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Noch nicht im Alltag angekommenRösrather Künstlerin verarbeitet Flut in Fotos

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Rösratherin Ulrike Oeter ist Künstlerin und Historikerin. Sie zeigt Bilder aus ihrem Buch „Hoffnung flieg ins Thal“.

Rösrath – Im Garten von Ulrike Oeter steht viereinhalb Meter hoch eine Sonnenblume, ein positives Zeichen gegen die Spuren der Verwüstung von der Flut im Juli 2021. Doch der Alltag geht für die Künstlerin noch nicht in normalen Bahnen – sie hat weitergemacht mit der Aufarbeitung der Geschehnisse in Hoffnungsthal, deren Bewohner Überflutungen und Schäden erlitten– mit einer Kunstaktion im Oktober 2021, aktuell mit der Herausgabe des Buches „Hoffnung flieg ins Thal“ und mit einer Ausstellung „Kaleidoskop der Flut“ mit Fotos der Betroffenen – insgesamt eine große soziale Skulptur.

Fotografieren war die einzige Möglichkeit

„Als ich hier selber abgesoffen bin bis zur Kellerdecke und gar nichts tun konnte, bin ich über Monate mit der Kamera in der Hand auf dem Fahrrad durch den Ort, habe fotografiert, was sich tut“, berichtet Ulrike Oeter. „Anfangs ohne Menschen. Man fotografiert niemanden in einer solch existenziellen Not.“ Ungewollt sei eine Chronik entstanden, die so aus ihr rausgewachsen sei. Mit einer deprimierenden Feststellung: „Ich habe gesehen, wie dieses Dorf ausstirbt, die Geschäfte waren kaputt, alle waren zu, voller Dreck, voller Zement. Und ich dachte, hier muss etwas passieren, hier geht keiner mehr hin, das Dorf ist ausgestorben.“

Sie startete im Oktober 2021 mit der großen Kunstaktion im Ort mit 45 Kunstschaffenden – Kunst in den zerstörten Ladenlokalen und Wohnungen, nur durch die Schaufenster und Fenster zu sehen. Davon gibt es eine provisorische Broschüre, die dem Betrachter schier den Atem raubt.

Zusammenarbeit mit anderen Rösrathern

Und jetzt das Buch „Hoffnung flieg ins Thal“, in dem sie ihre Fotografien sowie einige von Manuele Klein und Helga Mols zusammengetragen hat, ergänzt durch kurze, berührende Anmerkungen der Geschädigten. Unterstützung erhielt sie von der Rembold-Stiftung. „Es ist meine Sicht als Betroffene und Chronistin, aber keine Flutbeschreibung“, sagt die Historikerin und Künstlerin. Zu sehen sind die meterhohen Schuttberge in den Straßen, die vermatschten Keller, die Schlauchboote in den Straßen voller stinkendem Wasser, auch ein Eindruck von den Autos unter Wasser mit blinkenden Warnblinkanlagen, die Kunstaktion und endlich auch der Aufbau.

In einer weiteren, parallelen Aktion hat sie Fotos gesammelt, die die Flutopfer selber gemacht haben in der emotional hoch aufgeladenen Zeit. Da geht es nicht um Bildgestaltung, sondern um die Unmittelbarkeit des Moments in der Katastrophe – wie der Keller, in dem ein roter BMW meterhoch im Wasser versinkt, das wie ein Schwall durch das Kellerfenster drängt. 160 Fotos hat sie gesammelt, die am Sonntag, 11. September, im Park neben dem Rathaus, an Schnüren aufgehängt, der Öffentlichkeit gezeigt werden. „Es ist ein Marktplatz des Sprechens – an die Bilder werden Schilder gehängt mit den Namen, derer die sie gemacht haben und des Ortes“, so Oeter.

Persönlicher Blick von Vielen

Und die soziale Plastik wird weiter entwickelt: Die Fotos kommen in eine Box als „Flutgedächtnis in Hoffnungsthal, werden zunächst an die Kulturbeauftragte Elke Günzel übergeben. „Die Idee ist, sie später zusammenzufassen – der persönliche Blick von vielen“, so Oeter. Ihre Aktionen sind immer parallel zur eigenen Flutopfer-Geschichte gelaufen: Keller und Garten war überflutet, das Auto abgesoffen. In der Flutnacht hat sie ihr Archiv mit den Zeichnungen nach oben geschleppt, aber das Frühwerk und die Papiersammlung aus der ganzen Welt sind weg.

„Gefunden hab ich in dem ganzen Müll kleine Scherenschnitte von den alten Omas in China, die sitzen auf kleinen Hockern auf dem Boden, in dicken Mäntel und Handschuhen, schneiden Stickvorlagen für die Pantöffelchen – die beinhalten meine jetzt verschwundenen Reisen, meine Sammlungstätigkeit in der ganzen Welt. Da ist alles drin in dem kleinen Stück Papier, das ich in dem ganzen Müllhaufen gefunden habe.“

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Kaleidoskop der Flut, Fotoausstellung der Bürger, Hoffnungsthal, initiiert von Ulrike Oeter, im Park an der Sülz neben dem Rathaus, Sonntag, 11. September, zehn bis 18 Uhr, Eröffnung 12 Uhr, bei Regen in der Bergischen Landstraße 38, dort von Montag, 13. September bis Sonntag, 18. September, bei jedem Wetter von 15 bis 18 Uhr. Das Buch von Ulrike Oeter „Hoffnung flieg ins Thal“ ist verfügbar.