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VerunsicherungIn Rhein-Berg läuft der Glasfaserausbau schleppend – das sagen Experten dazu

Lesezeit 4 Minuten
Glasfaserkabel liegen in einem Stromkasten.

Der Glasfaserausbau in Rhein-Berg läuft schleppend.

In diesem Jahr sollen 40 Prozent aller Haushalte in Rhein-Berg ans Glasfasernetz angeschlossen werden.

Der Glasfaserausbau in Deutschland geht nur schleppend voran. Das gilt auch für Rhein-Berg: Bisher sind lediglich 20 Prozent aller Haushalte ans Glasfasernetz angeschlossen. „Ziel ist es, dass wir dieses Jahr auf 40 Prozent kommen und irgendwann ein flächendeckendes Netz haben“, sagte Marco Andres-Gilles, Breitbandkoordinator des Rheinisch-Bergischen Kreises.

Dabei zählten für den Kreis alle Haushalte als angeschlossen, bei denen ein Glasfaserkabel vor der Haustüre verläuft, egal ob der Anschluss genutzt wird, oder nicht. Gemeinsam mit der Verbraucherzentrale möchte der Kreis auf die Vorteile des Breitbandausbaus hinweisen – und Tipps geben, worauf die Rhein-Berger beim Glasfaseranschluss achten sollten.

Denn nur Glasfaseranschlüsse seien zukunftssicher, erklärte Andres-Gilles. „Der Bandbreitenbedarf wächst exponentiell“, sagte er. Leistungen, die jetzt noch ausreichten, könnten in zwei bis drei Jahren schon zu wenig sein. „Es geht auch darum, an der digitalen Welt teilhaben zu können“, ergänzte er. Gerade ältere Leute würden argumentieren, dass sie an dieser Welt gar nicht teilhaben möchten, die Leistung, die sie gerade haben ausreicht oder keine Baustelle mehr vor der Türe haben möchten.

Stefanie Vogt, Brigitte Becker, Dr. Erik Werdel und Marco Andres-
Gilles stehen nebeneinander.

Stefanie Vogt, Brigitte Becker, Dr. Erik Werdel und Marco Andres- Gilles (v.l.) werben für Glasfaser.

Doch besonders für Eigentümer sei ein Anschluss wichtig: „Zukünftig wird es schwer werden, ein Haus ohne Glasfaseranschluss zu verkaufen. Oder Wohnungen zu vermieten. Eine der ersten Fragen von neuen Mieten ist meistens, ob es einen vernünftigen Internetanschluss gibt“, sagte Kreisdirektor Erik Werdel. Auch er möchte den Breitbandausbau im Kreis vorantreiben. Für Arbeitnehmende, die im Home Office arbeiten sei stabiles Internet unverzichtbar. Oder für Familien mit mehreren Kindern, die parallel im Internet unterwegs sind.

Wer die Möglichkeit habe, sich kostengünstig einen Anschluss ins Haus zu legen, sollte das also zeitnah tun, sind sich die Experten einig. Noch liefen Bundesförderprogramme, die den Anschluss kostenlos in die Häuser der Antragssteller legen würden.

„Aber auch wenn sich jemand umentscheidet und doch noch einen Anschluss haben möchte, auch wenn das Förderprogramm ausgelaufen ist, ist das jederzeit möglich“, sagte Andres-Gilles. Dazu müsse man sich bei dem Netzbetreiber seiner Wahl melden und angeben, dass noch nachträglich ein Anschluss gelegt werden solle. Das würde dann allerdings zwischen 800 und 3500 Euro kosten, je nachdem, wie groß der Anbieter sei.

Anbieter bekommen in Rhein-Berg nicht genug Kunden

Dass es in Rhein-Berg so lange dauert, die das Glasfasernetz auszubauen, hänge mit der Ausbauquote zusammen. Damit Anbieter die Anschlüsse auch wirklich verlegen, bräuchte es meistens eine bestimmte Anzahl an Haushalten in einer Straße oder in einem Viertel, die bereits vorab einen Vertrag mit dem Netzbetreiber abschließen. Wenn nicht genügend Verträge zusammenkommen, ziehen sich die Anbieter zurück. „Und dann müssen wir wieder jemand neuen suchen, der sich bereiterklärt, die Anschlüsse in den Gebieten zu verlegen“, erklärte Werdel. So würden sich die Abläufe immer weiter verzögern. Und gerade für die abgelegeneren Gegenden sei es oft schwer, Unternehmen zu finden, die die Aufträge annehmen.

Da vor allem unbekanntere Unternehmen Glasfaseranschlüsse anbieten, greifen sie auf die altbewehrte und immer noch am erfolgversprechendste Verkaufsmethode, dem Haustürgeschäft, zurück. „Klar, wenn sich keiner kennt, musst du dich irgendwie bekannt machen“, sagte Stefanie Vogt, Beraterin der Verbraucherzentrale NRW. Auch die bekannten Unternehmen würden ohne diese Methode nicht auskommen. Allerdings gäbe es im Umgang mit Haustürvertretern einiges zu beachten.

Vorsicht bei aufdringlichen Haustürvertretern

Viele würden die Situation sicher kennen: Aufdringliche Vertreter drängen überraschte Mieter oder Eigentümer dazu, überhastet einen Vertrag abzuschließen. „Wir empfehlen, sich nicht unter Druck setzen zu lassen“, sagte sie. Besser sei es, sich ein Angebot einzuholen, das mit anderen zu vergleichen und noch einmal in Ruhe über den Vertragsabschluss nachzudenken. „Es kommt auch immer wieder vor, dass Vertreter den Menschen glatte Lügen auftischen“, berichtete die Beraterin.

So würden die Verkäufer beispielsweise erzählen, dass die Kupferkabel in den nächsten Jahren entfernt werden würden und die Bewohner dann keinen Internetzugang mehr hätten. „Das wird nicht passieren und selbst wenn so etwas geplant werden würde, würden die Anbieter per Post darüber informieren und sicher nicht an der Haustüre“, sagte sie. Und falls man sich doch zu einem Vertrag drängen lassen hat, könne man diesen immer noch zwei Wochen lang widerrufen. Das gelte auch für Verträge, die im Internet abgeschlossen wurden.

Weitere Informationen gibt es bei der Verbraucherzentrale Rhein-Berg oder der Breitbandkoordination Rhein-Berg und im Internet.

Worauf Verbraucher auch achten sollten: Einige Anbieter würden mit günstigen Preisen Kunden anlocken. „Oft gelten diese aber nur für das erste halbe Jahr und danach wird es oft mehr als doppelt so teuer“, sagte Vogt. Darum sollten Kundinnen und Kunden besonders das Kleingedruckte lesen. Und prüfen, was sie wirklich brauchen. „Einige Unternehmen bieten viel zu viel Leistung für Privatpersonen an“, sagte sie. Und je mehr Mbit man beziehe, desto teurer werde der Vertrag.