Als Geldautomatenplünderer auf die sanfte Tour versuchte sich ein Kölner Gaunerquartett in Rösrath. Mittels Zahlencode öffneten sie den Tresor, liefen dann aber der Polizei in die Arme. Jetzt standen sie vor Gericht.
ProzessKölner Tresorknacker laufen Polizei in Rösrath in die Arme

Immer wieder werden (wie hier in Hünxe) Geldautomaten gesprengt. In Rösrath versuchten sich vier Kölner Kleinganoven als Tresorknacker ohne Wumms.
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Einen Geldautomaten im Bergischen still zu knacken, statt ihn in die Luft zu sprengen: Diese Idee fanden vier kölsche Kleinganoven mit großen Geldsorgen äußerst attraktiv. Der Ideengeber, selbst im Geldtransportgewerbe tätig, besorgte den dazu notwendigen geheimen Zahlencode, die anderen drei fuhren abends nach Rösrath, um den Automaten im Raiffeisenmarkt zu plündern.
90.000 Euro aus dem Automaten wären eine schöne Beute gewesen, doch hatten die vier Kölner im Alter zwischen 32 und 38 Jahren die Rechnung ohne die rheinisch-bergische Polizei gemacht. Am Freitag stand das Quartett wegen schweren gemeinschaftlichen Diebstahls in Bensberg vor Gericht.
Erst gab es drei, dann vier Geständnisse
Während Zahlencode-Beschaffer Karl-Heinz G. (Namen geändert) anfangs jede Beteiligung leugnete, legten Ali P., Ismail A. und Mehmed K. Geständnisse ab. Damit belasteten sie Karl-Heinz G., einen Sportkameraden von Ali aus dem Boxclub, so sehr, dass der dann doch noch gestand.
Ereignet hatte sich die Tat zu Beginn der Corona-Pandemie, am 12. März 2020. Nachmittags trafen sich die Vier im Park in Bilderstöckchen, wo Geldtransportfahrer Karl-Heinz G den Code verriet, der gebraucht wird, um den Tresor des Automaten von hinten zu öffnen. Die anderen drei rauchten einen Joint und zogen dann los, um Einbrecherwerkzeug einzukaufen.
Spätabends kundschaftete Ali P. zunächst unmaskiert den Vorraum aus und ging wieder raus. Anschließend zogen sich Ali und Mehmed Sturmhauben auf und Handschuhe an, nahmen Schraubenzieher und Kuhfuß (Brecheisen) zur Hand und gingen ins Gebäude, wo sie sich erst gewaltsam Zutritt zum Tresorraum verschafften und anschließend den Tresor knackten. Dass sie längst Alarm ausgelöst hatten, bemerkten sie nicht.
Schmieresteher musste mal
Damit kam die Polizei ins Spiel: Eine Streifenwagenbesatzung aus Overath war gerade in der Nähe und fuhr hin. Vor dem Gebäude trafen die beiden Beamten auf Ismail A., der eigentlich Schmiere stehen sollte, sich aber gerade erleichterte. Anschließend liefen auch Ali und Mehmed, die gerade Geldkassetten nach außen schafften, den Beamten in die Arme.
Die Polizisten „sprachen die beiden zu Boden“ und fesselten sie. „Bei der Festnahme waren sie sehr kooperativ“, lobte einer der Ordnungshüter die Täter. Am Ende des Prozesses, bei dem auch die schwierigen Lebensverhältnisse der Beteiligten gewürdigt wurden, hatte Amtsrichter Philipp Stöckle die Aufgabe, gerecht zu urteilen.
Anführer Ali P. bekam unter Einbeziehung eines früheren Urteils 16 Monate, die anderen je fünf Monate. Angesichts des hochwertigen Ziels seien Geldstrafen nicht mehr vertretbar, entschied der Richter. Gegen alle vier ernsthaft reuig wirkenden Angeklagten setzte er aber die Strafen zur Bewährung aus.