Wie die Kreispolizei Rhein-Berg, Städte und Gemeinden Motorradunfälle verhindern und Motorradlärm veringern wollen.
Neue Schilder aufgestelltPolizei Rhein-Berg will mit Unfallbildern Motorradfahrer bremsen
An viele Verkehrsschilder gewöhnen sich Auto- und Motorradfahrerinnen und -fahrer. An diese sollen sie sich nicht gewöhnen: Bilder von schwer beschädigten Unfallmotorrädern sind darauf zu sehen. Darüber die Frage „Überschätzt?“ oder „Alles im Griff?“
Damit diese Schilder ihre mahnende Wirkung nicht verlieren, hängen Kreispolizei sowie Städte und Gemeinden die Warnhinweise nicht nur über den Winter ab und montieren sie erst zum Start der Motorradsaison wieder. Diesmal haben sie auch die Motive und Slogans der unterschiedlichen Schilderstandorte getauscht und – wie an der Serpentinenstrecke in Odenthal-Blecher – neue Aufstellorte hinzugenommen.
Seit fünf Jahren gibt es in Rhein-Berg die gemeinsame Aktion von Kreispolizei, Städten und Gemeinden, die von der Volksbank Berg unterstützt wird. Unter dem Motto „Rase nicht – Mehr Sicherheit auf dem Motorrad“ werden seither in den Kommunen plakative Schilder mit den Unfallbildern und den kurzen Botschaften an besonders unfallträchtigen Strecken aufgestellt.
„Der Rheinisch-Bergische Kreis war auch 2022 wieder ein Magnet für Motorradfahrer, was sich auch in den anhaltend hohen Unfallzahlen dieser Gruppe zeigt“, weiß Verkehrssicherheitsberater Siegfried Breuer. „Die schwersten Unfälle ereignen sich aufgrund hoher oder nicht angepasster Geschwindigkeit.“ Dabei enden Unfälle für die Motorradfahrer oft mit fatalen Folgen.
175 Verkehrsunfälle mit Motorrädern zählte die Kreispolizei im vergangenen Jahr. Dabei starb ein Fahrer im Scherfbachtal bei Odenthal, 31 wurden schwer und 54 leicht verletzt. Macht zusammen 86 Verunglückte.
Seit Jahren zwischen 60 und 120 verunglückte Motorradfahrer pro Jahr
Zwar ist die Zahl der schwer verletzten und getöteten Motorradfahrer in den vergangenen Jahren sukzessive zurückgegangen – seit Jahren bewege sich die Zahl der Verunglückten allerdings zwischen gut 60 und 120 pro Jahr, sagt Breuer.
Und dabei seien Unfälle mit Leichtkrafträdern, Mofas oder Motorrollern in der Motorradstatistik noch gar nicht miterfasst, ergänzt Thomas Schliwitzki, Leiter des Verkehrsdienstes der Kreispolizei. Zähle man diese motorisierten Zweiradfahrer noch hinzu, komme man im vergangenen Jahr sogar auf 163 Verunglückte, 45 schwer, 117 leicht verletzte sowie den ums Leben gekommenen 27-Jährigen Motorradfahrer im Scherfbachtal.
Auch Motorradlärm soll mit Appell zum Langsamfahren verringert werden
„Genau deshalb wollen wir Motorradfahrer sensibilisieren, langsamer und vorausschauender zu fahren“, so Breuer. Ein weiteres Anliegen sei es, die durch Motorradfahrer verursachte Lärmbelästigung zu vermeiden. Breuer: „Hohe Drehzahlen und teils manipulierte Auspuffanlagen sorgen oft für Empörung und Verzweiflung der Anwohner.“
Verkehrsdienst-Leiter Schliwitzki schaut die Serpentinenstrecke von Blecher in Richtung Altenberg hinunter: Bischofsmütze auf der Mittellinie, damit diese nicht überfahren wird, Tempo 30 in den Kehren, Unterfahrschutz an den Schutzplanken, Polsterung von Pfosten und regelmäßige Kontrollen von Fahrbahndecke und Markierung – „Hier haben wir wirklich alles getan, um die Strecke zu entschärfen“, sagt der Leiter des Verkehrsdienstes. Nun warnt auch noch das Schild der gemeinsamen Aktion von Kreispolizei und Kommunen.
Nicht nur Odenthals Bürgermeister Robert Lennerts, der früher selbst bei der Polizei war und Motorrad fährt, unterstützt die Aktionen: „Von der Topographie her ist Odenthal bei Motorradfahrern sehr beliebt. Viele kommen von auswärts hierher, es ist wichtig, dass wir an dem Thema dranbleiben.“
„Unfälle passieren nicht einfach so. Unfälle sind vermeidbar!“, lautet eine zentrale Aussage der Verkehrsunfallprävention. Aus diesem Grund werde man auch in der kommenden Motorradsaison wieder mit Präventionsmaßnahmen aktiv sein, so Sabrina Demmrich, die neue Leiterin von Verkehrsunfallprävention und Opferschutz bei der Kreispolizei.
Bereits am nächsten Wochenende startet die Kreispolizei in einer konzertierten Aktion im rechtsrheinischen Netzwerk mit insgesamt acht Polizeibehörden von Wuppertal bis zum Rhein-Sieg-Kreis eine neue Auflage der Aktion „Kaffee und Knöllchen“, um Verkehrsverstöße zu ahnden und Motorradfahrer zu informieren – damit sie nicht verunglücken.