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BrauchtumWie sich die Schützen in Rhein-Berg in diesen Zeiten behaupten wollen

Lesezeit 3 Minuten
Schützen und das Blasorchester Dürscheid stehen vor der Kirche.

2019 feierten die Schützen aus Kürten-Dürscheid ihr 150-jähriges Bestehen. Auch der Große Zapfenstreich gehörte zum Festprogramm.

Die Zeiten ändern sich auch für die Schützenbruderschaften und Vereine im Rheinisch-Bergischen Kreis. Wir zeigen, wie sie damit umgehen.

Brauchtum hat es schwer in diesen Tagen. Die „moderne“ Zeit mit ihren sozialen Medien lässt kaum Platz zur Rückbesinnung auf heimatliche, christliche Sitten und Gebräuche. Im rasanten Tempo verschwindet manches Liebgewonnene.

Auch die Mitglieder der bergischen Schützenbruderschaften haben es schwer, sich im Wirbel der Zeiten zu behaupten. Sie entstanden meist in den Jahren nach 1920, sie sind in ihrem Kern katholisch verwurzelt. Neue Wege müssen aber auch von ihnen beschritten werden. Ein „Weiter so“ wie bisher wird in vielen Bruderschaften kritisch gesehen. Sie versuchen, sich an die neuen Zeiten anzupassen.

Rösrath: Schörreskarren-Rennen wurde verlegt

Ein aktuelles Beispiel zum Thema Veränderungen: Als im vergangenen September die Bruderschaft aus Rösrath, fast 100 Jahre fest verankert in der Dorfgemeinschaft, zum Schützenfest einlud, rollten die Schürres- oder Schörreskarren erstmals an einem Freitagabend und nicht am Montagmorgen. Traditionalisten zuckten da leicht zusammen.

Aber das Neue kam gut an, 16 Karren-Paare waren am Start plus Sonder-Karren von Katholischer Grundschule und Feuerwehr. Dass das Schützenfest seit vielen Jahren eingebettet ist ins Straßenfest der Händler (seit der Rösrather 1100-Jahr-Feier 1993), hat den Zustrom der Besucher zum Festgelände am Kirmesplatz verstärkt.

Bergisch Gladbach: Schützen feiern in Schildgen zusammen mit Dorffest

Die Strategie, von einem Dorffest zu profitieren, verfolgen auch die Schildgener Schützen. Ihr Schützenfest findet seit einigen Jahren parallel zum Schildgener Dorffest statt, beide Veranstaltungen ergänzen sich. Im vergangenen Jahr war es den Schützen gelungen, mit der Erfolgsband Cat Ballou einen Publikumsmagneten zu angeln. Beim Konzert feierten 1700 Besucher im Festzelt, das hat auch den Händlern geholfen. Schützenfest und Dorffest gelten in Schildgen als „Win-win-Situation“ für beide Organisatoren.

Neue Wege wollen auch die Dürscheider Schützen gehen. Sie sind eine kleine Bruderschaft und müssen ihre Kräfte bündeln. Vier Jahre haben sie wegen der Pandemie ausgesetzt, das letzte Schützenfest feierten die Dürscheider im Mai 2019 zum 150-jährigen Bestehen, im großen Stil mit Festabend, Zapfenstreich und Fackelzug. Nun feiern die Dürscheider ihr Fest deutlich kleiner als zuvor. Gefeiert wird nur noch am Samstag und Sonntag (6. und 7. Mai), wobei der Samstag ausschließlich mit einer 80er/90er-Jahre-Party ausgefüllt ist.

Kürten: Dürscheid verzichtet auf Krönungsabend

Der Sonntag ist der eigentliche Festtag. Neu ist der Verzicht auf den großen Festzug und einen prachtvollen Krönungsabend. Stattdessen wird es nach der Messe am Mittag einen kleinen Umzug zum Schützenheim geben, ein Platzkonzert des Blasorchesters Dürscheid und die Krönungsfeiern sind am Nachmittag geplant. In Dürscheid sind die Schützen neugierig, ob das Dorf mitzieht.

Etwas kleiner haben sich mittlerweile auch die Schützen-Nachbar aus Refrath gesetzt: Im vergangenen Jahr beschränkte sich die St.-Hubertus-Bruderschaft auf eine Feier im Vereinslokal Ewige Lampe.

Anpassen an neue Gegebenheiten: Das hatten 2022 auch die Biesfelder Schützen erfolgreich ausprobiert. Sie verschlankten ihr Fest um einen Tag. Der Montag fiel durch den Rost, das Programm wurde auf das verbleibende Wochenende verlegt. „Weggefallen ist aber nichts“, betont Schützen-Geschäftsführer Wilbert Klein. Der Montag sei der besucherschwächste Tag des Festes gewesen, eine Änderung habe Sinn ergeben. Auch für das diesjährige Schützenfest kündigt Klein an, auf den Montag zu verzichten. Die neuen Wege müssten weiter beschritten werden.