Zwei falsche Polizisten (43/51) sollen versucht haben, einen fitten Ü-90er in Rösrath um 20.000 Euro zu prellen. Sie stehen vor Gericht.
HundebissBetrug in Rösrath wird für mutmaßlich falsche Polizisten zum Desaster – Prozess
Zwei mutmaßliche „falsche Polizeibeamte“, darunter ein ehemaliger echter Polizist, müssen sich gegenwärtig vor dem Bensberger Schöffengericht verantworten. Die beiden 43 und 51 Jahre alten Angeklagten aus Österreich und Mannheim sollen versucht haben, einem allein lebenden Forsbacher der Generation 90plus 20 000 Euro abzuschwatzen: Sein Bargeld müsse vor Räubern in Sicherheit gebracht werden. Der Betrug funktionierte nicht, weil der alte Herr doch noch skeptisch wurde und sich ein aufmerksamer Nachbar einmischte und die echte Polizei alarmierte.
Bei den Angeklagten handelt es sich um Abdurashid G. (Namen geändert), einen in Tschetschenien aufgewachsenen Vater von fünf Kindern, der in seiner alten Heimat zeitweise als Polizist gearbeitet hatte, bevor er sie verlassen musste, und der heute österreichischer Staatsbürger ist. Er sitzt seit seiner Festnahme am 17. Mai in Untersuchungshaft. Industriekaufmann
Angeklagte beschreiben sich als missbrauchte Opfer
Rahim Ö., der zweite Angeklagte, ist in Deutschland aufgewachsen, Vater zweier seinen Angaben zufolge schwer kranker Söhne und auf freiem Fuß. Beide sagen, sie hätten nicht gewusst, dass es um eine kriminelle Aktion gehe und sie seien von unbekannten Hintermännern missbraucht worden.
Im Bensberger Schöffengericht läuft an diesem Tag nur beinahe alles nach Plan. Eine Dolmetscherin verspätet sich, ein Wechsel auf dem Protokollführer-Platz führt zu einer langen Update-Zwangspause am PC. Dafür entschädigt der erste Polizeizeuge: Der Kripobeamte hat mangels Betreuungsalternative sein einjähriges Töchterchen mit ins Gericht gebracht, das an diesem Tag komplett weiblich besetzt ist.
Senior kann nicht an Verhandlung teilnehmen
Die Vorsitzende Richterin Britta Epbinder wirkt verzückt, mahnt sich zur Konzentration und ermuntert den Beamten, während seiner Aussage ruhig mit dem Kind herumzulaufen oder die Kleine vom Schoß zu lassen: „Wir haben hier Bewegungsfreiheit.“
Wer dagegen nicht in den Gerichtssaal kommen kann, ist Otto G. aus Rösrath-Forsbach: Er hat einige Zeit nach dem Betrugsversuch einen internistischen Notfall überlebt, befindet sich jetzt aber in der Reha. Bis zum Urteil werden noch zahlreiche Zeugen aussagen.
Hinterleute sollen telefonisch Druck gemacht haben
Zu Beginn sprechen vor allem die Angeklagten und ihre Verteidiger. Ihre Versionen ähneln sich: Abdurashid G. habe von Österreich nach Deutschland übersiedeln wollen. Yussuf, ein Bekannter aus der Schweiz, habe ihm einen Transportjob für Bargeld vermittelt und versichert, dass es legal sei. Mangels eines eigenen Autos und wegen seiner schlechten Deutschkenntnisse habe er sich mit Rahim Ö. zusammengetan.
Gemeinsam seien sie dann am 17. Mai, einem Freitag, von Mannheim nach Rösrath gefahren und hätten sich gewundert, dass irgendwelche Hinterleute, die sie gar nicht kannten, telefonisch Druck aufgebaut hätten: Alle zehn, 15 Minuten habe sich jemand erkundigt, wo sie seien.
Flüchtender Angeklagter wird im Königsforst von Hund gebissen
In Forsbach hätten sie nicht unmittelbar vor dem Haus geparkt, in dem sie das „private Geld“ abholen sollten. Der Hintermann habe entschieden, dass wegen seiner Deutsch-Kenntnisse Rahim Ö. das Geld hole und Abdurashid G. – der auch gar keinen Führerschein besaß – im Auto warten sollte. Rahim Ö., das Handy am Ohr, ging los, klingelte bei Otto G., sagte das Code-Wort „Allianz“, das ihn in der Erwartung des alten Herrn als Zivilpolizist ausweisen sollte, und ließ ihn mit dem Hintermann telefonieren.
Dann jedoch kam ungeplant der 58-jährige Nachbar von Otto G. vorbei, fragte argwöhnisch, rief die Polizei an, machte Fotos. Der mutmaßliche „falsche Polizist“ suchte immer schnelleren Schrittes das Weite, rannte in den Königsforst, wo er nach eigenen Worten von einem unangeleinten Kampfhund gebissen wurde und fast in einen Bach fiel. Er fand den Weg nach Bergisch Gladbach, zum Kölner Hauptbahnhof, nach Mannheim, ging zum Anwalt, stellte sich.
Neun-Millimeter-Pistole auf der Rückbank
So richtig gut erging es dem Kumpanen auch nicht: Der setzte sich ans Steuer, machte sich auf die Suche nach seinem verlorenen Fahrer und fuhr geradewegs der Polizei in die Arme. Die entdeckte bei ihm Kokain in der Hosentasche und eine geladene Neun-Millimeter-Pistole auf dem Rücksitz – ein Umstand, den die Verteidigerin mit den Folgen von erlittener Folter zu erklären suchte.
Dem Nachbarn, der dem „falschen Polizisten“ noch durch Forsbach gefolgt war, bevor der ihn abhängte, dankte Richterin Epbinder für seinen Einsatz: „Auf diese Zivilcourage sind wir als Staat angewiesen.“ Das Urteil wird für Donnerstag erwartet.