gelungen, im vergangen Jahr 27 neue Mitglieder zu gewinnen.

Ob der Alleingang der Rheinisch-Bergischen ein historischer Schritt ist, das ist derzeit noch ungewiss. Umstritten ist er auf jeden Fall, auch in der Abteilung selbst, in der nicht alle die Trennung vom Gesamtverein befürworten, hauptsächlich aber im Gesamtvorstand.

„Das ist juristisch nicht durchsetzbar“, sagte Prof. Wolfgang Hasberg auf Nachfrage dieser Zeitung zur Entscheidung der Rhein-Berger. Selbst die Begrifflichkeit sei schwammig geblieben, meinte er. Unklar sei, ob die Mitglieder nun über einen Austritt oder eine Kündigung abgestimmt hätten, so der Historiker. Hasberg nahm selbst an der Sitzung teil, da er pikanterweise seit Jahren Mitglied in der Rheinisch-Bergischen Abteilung ist, die sich nun die Unabhängigkeit auf die Fahne geschrieben hat.

Austritt ist unwirksam

In den vergangenen Jahren hatten die Rheinisch-Bergischen viel auf den Weg gebracht: Sie hatten das Geschichte-Lokal ins Zentrum von Bensberg gerückt und technisch aufgerüstet, hatten für das Forschungsprojekt zum Bensberger Erzrevier erhebliche Fördergelder erschlossen, die bergische Kultur der Streuobstwiesen ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt, bei städtischen Planungen den Denkmalschutz vertreten und vieles mehr.

Gleichgültig, ob man es nun Austritt oder Kündigung nenne, so der Gesamtvorstandsvorsitzende, beides sei nicht satzungskonform und damit „unwirksam“, so Hasberg: „Eine Abteilung kann sich nicht loslösen. Das sieht die Satzung nicht vor.“

Das mache auch Sinn. Denn die Abteilung Rhein-Berg, die auch von den Vorteilen des Gesamtvereins, etwa von Drittmitteln profitiere, selbst wenn sie in den letzten zwei Jahren nur teilweise oder verspätet ihren Beitrag an den Hauptverein abgeführt habe, sei ausdrücklich als Abteilung des Hauptvereins gegründet worden. Die einzige Möglichkeit für eine Abteilung, die sich selbstständig machen wolle, bestehe darin, sich aufzulösen und sich als selbstständiger Verein neu zu gründen, meinte der Gesamtvorsitzende.

Die Angelegenheit liege nun beim Amtsgericht. Sollte das Gericht die Sachlage anders beurteilen, werde der Bergische Geschichtsverein Klage erheben, um den Vereinsnamen zu schützen, kündigte Hasberg an: „Der Gesamtverein kann nicht dulden, dass eine Abteilung austritt und den Namen Bergischer Geschichtsverein behält.“ In diesem Fall müsste sich auch Hasberg eine neue Abteilung suchen, um Vorsitzender im Gesamtvorstand zu bleiben. Denn laut Satzung des Hauptvereins muss er dafür zwingend einer Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins angehören.


Der Bergische Geschichtsverein

Der Bergische Geschichtsverein (BGV) ist mit aktuell rund 3650 Mitgliedern einer der größten regionalen Geschichtsvereine in Deutschland. Er gliedert sich in 15 Abteilungen vom niederbergischen Erkrath, über Wuppertal, Remscheid und Solingen bis nach Oberberg und auch die Abteilung „Rechtsrheinisches Köln“ gehört dazu. Der Verein wurde 1863 in Elberfeld (heute Wuppertal) gegründet und ist damit einer der ältesten seiner Art. In der Stadt an der Wupper ist auch heute noch der Sitz des Gesamtvereins.

Er hat die Erforschung der Regional- und Ortsgeschichte des Bergischen Landes und seiner Nachbarregionen zum Ziel, die Veröffentlichung und Vermittlung von Forschungsergebnissen sowie die Denkmal- und Mundartpflege. Unter anderem gibt der BGV dreimal im Jahr die Publikation „Romerike Berge“ heraus. Der erste Vorsitzende des Gesamtvereins ist der Historiker Prof. Wolfgang Hasberg von der Universität Köln. Er ist seit Jahren auch Mitglied der Abteilung Rhein-Berg. www.bgv-gesamtverein.de