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Rhein-Berg-KreisEigener Pool im Garten ist der Renner in diesem Sommer

Lesezeit 4 Minuten
Pool Rhein Berg

Familie Schneiders im neuen Pool

Rhein-Berg – Unterm Sonnenschirm am Pool dösen, zwischendurch erfrischen im kühlenden Wasser, die Sprungtechnik der Arschbombe verfeinern oder auf der Luftmatratze liegen und von Beckenrand zu Beckenrand treiben. Das ist Urlaubsgefühl pur und leidenschaftlicher Ferienspaß. Damit der Sommer ohne Urlaubsreise in der Corona-Pandemie nicht völlig baden geht, suchen viele Familien nach geeignetem Ersatz. So entpuppt sich der eigene Pool im Garten als ein Renner dieses Sommers.

Die Auftragsbücher der Fachbetriebe im Schwimmbadbau sind übervoll. „Es ist der Wahnsinn“, beschreibt es Joachim Behr, Inhaber der Firma B+S Schwimmbadtechnik in Bergisch Gladbach.

Längere Lieferzeiten

Swimmingpools seien nahezu ausverkauft. Der Unternehmer erlebt eine besonders hohe Nachfrage nach Zubehörteilen für private Schwimmbecken. „Da hat sich unser Umsatz verdoppelt“, sagt Behr.

Wie sehr sich die Lieferzeiten für Fertigpools verzögern, erfahre er ebenso wie Privatleute: „Sogar unsere Zulieferer kommen kaum nach.“ Ein im April bestellter Fertigpool – vier Meter breit, acht Meter lang – sollte bis Ende Mai da sein. Behr: „Das klappte nicht. Wir können den Pool erst Ende August einbauen.“

Mit einem Restposten und gut fünf Wochen Lieferzeit hatten Elmar Schneiders, Sprecher der Bergisch Gladbacher Feuerwehr, und seine Familie Glück. Pool statt Urlaub. „Wir haben es als gemeinschaftliches Familienprojekt gestartet und unsere Urlaubskasse in den neuen Pool investiert“, erzählt er. Das achteckige Schwimmbecken im Bausatz, 4,50 Meter im Durchmesser und 1,30 Meter Wassertiefe, sei an die Terrasse angebaut worden. Schneiders ist begeistert: „Wir nutzen den Pool jetzt etwa drei Wochen und können von der Terrasse aus direkt reinspringen.“

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Ein Pool im Bau: Die Styroporsteine werden nach dem Aufbau mit Beton verfüllt und müssen 28 Tage trocknen, erklärt Guido Killen.  

Die Freudenrufe beim Sprung ins klare Wasser kennt auch Guido Killen aus Kürten. Als Gartengestalter hat der Unternehmer seit fünf Jahren den Poolbau mit im Portfolio. „Bis Mitte nächsten Jahres keine Chance“, sagt er über seinen vollen Kalender.

Doppelte so viele Pools

Der Kürtener ist Inhaber der Firma „Bergisches Steindesign“: „Acht Pools habe ich dieses Jahr schon gebaut. Normal waren es sonst drei bis vier“, sagt Killen. Seine Kunden hätten sich entschieden, mehr Zeit zu Hause zu verbringen. Ersparnisse würden in Heim und Garten investiert. Ein Pool von sieben mal vier Metern mit 1,5 Metern Wassertiefe koste mit allem Zubehör mindestens etwa 35 000 Euro, rechnet Killen vor. „Rasen und Terrasse müssen angeglichen werden. Das ergibt schnell eine Bauzeit von acht bis zehn Wochen.“

Es geht auch preiswerter: „Ein einfaches Rundbecken mit etwa fünf Meter Durchmesser gibt es für 3000 bis 4000 Euro“, erläutert Mario Trömpert, Schwimmbad-Spezialist im Bergischen Land und der Region. Doch auch der Unternehmer aus Wiehl macht wenig Hoffnung auf ein schnelles Angebot: „Deutschland ist ausverkauft im Schwimmbadbereich.“

Mit Beginn der Corona-Krise habe auch er Angst gehabt, ob sein Familienbetrieb wirtschaftlich durchhält. Es kam zum Glück anders. Trömpert: „Wir haben dreimal so viele Anfragen wie in früheren Jahren.“

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Dazu gehöre nicht nur der Verkauf und Bau von Pools, auch Beratung und Service zu Technik und Pflege sei gefragt. „Die Leute kaufen sich einen Bausatz, fangen an und stehen dann vor einem Scherbenhaufen“, erklärt Trömpert. Das hört auch der Schwimmbadtechniker Behr immer wieder: „Spätestens wenn das Wasser im Pool plötzlich grün ist, rufen sie bei uns an.“

Weltweit am Markt vertreten ist die Firma grando in Bergisch Gladbach. „Mein Vater hat 1963 die erste automatische Poolabdeckung entwickelt“, berichtet Bert Granderath, der gemeinsam mit seinem Bruder Frank das Unternehmen in der dritten Generation führt. Der Betrieb arbeitet mit dem Schwimmbad-Fachhandel zusammen. „Wir haben unser bestes Jahr, das wir je hatten“, sagt Grandrath zur Auftragslage.

„Zusätzlicher Kick“ in der Branche spürbar

In Haus und Garten wird verstärkt investiert. Diesen Trend stellt der Bundesverband Schwimmbad & Wellness in Köln fest. „Seit drei Jahren entwickeln sich die Zahlen im privaten Schwimmbadbau positiv. Dieses Jahr ist ein zusätzlicher Kick spürbar“, erklärt Verbandssprecher Dieter C. Rangol. Einfache Aufstellbecken mit weniger als einem Meter Wassertiefe und einem Preis von weniger als 1500 Euro, seien in Baumärkten und im Online-Handel im Mai/Juni ausverkauft gewesen. Im Jahr 2019 gab es davon laut Rangol bundesweit 1,2 Millionen Becken.

Die Zahl der eingebauten Pools mit Beton- oder Stahlbecken belaufe sich auf rund 560 000, hinzu kommen 132 500 private Hallenbäder. „Die Zinsen bleiben niedrig, das Reisen ist schwierig. Wir erhoffen uns vom Sommer 2020 einen Mitnahmeeffekt ins kommende Jahr“, sagt Rangol. (dr)

Mehr als 700 000 private Pools gebe es grob geschätzt in Deutschland. „Dieses Jahr verzeichnen wir ein großes Plus in Deutschland, der Schweiz und den USA. Dafür lief es in Spanien und Italien durch Corona weniger gut“, erläutert der Unternehmer. Der Trend ist klar: „Die Menschen machen es sich zu Hause nett. Und mit dem schönen Wetter haben sie noch mehr Freude daran.“