Johanna Haase ist 101Mit 98 noch zu Fuß durch Berg und Tal durch Hoffnungsthal
Rösrath – Geburtstag Auf 101 Jahre kann Johanna Haase aus Hoffnungsthal heute zurückblicken, sie feiert ihren Geburtstag im Familienkreis. Besonders der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg haben tiefe Eindrücke bei der alten Dame hinterlassen, sie kann sich noch an viele Details erinnern und auch davon erzählen.
Sie war ihr Leben lang sportlich und konnte sich auch im hohen Alter über eine bemerkenswerte Fitness freuen. Noch mit 98 war sie mit großem Tempo bei Spaziergängen in der Hoffnungsthaler Ortsmitte und auf den umliegenden Bergen unterwegs – bis sie bei der Hausarbeit einen Sturz erlitt. Seither ist sie nicht mehr so mobil und auf einen Rollator angewiesen.
Im Schatten der Volberger Kirche aufgewachsen
Johanna Haases Elternhaus steht in nächster Nähe der Volberger Kirche im Hoffnungsthaler Ortskern, und dort wohnt sie noch heute: Sie hat ihr ganzes Leben in dieser Umgebung verbracht und stellt fest, dass sich der Charakter des Orts nicht grundlegend geändert habe. Am 2. Mai 1921 kam Johanna als einziges Kind ihrer Eltern zur Welt – ihre Mutter stammte aus einer alten Hoffnungsthaler Familie, der Vater aus Köln-Mülheim. Ein Einschnitt war der Tod des Vaters 1929. „Das war für meine Mutter ganz, ganz schlimm“, erinnert sich die Tochter.
Die junge Johanna absolvierte eine kaufmännische Ausbildung bei einer Großhandelsfirma in Köln und war dort anschließend im Büro tätig. In schrecklicher Erinnerung hat sie die Pogromnacht vom 9. November 1938, als Nazis und ihre Sympathisanten auch in Köln über jüdische Nachbarn herfielen – Wohnungen, Geschäfte und Synagogen zerstörten. „Das war schlimm“, sagt Haase. Noch vor Augen hat sie ein Schuhgeschäft in der Hohen Straße. „Da lagen die Kartons mit den Schuhen auf der Straße verstreut.“
Mit dem Zweiten Weltkireg wurden die Lebensumstände noch schwieriger
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden die Lebensumstände noch dramatischer, in dieser Situation lernte die junge Frau 1940 ihren späteren Mann kennen – auf der Hochzeit einer Freundin. 1944 heiratete das Paar, als der Bräutigam schon mehrere Jahre als Soldat im Einsatz war. In der Sowjetunion geriet er schließlich in Gefangenschaft, von dort kehrte er im September 1945 glücklich in die Heimat zurück.
Das junge Paar lebte in Johannas Elternhaus, gemeinsam konnten sich die Eheleute über eine Tochter und zwei Söhne freuen, die 1944, 1948 und 1956 zur Welt kamen. „Ich habe immer ein gutes Verhältnis zu meinen Kindern gehabt“, sagt die Jubilarin. Heute hat sie sieben Enkelkinder und sechs Urenkelkinder. Im Jahr 2000 musste sie den Tod ihres Ehemanns verkraften. Auch in den Folgejahren starben die meisten Menschen aus Haases Altersgruppe. „Das ist schlimm, wenn einer nach dem anderen geht“, sagt sie.
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Andere Dinge in ihrem Leben sind bis heute stabil. Dazu gehört die enge Bindung an die evangelische Kirche, ihr Ehemann engagierte sich als Presbyter in der Kirchengemeinde. Auch die Freude an der Literatur ist ihr geblieben und die tägliche Lektüre der Tageszeitung, die sie von vorn bis hinten liest. Auch wenn die Nachrichten zurzeit wenig erfreulich sind. „Das ist ja traurig im Moment“, sagt sie mit Blick auf das Kriegsgeschehen in der Ukraine. „Da kommt der ganze Krieg, den wir erlebt haben, wieder hoch.“