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Magisch mit RheinblickMary Bauermeisters Installation „Rübezahl“ im Skulpturenpark

Lesezeit 3 Minuten

„Rübezahl“-Installation von Mary-Bauermeister – in voller Harmonie eingefügt in das Gelände des Skulpturenparks Köln, im Hintergrund der Rhein..

Köln/Forsbach – Wie aus einer andren Zeit erscheint die große Installation im Skulpturenpark Köln – Sitze aus Baumstämmen, winzig klein bis zu vier Metern Höhe, in Kreisen wie auf einem nordischen Thing-Platz gestellt, verbunden in dichter Reihung, am Ende ein verrotteter Baumstamm aus der Wahner Heide mit einem Hirschgeweih, der die beiden letzten großen Baumsitze vereint.

130 Baumstämme – es ist „Rübezahl“, Mary Bauermeisters große Installation, die seit kurzem vollendet und doch vergänglich auf einer großen Wiese steht, begleitet von großen Baumgruppen. Aus fernen Landen und wie aus einer anderen Zeit scheint dieses Ensemble mit den silbrig verwitterten Schnittflächen zu sein.

„Wurzelbetonter Felsenkopf wie Rübezahls Spielzeug – moosbehandelt, von wirkenden Wesen umhegt und bewahrt, um Zeugnis zu geben . . . in zukünftigen Zeit.von Allem, was hier geschah auf Erden“ – so beginnt das Gedicht von Mary Bauermeister – in typischer grafischer Form wie die frühen Werke.

Ypsilon-Zeichen

Es hängt gut verpackt inmitten der Baumkrone neben der Installation, beschützt vom „Ziegenalter“, vier Baumstühle mit Hörnern und wachsendem Efeu. Schon im August 1994 hat sie es geschrieben bei einer Geomantie-Expedition im Erzgebirge, in Kindheits-Erinnerung an Rübezahl, der auf Seiten der Armen für Gerechtigkeit sorgte. „Manchmal an heiligen Orten zu vorbestimmten Zeiten, öffnen auch die Mythen wieder ihre Schleusen, und Rübezahl zeigt sich, wählt unter uns Erdenkindern die, denen er seinen Hüterstab anvertraut...“ schreibt sie in der bewegten Grafik und öffnet die Augen für die langen Äste und Astgabeln, die an den Stämmen lehnen, die Tierhörner.

Und die Ypsilon-Zeichen auf den Schnittflächen. Seit Jahren arbeitet sie mit diesem Y-Symbol: „Es sind für mich kosmische Antennen, jeder Zweig, auch jedes Tierhorn, jedes Geweih fängt Energien ein – ein wenig mag ja auch die gekreuzigte Natur damit angedeutet sein“, schreibt sie zu „Rübezahl“ im Juli 2020 nieder. Dahinter steht aber auch die Idee, die abrahamistischen Religionen zu „vereinen“ – Kölner Dom, Moschee und Synagoge.

Stämme mit der Kettensäge geschnitten

Noch im Sommer haben viele der Baumstühle auf Mary Bauermeisters Gelände gestanden. Als das Hausensemble, konzipiert wie Bauermeister Haus von Erich Schneider-Wessling, gegenüber Auf der Hedwigshöhe abgerissen wurde und auch die großen alten Bäume gefällt wurden, hat der Künstler und Nachbar Wolfgang Tiller das Holz mit den Studenten der Alanus-Hochschule rübergeschafft auf den Hof. Nach Bauermeisters Rübezahl-Konzept wurden in die Stämme mit der Kettensäge jene Sitze geschnitten, die sie schon als Zehnjährige in Tirol während der „Kinderland-Verschleppung“ bei den Holzfällern entdeckt hatte.

In brütender Hitze organisierte Spiller den Abtransport zum Skulpturenpark Köln. „Wir haben zunächst alles aufgestellt, aber dann kamen alle Stühle auf die Seite“, erinnert sich Mary Bauermeister im Gespräch mit dieser Zeitung. „Und ich hab konzipiert – in Gruppen mit 13, 21, 34 Objekten, in Grunde die Fibonacci-Reihe als Gruppierung, auch die kleinen Stühlchen auf die großen gesetzt. Ich war total in meinem Element – und es war stimmig.“

Bis Juli 2022

Als dann eine Luftaufnahme von der Gesamtinstallation gemacht wurde, habe sie gesehen, wie gut ihr geomantischer Plan zur Rübezahl-Mythologie passt. Noch stehen am Rande der Installation Schilder, die das Betreten verbieten. „Aber die Schilder sollen weg, die Leute sollen sich ja da hin setzen“, so Mary Bauermeister. In ihrem Forsbacher „Märchengarten“ steht ein runder Stuhlkreis mit verwitterten Baumstämmen – ein mystischer Ort, an dem in früheren Zeiten musiziert, meditiert, getanzt wurde. So könnte sich auch „Rübezahl“ im Skulpturenpark entwickeln.

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Bis Juli 2022 werden die Werke von der Stiftung Skulpturenpark Köln präsentiert, Bald wird es auch einen Katalog geben.

Skulpturenpark Köln, Eingang Riehler Straße und Konrad-Adenauer-Ufer, 50668 Köln, Geöffnet April bis September, 10.30 bis 19 Uhr, Oktober bis März 10.30 bis 17 Uhr. Eintritt frei.