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In nächtlicher AktionUnterführung an der Strecke der RB 25 ausgetauscht

Lesezeit 4 Minuten

Unter Flutlicht: In einer nächtlichen Aktion wurde die neue Eisenbahnunterführung in Kleineichen zentimetergenau eingepasst.

  1. Das Ziel war ein Lückenschluss quasi über Nacht – und der ist auch geglückt!
  2. Grund dafür war ein einspieltes Team mit Hilfe aus einer Spezialisten-Firma aus Holland.
  3. Aber die Nacht-und-Nebel-Aktion war gleichzeitig auch ein Medien-Spektakel.

Rösrath – Abends um Acht ist die Welt in Kleineichen noch nicht in Ordnung. An der Grünen Furth beherrscht Orange und hektische Betriebsamkeit das Bild. Wo tags zuvor noch die Regionalbahn 25 über die Eisenbahnbrücke gerattert ist, klafft ein Loch – zum ersten Mal seit 113 Jahren. Die neue Überführung steht bereits im Hintergrund; noch vor Mitternacht wird der 500 Tonnen schwere Koloss aus Stahlbeton auf Wanderschaft gehen und per 16-Achser millimetergenau in Position gebracht.

Alles muss auf den Millimeter passen, wenn das 16-achsige Transportfahrzeug mit der neuen Brücke rollt.

Jeder Schritt wird genau überwacht von den Experten der niederländischen Firma, die auf solche Brückenarbeiten spezialisiert ist.

Dass der Lückenschluss quasi über Nacht gelingt, dafür sorgt ein Team in Signalorange gekleideter, teils internationaler Fachleute, die drei Tage lang rund um die Uhr arbeiten, und für die der Einsatz in Rösrath ein eher kleinerer Fall ist. Neue Brücken hatten sie schon mehrere, und vor allem schwerere. Knifflig werde es, sagt einer der Männer, wenn man an der Autobahn mehrere Teile nebeneinander installieren muss.

Einspieltes Team mit Hilfe aus Holland

Das Team ist eingespielt – jeder weiß, was er zu tun hat. Während Trennschweißer auf der Empore in Höhe des Gleisbereichs die eisernen Spundwände kürzen, piepst es bei den Kollegen auf der Gründungssohle ganz gewaltig. Eine Dutzendschaft ist dort im Einsatz, um den Boden zu glätten und per Lasermessung exakt auszugleichen. Bis zu sechs Bagger sind gleichzeitig im Einsatz, räumen Dreck aus dem Weg, lassen vorsichtig Erde in die Gründungsgräben rieseln oder ebnen der neuen Brücke buchstäblich den Weg.

Baustelle in Zahlen

113

Jahre alt war die Brücke, die ersetzt worden ist.

500

Tonnen schwer ist die neue Brücke, die am Wochenende eingebaut wurde.

3 700 000

Euro hat die Bahn in den Brückenaustausch investiert.

Gegen 23 Uhr naht Hilfe aus Holland: Ein Tieflader mit Kran und Eisenmatten bahnt sich in erstaunlicher Geschmeidigkeit rückwärts den Weg durch die enge, kurvige Zufahrt. Die schweren Matten markieren den roten Teppich für den Hauptakteur dieser Nacht: das ebenfalls aus Holland stammende SPMT-Fahrzeug, ein self propelled modular transporter, ein selbstfahrender Modulartransporter, der das neue Brückenbauwerk anhebt, per Fernbedienung in Position bringt und an Ort und Stelle absenkt.

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Ganzes Geschehen per Fotoapparat festgehalten

Die beste Sicht haben die Arbeiter, die oben auf der Brücke mitfahren und aus luftiger Höhe den Transport sowie den Sitz des Werbebanners der mit dem Bau beauftragten Firma prüfen. Als sich das Wunderwerk der Technik, dessen 16 Achsen einzeln steuerbar sind, in Bewegung setzt, herrscht andächtige Stille auf der Baustelle. Arbeiter zücken ihre Smartphones, ein Fernsehsender filmt, und im Haus nebenan kommt Bewegung hinter die Gardinen. Punktgenau landet auch ein Senior aus Forsbach auf der Baustelle, um das Geschehen per Fotoapparat festzuhalten. So was sieht man schließlich nicht alle Tage.

Jeder Schritt wird genau überwacht von den Experten der niederländischen Firma, die auf solche Brückenarbeiten spezialisiert ist.

Per Richtschnur, Kreidemarkierung und elektronischen Messpunkten war zuvor die Route exakt abgesteckt worden. Trotzdem wird nachjustiert. „Acht Millimeter weiter nach rechts“, befindet der Mann am Schalthebel. Das menschliche Auge kann diese Feinheiten längst nicht mehr nachvollziehen. „Das ist wie Einparken“, schmunzelt ein Ingenieur. Weil sich ein Stück der Spundwand verbogen hatte, muss ein Schweißer noch mal aufs Podest – und sorgt so für ein kleines Feuerwerk zur „Ankunft“ der neuen Brücke, die seit Mitte Juni neben der Strecke errichtet worden war.

Bahn hat 3,7 Millionen Euro investiert

3,7 Millionen Euro hat sich die Bahn das Projekt kosten lassen; Schienenersatzverkehr für die Bautage inklusive. Nach dem Einparken kommt das Abstapeln. Stück für Stück werden nach einem ausgeklügelten System Hölzer aus den Trägern des Transportfahrzeugs gezogen wie beim Geschicklichkeitsspiel aus einem Jengaturm. Eine Stunde dauert die Prozedur, die kurz vor Mitternacht beginnt.

Kurz vor dem entscheidenden Moment: Der Bereich für die neue Brücke wird für den Einbau vorbereitet. Im Hintergrund ist die neue Brücke zu sehen.

Für die Einbetonierung liegt bereits alles bereit; Samstag und Sonntag gibt es noch viel zu tun auf der Baustelle; nicht zuletzt müssen die Gleise angeschlossen werden. Ab heute früh 2 Uhr soll der Streckenabschnitt wieder befahrbar sein. Bis zu 120 km/h werden zwischen Köln und Stümpen gefahren; schneller ist die Bahn, die von Köln über Gummersbach bis ins Sauerland führt, nirgends auf der Strecke.