Auch in CDU warnen Stimmen davor, das Amt durch einen Allgemeinen Vertreter zu ersetzen und Werdel quasi abzusetzen.
Überzeugung bröckeltPlan in Sachen Kreisdirektor stößt in Rhein-Berg auf Kritik – auch aus Reihen der CDU
Nicht allein in der Öffentlichkeit, in der Kreisverwaltung und bei politischen Beobachtern stoßen die Pläne von CDU und Grünen, an diesem Donnerstag um 17 Uhr in der Kreistagssitzung im Kreishaus das Amt des Kreisdirektors qua Satzungsänderung abzuschaffen und damit dem Amtsinhaber Dr. Erik Werdel (CDU) den Stuhl vor die Tür zu setzen, auf Widerstand – auch in den Reihen der Christdemokraten selbst artikuliert sich nun offen Widerstand.
Schwarz-Grüne Mehrheit scheint zu bröckeln
„Wenn Herr Werdel nichts Neues hat, stimme ich da nicht mit“, sagt ein Mitglied der Kreistagsfraktion, das lieber nicht genannt werden möchte, im Gespräch mit dieser Zeitung. Die schwarz-grüne Mehrheit für das Vorhaben scheint – auch angesichts des großen Gegenwinds – zu bröckeln.
Ob sie heute Abend in der Kreistagssitzung stehen wird, scheint deutlich unsicherer als noch Ende September, als diese Zeitung die Pläne der schwarz-grünen Kreistagsmehrheit zur Abschaffung des Kreisdirektors und seine Ersetzung durch einen (anderen) Allgemeinen Vertreter des Landrats öffentlich gemacht hatte.
Overather CDU warnt schon länger
Schon damals habe die CDU Overath der Kreistagsfraktion gegenüber ihre Bedenken geäußert, meldet sich am Mittwoch Overaths CDU-Fraktionschef Oliver Hahn zu Wort und verweist auf ein Schreiben von Overaths CDU-Stadtverband und Stadtratsfraktion an die CDU im Kreistag von Anfang Oktober.
Darin heißt es unter anderem: „Wir halten diese beabsichtigte Änderung für einen grundsätzlichen strategischen Fehler. Zudem ist sie unseres Erachtens im Hinblick auf die fachliche Kompetenz und persönliche Integrität des derzeitigen Amtsinhabers nicht zu rechtfertigen.“
Eine schlüssige Erklärung haben beide Fraktionen nicht geliefert
Damals warnten die Overather Christdemokraten bereits davor, dass eine Abschaffung des Kreisdirektors sich „unmittelbar auf die Akzeptanz der politischen Entscheidungsträger und auch des Landrats auswirken“ werde. Das schade auch der CDU insgesamt, so die Overather mit Blick auf die damalige Welle des Protests und Unverständnisses über die Pläne von CDU und Grünen im Kreistag.
Eine schlüssige Erklärung haben die beiden Fraktionen wie berichtet auch für den kurzfristig zum heutigen Kreistag eingebrachten Antrag nicht geliefert. Erneut wies CDU-Fraktionschef Johannes Dünner diese Woche darauf hin, dass man keinen „Langstreckenläufer“ wolle, der auf acht Jahre gewählt wird und damit über eine Wahlperiode hinaus im Amt sei. Der stattdessen vorgesehene neue Allgemeine Vertreter des Landrats Stephan Santelmann (CDU) kann hingegen jederzeit vom Kreistag berufen und wieder abberufen werden.
Vor 15 Jahren hat CDU genau entgegengesetzt gargumentiert
Auffallend ist, dass die CDU vor 15 Jahren – damals noch unter Holger Müller – genau entgegengesetzt für eine Beibehaltung des Kreisdirektors argumentiert hatte, eben weil dieser für Kontinuität sorge, da er über eine Wahlperiode von Kreistag und Landrat hinaus im Amt bleibe.
Auch damals sprang bei der politischen Entscheidung ein verdienter Mitarbeiter über die politische Klinge: Kreiskämmerer Udo Wasserfuhr wäre gerne Allgemeiner Vertreter des Landrats geworden, was dieser auch befürwortete. Doch die CDU wollte den damals nach Weggang von Oliver Wolff vakanten Posten des Kreisdirektor, den Wasserfuhr nicht übernehmen konnte, da er kein Jurist war und damit die Voraussetzungen nicht erfüllte, unbedingt neu ausschreiben.
Am Ende ging Wasserfuhr zum Verkehrsunternehmen RVK – und der Kreis verlor einen profilierten, erfahrenen leitenden Mitarbeiter. Wenn sich bis zur Kreistagssitzung nichts mehr weiter bewegt, droht das an diesem Donnerstag erneut.