Läden öffnen wiederHoffnungsthal startet Neuanfang nach der Juli-Flut
Rösrath – Die Container mit Bauschutt sind abgeräumt, Plastikplanen an den meisten Schaufenstern verschwunden. Helles Licht und geschäftiges Treiben ist in einigen Ladenlokalen zu sehen. Das Geschäftsleben auf der Hauptstraße in Rösrath-Hoffnungsthal kommt wieder in Fahrt. Nach der Hochwasserkatastrophe im Juli sind die ersten Sanierungsarbeiten erledigt. Die Läden öffnen wieder.
Komplett kernsaniert und neu eingerichtet innerhalb von knapp sechs Monaten ist das Café Rosenow. Ein Schaden von knapp einer Million Euro war entstanden. „Die Backstube ist im Dezember fertig geworden, damit wir Ware produzieren können“, erzählt Jennifer Rosenow.
„Unterstützung durch Handwerksbetriebe war enorm“
Die 42-jährige Geschäftsfrau startet diese Woche mutig zum zweiten Mal. Sie hat vergangenes Jahr im Lockdown den Betrieb ihres Vaters Wolfram Rosenow übernommen - dann kam die Flut. „Ich hatte Glück im Unglück“, sagt sie. „Die Unterstützung durch die Handwerksbetriebe war enorm.“ Das Café hat Jennifer Rosenow nach ihrem Geschmack ganz neu gestaltet und möchte „einen Platz zum Wohlfühlen“ im Dorf bieten.
Auch Linda Leidens startet mit ihrem Conzept Store „Tante Lille“ ein zweites Mal – allerdings an anderer Stelle in Hoffnungsthal. Die Unternehmerin wird das Ladenlokal des Blumengeschäftes von Frauke Esser an der Hauptstraße übernehmen. Ihr Geschäft „Blumen und Dekoration“ hat die Floristin Frauke Esser nach 41 Jahren zum Jahresende geschlossen.
„Brillen Thomas“ schließt in Hoffnungsthal
„Im späten Frühjahr, wahrscheinlich April/Mai, werde ich wieder eröffnen“, erklärt Linda Leidens auf Nachfrage. Das Hochwasser hat die 39-Jährige kurz nach ihrer Eröffnung im März 2021 an der Hauptstraße 253 erwischt. Das Ladenlokal ist nach wie vor dicht. Die Geschäftsidee von „Tante Lille“ mit praktischen und originellen Accessoires für Haushalt und Genuss, kombiniert mit selbstgekochten Speisen und Getränken zum Mitnehmen, soll bleiben.
Der Augenoptikermeister Thomas Weindel gibt sein Geschäft „Brillen Thomas“ am Standort Hoffnungsthal auf. „Ich verlege mein Geschäft nach Köln ins Belgisches Viertel“, teilt er auf Nachfrage mit. Sein ehemaliges Ladenlokal hinter der roten Fassade von Hausnummer 243 übernimmt Tanja Simons. „Alles, was zu einem schön gedeckten Tisch gehört, von Geschirr, Gläsern bis Servierten, werde ich anbieten“, schildert die 47-jährige Betriebswirtin ihre Geschäftsidee. Sie plant für März die Eröffnung. Der Umbau hat schon begonnen. „Ich liebe den Stadtteil und möchte das Angebot dort bereichern“, sagt Tanja Simons, die seit 2011 mit ihrer Familie in Hoffnungsthal wohnt.
Trocknung dauerte ein paar Monate länger als gedacht
Fertig mit der Sanierung und Gestaltung seines neuen Immobilienbüros ist Volker Brock. „Wir ziehen in zwei Wochen ein und beginnen dann mit der Sanierung des Ladenlokals auf der anderen Straßenseite“, berichtet der Geschäftsmann. Das Haus an der Hauptstraße 241 hat er im vergangenen Jahr gekauft. Eigentlich wollte er dort schon im August einziehen, doch das machte die Flut unmöglich. Mit sieben Beschäftigten arbeitet Brock demnächst in den neuen Büroräumen.
Vor der Filiale der Bäckerei Heimann stehen schon am zweiten Tag nach Eröffnung die Kunden draußen in der Warteschlange. „Wir sind froh, dass wir endlich starten konnten. Bis die Trocknung im Ladenlokal ausreichend war, hat es ein paar Monate länger gedauert, als wir erwartet hatten“, erläutert Bäckermeister Klaus Heimann. Wenn auch von der neuen Einrichtung noch die Tische in der Café-Ecke fehlen, der Betrieb laufe gut.
In anderen betroffenen Immobilien noch problematisch
Detlev Wielpütz kann sich in seinem Elektrogeschäft vor Anfragen kaum retten. „Ich habe großes Glück mit der Vermieterin und mit dem Partnerverband, dem wir als Elektrohandel angehören, dass wir nach nur fünf Monaten wieder starten konnten“, erzählt der Geschäftsinhaber. Seit Mitte Dezember läuft sein Betrieb mit zwei Mitarbeitern im Kundendienst wieder.
„Unser Keller ist noch eine Baustelle, aber darauf kommt es nicht an.“ Während der Sanierung seines eigenen Geschäftes hat Wielpütz andere betroffene Geschäftsleute in Hoffnungsthal unterstützt und seine Stammkundschaft bedient. „Mir ist es wichtig zu helfen, auch wenn sehr viel los ist im Moment.“ Denn er weiß, dass es in anderen vom Hochwasser betroffenen Immobilien entlang der Hauptstraße noch nicht gut aussieht.
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Um das Warten auf die Sanierung zu überbrücken hat sich Anastasios Leonakis, Betreiber des griechischen Restaurants „Grill am Rathaus“, einen Imbisswagen gemietet. Seit Anfang Dezember bedient er seine Kunden am Imbiss in der Bahnhofstraße. „Gar nichts tun, dafür ist die Zeit viel lang“, sagt der Gastronom. Er hofft, im April oder Mai sein Restaurant wieder öffnen zu können.
An den Fenstern des Augenoptikergeschäftes „Brillenvilla“ prangt noch der deutliche Hinweis „Betreten der Baustelle verboten“. Und weiter unten an der Straße im Modegeschäft „Mona Lisa“ bleiben die Lichter endgültig aus. „Mein Ladenlokal ist gekündigt. Für mich gibt es in Hoffnungsthal leider keinen Neustart“, sagt Inhaberin Barbara Weiershausen traurig.