Die Cederwaldmühle steht dort, wo Bergisch Gladbach eine neue Grundschule plant. Historiker setzen sich für Erhalt der Industrieanlage ein.
Abriss befürchtetGeschichtsverein Bergisch Gladbach will Cederwaldmühle in neue Schule integrieren
Die Geschichte der Papierfabrikation in Bergisch Gladbach ist nicht nur die Firmengeschichte von Zanders an der Alten Dombach und später an der Gohrsmühle. Auch andere Betriebe nutzten das Wasser der Strunde für die Papierherstellung.
Zu ihnen gehörte die Cederwaldmühle, gelegen zwischen Cederwald und Cederwaldstraße. Bis 1972 war sie noch in Betrieb, fertigte Kartons und Faltschachteln. Dann beschlossen die Inhaber der Firma Weig, die die Mühle 1931 übernommen hatten, das Unternehmen komplett nach Mayen bei Koblenz zu verlegen, wo es heute noch ansässig ist.
Nachdem die Firma die Produktion verlegte hatte, verfielen die Gebäude
Während die Firma am neuen Standort expandierte, verfielen die Gebäude der alten Mühle in Bergisch Gladbach immer mehr. Durch die angestrebte Überplanung des Zanders-Geländes, an dessen westlichem Rand die Relikte der Cederwaldmühle liegen, seien die Zeugnisse der Gladbacher Industriegeschichte vom Abriss bedroht, sorgt sich der Bergische Geschichtsverein. Denn hier, auf dem ehemaligen Fabrikgelände des Papierunternehmens Weig, könnte die geplante neue städtische Grundschule entstehen.
Mit Blick auf die lokale Wirtschafts-, Sozial- und Architekturgeschichte wirbt der Geschichtsverein dafür, Teile der noch existierenden Gebäude zu erhalten und in den geplanten Schulkomplex zu integrieren. Denn zumindest die Giebel- und Fassadenstruktur mit Eingangsbereich gelte als „erhaltens- und denkmalwürdig“.
Auf dem Gelände ist eine neue Grundschule geplant
Wie berichtet, plant die Bergisch Gladbacher Verwaltung in der Innenstadt die neue „Grundschule 21“, erforderlich aufgrund des starken Zustroms, insbesondere nach Gronau. Zwischen 2028 und 2030 soll der endgültige Standort für die 21. städtische Grundschule bezogen werden können – auf dem Zanders-Gelände, wo ein ganzes Stadtviertel neu entstehen soll, mit Wohnungen für rund 2900 Menschen und ebenso vielen Arbeitsplätzen.
„Zur Konversion eines Geländes und zur zukunftssicheren Gestaltung eines Quartiers“ zähle auch die Aufgabe, historisch prägnante und „charakteristisch-markante Zeugen einer die Stadt so prägenden Industrie“ für künftige Generationen zu erhalten, werben die Lokalhistoriker für eine Planung, die nicht nur auf die Abrissbirne setzt, sondern Vorhandenes in Neues einbindet. So kann man sich vorstellen, Teile der historischen Fassaden in einen neuen Schulkomplex zu integrieren.
Nur noch wenig erinnert an die vielen einstigen Mühlen an der Strunde
„Die Reste der Cederwaldmühle einfach abzuräumen und ersatzlos in die Geschichtsbücher zu verfrachten, das kann nicht das Ziel der Herangehensweise sein“, kritisiert Lothar Eschbach, Vorsitzender der Abteilung Rhein-Berg. Außer dem Papiermuseum in der Alten Dombach und den Zanders-Gebäuden in der Stadtmitte existiere kaum noch etwas, was an die Historie der Mühlen der Strunde erinnere.
Die Geschichte der Firma lasse sich noch am früheren Firmenstandort ablesen: „Prägend ist ein Backsteingiebel mit eindrucksvollen Fenstern; hinter dem Eingang mit noch alter Tür befand sich offenkundig so etwas wie ein Kontor mit anschließendem sehr ausdrucksstarkem Treppenhaus, das mit seiner Holztreppe ein Zeugnis der jahrhundertelangen Nutzung abgibt“, so Eschbach. Ebenfalls bemerkenswert sei die Fassade eines gegenüber liegenden Gebäudes, das die örtliche Industriegeschichte repräsentiere.
Der Geschichtsverein schlägt zudem vor, der neuen Schule den Namen „Moritz-J.-Weig-Schule“ zu geben und damit die Erinnerung an den „Gründervater eines sehr erfolgreichen Unternehmens der Papierindustrie dieser Stadt“ wach zu halten. Vielleicht, so hofft der Geschichtsverein, sei die Firma in Mayen, die stolz auf ihre Wurzeln in Bergisch Gladbach sei, sogar als Patin für die Schule zu gewinnen.