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Gondeln über Rhein-BergHelfen Seilbahnen gegen den Verkehrsinfarkt?

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Noch sind die Seilbahn-Gondeln am Bensberger Rathaus eine Fotomontage.

  1. Mehrere Projektanträge beschäftigen sich derzeit mit Seil- und Schwebebahnen.
  2. Helfen Seilbahnen gegen den Verkehrskollaps in Rhein-Berg?
  3. Wir haben uns die Ansätze angeschaut: Wie realistisch ist die Umsetzung?

Bergisch Gladbach – Eine Seilbahn steht nie im Stau. Über der Straße schweben die Gondeln und bringen ihre Passagiere sicher und schnell ans Ziel. Seilbahnen, aber auch Schwebe- und Hochbahnen sind gerade groß in der Diskussion, als Gegenmittel gegen den Verkehrsinfarkt. Köln, Wuppertal, Bonn – Überall wird über neue Seilbahnen gesprochen.

Auch in Rhein-Berg gibt es Ansätze, in Gladbach, Kürten und Overath. Die Zeiten, als Seilbahnen nur auf Berggipfeln führten, sind lange vorbei. Als bergische Berühmtheit verkehrt die Wuppertaler Schwebebahn seit mehr als 110 Jahren.

Seilbahn gerade nicht passend

Im Prinzip sei eine Seilbahn auch eine prima Ideen, findet die Stadtverwaltung in Bergisch Gladbach. Aber gerade nicht passend. Im Rathaus liegt seit einiger Zeit tatsächlich ein Vorschlag für den Bau einer Seilbahn auf dem Tisch. Die Gondeln könnten von Bensberg über den Technologiepark Moitzfeld bis nach Herkenrath und Kürten-Spitze führen.

Die Idee greift über in die Pläne für eine Stadtbahnverlängerung, exakt auf gleicher Linienführung in Vorplanung mit einer Machbarkeitsstudie. Angeregt hat die Seilbahn-Idee die Fraktion der Linken/BP, die ebenfalls eine Machbarkeitsstudie vorschlägt. Die Fraktion verweist auf die Konzepte der Regionale 2025 Bergisches Rheinland und die erwartete deutliche Zunahme der Pendlerströme in den nächsten Jahren.

Seilbahn erzeugt wenig Emissionen und kann Touristenmagnet sein

Für den Umweltausschuss am 15. Mai tritt die Stadtverwaltung aber stark auf die Bremse. Eine Machbarkeitsstudie, wie jüngst fürs Frachtsystem Cargocap, soll es nicht geben. Natürlich seien Seilbahnen ein „kostengünstiges und flächenschonendes Instrument“, um Menschen von A nach B zu befördern.

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Seilbahnen stießen wenig Emissionen aus und entlasteten die Straßen und auch die Schienen. Und sie könnten die Attraktivität einer Stadt steigern und als Touristenmagnet dienen. Beispiele dafür gibt es, in Köln und in Koblenz. Gerade wird in Köln über eine Nord-Süd-Variante über den Rhein nachgedacht, in Bonn und in Wuppertal (vom Bahnhof zum Uni-Campus) rücken Seilbahnprojekte in greifbare Nähe.

Negative Argumente überwiegen zur Zeit

Jetzt kommt allerdings ein großes „Aber“ der Verwaltung. Im ab Mai vorliegenden „Agglomerationskonzept“ der Region (Agglomeration: Ballungsraum) werde Bensberg beziehungsweise der Autobahnanschluss in Moitzfeld als „bedeutender Regioumstieg“ ausgewiesen.

Voraussetzung dafür sei eine „Beschleunigung“ der Stadtbahnlinie 1 und die Einrichtung einer Mobilstation (P&R-Parkplatz mit ÖPNV-Anschluss usw.). Konzepte für Co-Working (anzumietende Büro-Arbeitsplätze) im Technologiepark oder in Kürten-Spitze könnten über die Regionale geplant werden. Bei einer Seilbahn müssten hingegen Pendler erneut umsteigen und das Verkehrsmittel wechseln. Das kostet Zeit, die ein Pendler nicht hat.

Ein weiteres Gegenargument: Aus den Gondeln lasse sich in Wohnungen und Gärten blicken. „Die Exposition einer Seilbahn erlaubt dem Nutzer Sichtweisen und Einblicke, die nicht nur positiv zu bewerten sind“, wird diese Problematik beschrieben. Auch der Schattenwurf der Seilbahn könne problematisch sein.

CDU will Seilbahn mit Fernbushaltestellen verbinden

Der politische Antrag ist bereits der zweite, der ein schwebendes Verkehrsmittel den Gladbachern schmackhaft machen soll. Im Regionale-Ideenspeicher liegt die aus Kürten kommende Idee, eine Hochbahn von Kürten-Spitze über Herrenstrunden bis zum S-Bahnhof Bergisch Gladbach zu führen. Ähnliche Gedankenspiele hat es auch im Verein Strundetal e.V., schon gegeben.

Denkverbote dürfe es nicht geben, meinen die Antragsteller von der CDU Kürten und wollen das Ganze mit Haltepunkten für Fernbusse verknüpft sehen. Was draus wird, bleibt abzuwarten. Aus dem Pool an Ideen hat es das Hochbahn-Projekt bislang nicht weiter geschafft. Übrigens ähnlich wie visionäre Gedankenspiele aus Overath, eine 20 Kilometer lange Seilbahn über Much nach Hennef zu führen. Oder wenigstens von einem neuen Pendlerparkplatz zum Overather Bahnhof.

Als Empfehlung für die Gladbacher Seilbahn liegt folgender Beschluss auf dem Tisch: Statt einer Machbarkeitsstudie soll in Abstimmung mit den umliegenden Kreisen und Kommunen ein „integrierter und intermodaler Ansatz“ verfolgt werden. Wichtigstes Ziel: die Ertüchtigung der Linie 1 mit Bensberg als zentralen „Mobilitätsknoten“ für die Region. Dabei solle auch die Möglichkeit eines Seilbahn-Baus geprüft werden. Starke Unterstützung sieht anders aus.