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Neue Kulturreferentin von Rhein-Berg„Einen Schritt nach dem anderen gehen“

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Charlotte Loesch moderiert „Gitarrissimo“.

Rhein-Berg – 30 Jahre lang hat Susanne Bonenkamp als Referentin die Kulturarbeit des Rheinisch-Bergischen Kreises geprägt. Mit Charlotte Loesch ist eine junge Nachfolgerin ins Amt gekommen.

Sie sind jetzt seit Oktober neue Kulturreferentin des Rheinisch-Bergischen Kreises. Wenn man sich den Terminplan der Veranstaltungen ansieht, stellt man allerdings fest, dass bis Ende 2019 schon alles festgeklopft ist.

Charlotte Loesch: Das gibt mir glücklicherweise die Möglichkeit, die vielen guten Formate erst einmal kennenzulernen und anzukommen. Zum Teil möchte ich daran gerne anknüpfen und sie weiterentwickeln. Denn ich bringe natürlich auch eigene Erfahrungswerte mit und bin eine andere Person und Generation als meine Vorgängerin. Daraus ergibt sich dann automatisch etwas Neues, wenn es an der Zeit ist.

Was denn zum Beispiel?

Das sind zunächst eher Kleinigkeiten. Ich möchte die erfolgreiche Teilnahme am Rheinischen Lesefest Käpt“n Book ausweiten, und über neue Kooperationen mit dem Bensberger Museum spreche ich mit der Leiterin Sandra Brauer. Interessant finde ich auch ein Förderprogramm „Dritte Orte“, das unter anderem Bibliotheken zu Kulturzentren machen soll. 2020 geht es dann ja vor allem um Beethoven, und da sind wir dabei, die Musikakteure des Kreises an einen Tisch zu bekommen. Wenn jeder die Neunte spielen würde, wäre das stinklangweilig. Spannender finde ich, Stockhausen und Beethoven in Dialog zu bringen.

Zur Person

Charlotte Loesch ist für ihre Arbeit in den Kreis gezogen und lebt jetzt in Bensberg.

Hobbys: Natürlich Kultur! Insbesondere leidenschaftliche Theater- und Opernbesucherin, aber auch Wandern in der Natur, Literatur, Zeit mit Familie und Freunden verbringen, Klassisches Ballett und Yoga – aber in letzter Zeit kommt leider der Sport viel zu kurz.

Was ich hasse: Kochen. Aber ich esse dafür sehr gerne.

Werdegang: Geboren am 9. November 1986 in Bonn, Studium der Germanistik, Vergleichenden Literatur- und Kulturwissenschaft, evangelischen Theologie in Mainz und Bonn, Praktika im Kulturbereich, Hilfskraft am Lehrstuhl für evangelische Religionspädagogik, 2014-2018 Geschäftsführerin des interdisziplinären „Zentrums für Religion und Gesellschaft“ (ZERG) der Universität Bonn. Ein exemplarisches und persönliches Highlight hier: Theaterproduktion mit den Studierenden in Kooperation mit dem Theater Bonn. 2018 Lehrpreis der Universität Bonn.

Wie sehen Sie Ihre Rolle dabei: Eher als übergeordnete „Behörde“ oder als eine Art Sammelbecken für Akteure und Ideen?

Tatsächlich ist es beides. Vielen ist gar nicht bewusst, dass wir auch konkrete Aufgaben vom Land haben, nämlich Fördermittel abzurufen. Da ist die Voraussetzung, dass es ein Büro gibt, das diese Anträge bewertet, weitergibt und die Mittel dann wieder verteilt. Dabei sehen wir uns als Dienstleister für die Akteure der Region, die das als Einzelne oft gar nicht leisten könnten.

Wie viele Stellen gibt es zum Abschöpfen für regionale Kulturförderung?

Die Förderlandschaft ist riesig, und wir sind eine Art Lotse durch den Dschungel. Da gibt es Bund, Land oder Stiftungen. Wir überlegen: Wo könnte ein Projekt reinpassen? Helfen bei Anträgen oder Kalkulation. Wir haben zwar nur ein kleines Budget, setzen aber viele Drittmittel um und machen sie fruchtbar.

Was bedeutet für Sie persönlich die aktive Teilnahme am Kulturleben der Region?

Ich bin viel unterwegs, auch auf Abendveranstaltungen und am Wochenende. Das gehört ja auch dazu, Leute und Projekte kennenlernen. Und ich genieße es.

Sie müssen sich auch ein Bild machen davon, was es so alles gibt.

Das Angebot ist unfassbar breit, von der Hochkultur bis hinein in die Familienbildung. Auch die Kirchengemeinden und Schulen sind superaktiv.

Haben Sie so etwas wie ein kulturelles Konzept?

Ich würde sagen, Breitenförderung ist das Schlagwort. Alle sollen partizipieren dürfen. Es ist ein schwieriger Spagat, Angebote zu schaffen mit denen man schon die Kinder abholt. Toll finde ich das Landesprogramm Kultur und Schule und die KulturScouts Bergisches Land. In unserem Büro ist die Geschäftsstelle für die ganze Region angesiedelt. Das Programm ist sehr beliebt, und wir möchten es gern ausweiten: mehr Museen, mehr Schulen dafür begeistern.

Dann geht es weiter mit Expedition Heimat, mit den Ausstellungen ...

Ziel ist, alle Altersgruppen und Milieus abzudecken. Expedition Heimat ist für andere interessant als Gitarrissimo.

Dann haben wir noch die ganz intellektuelle Schiene, das Forum Ost-West.

Genau. Ich gebe zu, Format und Thema sind etwas sperrig, es geht um 30 Jahre Mauerfall. Aber gleichzeitig bemühen wir uns auch um eine Praxisebene, indem wir Begegnungen schaffen zwischen Deutschen und Polen mit einem Konzert am Ende. Dann haben wir das Polen-Mobil, das soll Schülern die Geschichte Polens nahebringen. Man muss mal schauen, wie sich das entwickelt. Für meine Generation oder Jüngere ist das Thema etwas weiter weg.

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Wir haben jetzt viel über Kontinuität gesprochen. Aber es gibt doch sicher auch ein paar eigene Ideen?

Das stimmt. Ich habe sehr viele Ideen! Zum Beispiel einen Kulturbus, der zu unterschiedlichen Themen unterwegs ist. Ich finde, die Kultur muss zu den Menschen kommen, gerade in einer ländlich geprägten Region. Eine große Rolle wird das Thema Digitalisierung von Kulturangeboten spielen.

Die Website des Kulturbüros könnte ein Refresh vertragen, aktueller und ausführlicher werden.

Da sind wir dran.

Ihr Leidenschaftsthema?

Ich bin ein großer Fan der Schultheater, da wird Tolles geleistet. Ein Traum ist ein Schultheater-Festival im Kreishaus mit einer Preisverleihung. Sie sehen: Es mangelt nicht an Ideen, aber es ist besser einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Ziel ist, ein nachhaltiges, stimmiges Konzept zu bekommen. Das braucht Zeit und Kenntnis.