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Leidende KüheBergische Milchbauern bangen wegen neuer Hitzewelle um Existenz

Lesezeit 3 Minuten

Für viele Höfe wird das Wetter zur Nagelprobe: Milchbauer Stephan Bremer in Kürten.

  1. Nicht nur wir Menschen schwitzen bei der Hitze, auch die Tiere leiden unter den Temperaturen
  2. Hinzu kommen schwindende Vorräte und vertrocknete Felder
  3. Landwirt Stephan Bremer erklärt, welche Probleme die Sommerhitze mit sich bringt

Rhein-Berg – Bei dieser Bullenhitze wollen die Kühe nicht raus. „Die haben schon ab 20 Grad Stress“, sagt Landwirt Stephan Bremer und schiebt die Grassilage in die Futtertröge. Der Schweiß rinnt ihm von der Stirn, im Stall ist es alles andere als kühl. Bei knapp 40 Grad in diesem Sommer werde es für die Tiere nahezu unerträglich, im Freien zu stehen.

Jetzt lässt Bremer die Wiederkäuer nachts auf die Weide. Wenn sie denn wollen. Hufe vertreten, ein bisschen Spazieren gehen. Das tut auch der bergischen Milchkuh gut. „Die Stalltüre steht deshalb offen.“ Nur einige wenige Jungtiere hat er an diesem Hitzetag draußen.

„Die stehen alle unter einem Baum im Schatten.“ Die pralle Sonne ist den Wiederkäuern nicht zuzumuten.

Wenig  bis kaum Ertrag

Die Klimaveränderung lässt auch die bergischen Milchbauern klagen. Ihnen gehen die Futtervorräte aus, langsam, aber sicher. Die Wiesen und Weiden verdörren. Statt sattem Grün sieht es hellgelb aus. Halme wachsen keine mehr seit Ausbruch der Hitzewelle. Das Grünlandfutter ist aber existenziell für die Milchlandwirte, um aus eigenen Vorräten die Kühe zu versorgen. Für viele Höfe wird das Wetter in den nächsten Wochen deshalb wohl zur finanziellen Nagelprobe. „Der erste und der zweite Grünschnitt im Frühjahr waren ganz in Ordnung“, sagt Gisela Jandel, Geschäftsführerin der Landwirtschafts-Kreisstelle in Lindlar. Was danach noch an Grünschnitt gekommen sei, habe wenig bis kaum Ertrag gehabt.

Bei der großen Hitze bleiben die Kühe überwiegend im Stall.

Stephan Bremer, der mit seinem Vater im Weiler Kombach südlich des Hauptortes Overath einen Familienhof bewirtschaftet, hat es ähnlich erlebt. Ein dritter Schnitt im Juni – „da war es schon zu heiß und zu trocken“. Eigentlich habe man da nur einen Pflegeschnitt fürs Grün vorgenommen.

Wegen Hitze 2018 keine Vorräte

Viel fürs Futter sei das nicht gewesen. Er und seine Kollegen bräuchten aber dringend Futtervorräte, um die Tiere durchzubringen. 165  Kühe stehen auf dem Hof, und sie alle müssen mit Grünfutter versorgt werden. Sind die Silospeicher leer, muss für teures Geld nachgekauft werden. „Dann müssen alle Landwirte nachkaufen, und der Preis geht nach oben“, erklärt Bremer. Er hofft, dass es nicht so weit kommen wird. Wegen des Hitzejahres 2018 mit seiner mauen Ernte gibt es keine Vorräte, auf die zurückgegriffen werden kann. Von den zur Neige gehenden Vorräten berichtet auch die Geschäftsführerin der Kammer. „Das kann problematisch werden in den nächsten Wochen.“

2017 habe der niedrige Milchpreis zu schaffen gemacht. 2018 und 2019 die Dürre. Stephan Bremer setzt auf ergiebige Regenfälle. Die Hoffnung stirbt zuletzt für den jungen Landwirt. Ein gleichbleibender Landregen über mehrere Tage sei das, was sich alle wünschten. Aber das sei nicht in Sicht. Ein kräftiger Gewitterregen auf den Feldern könnte die gröbste Not lindern.

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Landwirte in Sorge wegen Maisernte

Auch beim Mais schauen die Milchbauern in diesen Tagen ganz genau hin. Viele bauen die Kolbenfrucht an, als Ergänzung zum Grünfutter. „Die Pflanzen stehen ganz gut“, weiß der Overather Landwirt. Entscheidend seien aber die Kolben, die etwa die Hälfte des Maisfutters ausmachten. „Und die werden in den nächsten Wochen gebildet.“ Bleibt es so trocken, litten auch die Kolben und der Maisertrag werde dramatisch zurückgehen. „Das ist das, wovor viele Landwirte Angst haben.“

Zusätzlich sorgt das sonnige Wetter dafür, dass kaum Gülle auf die Felder ausgefahren wird. Das geht nur bei Regen. Bremer legt die Stirn in Falten. Die Gülle könnte das nächste Problem der bergischen Milchbauern sein.