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„Die faire Milch“Landwirtschaftsministerin besucht Betriebe in Rhein-Berg

Lesezeit 3 Minuten

Im Kuhstall von Lambert Stöcker (r.) trafen sich Rainer Deppe, Uli Heimann, Michael Braun und Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (v. l.).

Rhein-Berg/Rösrath – Auf ihre schwierige Situation haben Milchbauern aus Nordrhein-Westfalen aufmerksam gemacht, zum Internationalen Tag der Milch am 1. Juni informierten sie auf dem Hof von Bio-Landwirt Lambert Stöcker in Rösrath. Sie forderten faire Preise für ihr Produkt.

NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) zeigte dort ein offenes Ohr, ebenso wie Gäste aus der regionalen Politik, darunter Landtagsmitglied Rainer Deppe (CDU), Rösraths Bürgermeisterin Bondina Schulze (Grüne) und der stellvertretende Landrat Uli Heimann (CDU).

Schon auf dem Markt etabliert

Ein Beispiel, wie sich die Erzeuger-Interessen in der Vermarktung berücksichtigen lassen, bietet die Marke „Die faire Milch“, die Milchbauern gegründet haben. Seit 2010 hat sie sich auf dem Markt etabliert, in Rösrath stellten die Beteiligten eine neue Produktlinie vor: frische Bio-Weidemilch. Ab Mitte Juni ist sie in 480 Edeka-Märkten in NRW erhältlich, Landwirte erhalten 58 Cent pro Liter.

Die Marke „Die faire Milch“ sei „das beste Beispiel dafür, dass eine Kalkulation auf der Basis eines voll kostendeckenden Preises für die Milchbauern möglich ist“, erklärt Stefan Mann, Vorsitzender im Bundesverband Deutscher Milchviehhalter. Die an dem Projekt beteiligten Landwirte müssen aber auch einige Kriterien erfüllen, dazu gehören nachhaltige Landwirtschaft ohne Gentechnik, Tierwohl und das Wirtschaften in regionalen Kreisläufen.

Mehrere Stunden Arbeitszeit pro Jahr

Außerdem müssen sich die beteiligten Betriebe für „Die faire Milch“ engagieren – mit mehreren Stunden Arbeitszeit pro Jahr. Diese Vorgaben könnten ein Grund dafür sein, dass das Echo unter Landwirten noch begrenzt ist: Bundesweit sind rund 100 Betriebe angeschlossen, davon rund 20 in NRW. Um die Nachfrage zu befriedigen, kauft „Die faire Milch“ daher auch Milch von Molkereien – unter der Voraussetzung, dass sie die geforderten Kriterien erfüllen.

„Die Symbolwirkung ist entscheidend“, sagt Bio-Bauer Stöcker über „Die faire Milch“. Das Projekt zeige, dass ein kostendeckender Milchpreis möglich ist. Viele Landwirte können davon bislang nur träumen. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter weist auf massiv gestiegene Preise für Futter- und Düngemittel hin, nach seinen Angaben liegen sie 25 bis 50 Prozent höher als „noch vor ein paar Monaten“. Gleichzeitig bleibe der Milchpreis auf annähernd konstant niedrigem Niveau von etwa 32 bis 33 Cent pro Liter. Damit seien rund 30 Prozent der Produktionskosten nicht gedeckt.

Verantwortung der Verbraucherinnen und Verbraucher

Angesichts dieser Probleme weist Ministerin Heinen-Esser auch auf die Verantwortung von Verbraucherinnen und Verbrauchern hin. Michael Braun, Geschäftsführer von „Die faire Milch“, stellt dazu fest, dass der höhere Preis für „faire Milch“ keineswegs zu weniger Konsum geführt habe. Andere Marken hätten nachgezogen und ihre Preise ebenfalls angehoben. „Das Problem ist, dass der Erlös nicht bei den Landwirten ankommt“, betont er.

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Heinen-Esser stellt indessen fest, dass durch „kluge Konzepte“ in der Landwirtschaft ein auskömmlicher Betrieb möglich sei. Bio-Landwirt Stöcker sei ein Beispiel dafür. Angesichts der Probleme vieler Milchbauern zeigt sie sich aber bereit, über Möglichkeiten der politischen Steuerung zu sprechen: „Wir tauschen uns nochmal in Düsseldorf aus“, kündigt sie an.