Politiker kritisieren im Verkehrsausschuss des Kreises jahrelange Verzögerungen von Ausbau- und Sanierungsmaßnahmen.
Politik platzt der KragenStraßen in Rhein-Berg sind gesperrt, weil Ingenieure fehlen
Bereits vor mehr als zehn Jahren wurden die Mittel für den Ausbau der Kreisstraße 38 zwischen Overath-Kreutzhäuschen und Steinenbrück beschlossen, der untere Teil ist aber immer noch nicht saniert, rutschte Ende letzten Jahres ab und musste wie berichtet komplett gesperrt werden – und das war nur ein Grund, warum Politikern im Kreisverkehrsausschuss jetzt anlässlich des jährlichen Straßenbauberichts der Kreisverwaltung der Kragen platzte.
Als „sehr unbefriedigend“ bezeichnete CDU-Kreistagsmitglied und Regionalratsvorsitzender Rainer Deppe, dass zahlreiche Projekte seit Jahren im Straßenbauprogramm des Kreises mit Verweis auf Personalnot und unbesetzte Ingenieurstellen immer wieder verschoben würden.
„Danke für Ihren Bericht, ich möchte auch nicht mit Ihnen tauschen, zumal Sie auch dargestellt haben, wie knapp die Personalbesetzung ist, aber was wird denn dagegen getan? Denn die Verbliebenen, in dem Falle Sie, müssen das ja ausbaden“, fragte er den für Kreisstraßen und Verkehr zuständigen Amtsleiter Andreas Hegewald.
Auch dass in Neuemühle im Eigenbachtal die 2021 bei der Starkregenflut unterspülte und seitdem gesperrte Straßenbrücke immer noch nicht erneuert worden sei, sei eine „unerklärliche Situation“, so Deppe. Zumal das Land ja zahlen würde, wenn der Kreis denn plane und baue. Seit Jahren tauche zudem keine Baumaßnahme aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis mehr bei der Beantragung im Regionalrat auf, weil offenbar nichts baureif sei. „Dabei bieten wir, und da spreche ich sicher auch im Namen meiner Regionalratskollegin Uli Ehren von den Grünen, unsere Unterstützung an.“
Angesichts der aktuellen Straßensperrungen sei es wichtig, „andere Dinge etwas zurückzustellen“, dass erstmal die Straßen, die nicht mehr benutzbar sind, wiederhergestellt würden, schlug Deppe vor.
„Sie haben vollkommen recht, auch für uns ist die Situation völlig unzufriedenstellend“, antwortete der kommissarische Dezernent für Umwelt und Planung, Bernhard Fleischer. Allerdings seien weiterhin drei Ingenieurstellen unbesetzt. Dabei warte der Kreis nicht nur Ausschreibungen ab, sondern kooperiere auch mit Universitäten und nehme Kontakt mit Studienabgängern auf, so Fleischer. „Aber auf der anderen Seite bietet das Arbeiten im öffentlichen Dienst nicht immer so die attraktiven Voraussetzungen.“
Kreis plant provisorische „Umfahrung“ an gesperrter K 35 bei Steinenbrück
Im Fall der zwischen Mittelbech und Sticher Mühle gesperrten K 38 bei Overath-Steinenbrück unterdessen soll laut Kreis „voraussichtlich noch diesen Monat“ eine Behelfsumfahrung eingerichtet werden. Der Kreis hat dazu nach Informationen dieser Zeitung angrenzenden landwirtschaftlichen Grund erworben und trägt dort zurzeit Teile des Hangs ab, um auf dieser Seite eine Umfahrung für den auf der Talseite abgerutschten Teil der Straße anzulegen.
Die Straße war auch deshalb von besonderer Bedeutung, weil sie als Umleitungsstrecke für den Busverkehr diente, seitdem die Ortsdurchfahrt der Bensberger Straße (L 136) in Overath-Heiligenhaus voriges Jahr für nahezu ein Jahr wegen Bauarbeiten zur Einbahnstraße in Richtung Aggertal wurde.
Ursula Ehren (Grüne) fordert Fremdvergabe an Generalunternehmen
Mit der K 8 in Wermelskirchen-Hünger gebe es eine weitere Kreisstraße, die kaum noch befahrbar sei, fand Mike Gallow (Die Linke). Ursula Ehren (Grüne) forderte, dass – wenn man mit eigenen Lösungen bei der Personalgewinnung nicht mehr weiterkomme –, der Kreis Alternativen ergreifen und sich externe Unterstützung etwa durch Fremdvergabe an einen Tiefbau-Generalunternehmer hole.
Ein Vorschlag, den Dr. Klaus-Georg Wey (SPD) unterstützte, zugleich aber auch sein Unverständnis darüber zum Ausdruck brachte, dass der Kreis die Erstellung beziehungsweise Ausbesserung von Radwegen an den Kreisstraßen „nicht hinbekomme“, dann aber plane, den Radwegezwang aufheben zu lassen „und die Leute auf den Kreisstraßen fahren“ lasse. „Ich finde, das geht nicht.“ Alles, was Verkehrssicherheit betreffe, müsse Vorrang haben, so Wey.
Das Straßenbauprogramm des Kreises
Bereits fürs vergangene Jahr geplant, aber nicht fertiggestellt wurde der Ausbau der Kreisstraße 10 in Leichlingen-Unterberg. Zur K 2 in Burscheid zwischen Berghamberg und Dierath sei man bislang „leider nicht gekommen“, so Amtsleiter Andreas Hegewald. Wegen einer ungeklärten „Entwässerungsproblematik“ und weil die Straße mit 5,50 Metern Breite geplant sei, obwohl bereits seit Längerem eine Soll-Breite von 6 Metern vorgesehen sei, was bei der Förderung weitere Absprachen nötig gemacht habe. Eine Verzögerung, über die auch Henning Rehse (Freie Wähler) Unverständnis äußerte.
Von den Starkregenschäden aus dem Jahr 2021 ist 2023 allein das Widerlager der Brücke an der K 43 im Kürtener Sülztal abgearbeitet worden. Arbeiten an der K 6 in Burscheid-Unterwietsche und an der K 15 im Eifgenbachtal stehen noch aus. Abgeschlossen wurden 2023 die Fahrbahnerneuerung der K 32 bei Kürten-Engeldorf und der K 9 in Leichlingen-Bremersheide, eine Uferstützwand in Overath-Immekeppel sowie zwei Radwege in Wermelskirchen-Wüstenhof und Leichlingen-Bremersheide.
2024 kann laut Kreis von den investiven Baumaßnahmen allein die Radwegbrücke im Forellental zwischen Burscheid und Leverkusen realisiert werden. Für alle anderen Maßnahmen, darunter den Ausbau der K 34 auf der Höhe zwischen Kreisverkehr Sonne und der Rhein-Sieg-Kreis-Grenze bei Overath sowie den Ausbau der K 38 zwischen Overath-Sticher Mühle und Mittelbech und der K 39 von Georgshof bis Münchenberg in Rösrath fehle es noch an den Planungen.
Im Rahmen einer „Erneuerung“ nur der obersten Fahrbahnschichten sollen die K 18 bei Dabringhausen und die K 37 von Overath-Falkemich bis -Niedergrützenbach bearbeitet werden. Die Fahrbahn der K37 im Schlingenbachtal bei Vilkerath, auf der es eine Unfallhäufungsstelle gebe, soll wie die K 2 in Burscheid-Dierath und die K 16 in Wermelskirchen-Grunewald saniert werden. (wg)
Weitere Folgen des Sanierungsstaus
Beim durch die Starkregenflut 2021 notwendig gewordenen Neubau der Brücke der K 15 über den Eifgenbach bei Wermelskirchen -Neuemühle steht nun laut Kreis die Planung und man hoffe, Ende des Jahres mit den Arbeiten beginnen zu können.
Damit muss der durch Fahrgastrückgänge gebeutelte Bergische Wanderbus allerdings auch in der Saison 2024 erneut weite Umwege fahren und kann einige Haltestellen nicht anfahren. (wg)