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Debatte um weiterführende SchulenWas geschieht nach der Elternbefragung in Rösrath?

Lesezeit 4 Minuten

Nur das Freiherr-von-Stein-Gymnasium verzeichnet in Rösrath derzeit eine stabile Nachfrage.

  1. Nur das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium verzeichnet stabile Nachfrage
  2. Schüler wandern in Nachbarstädte an
  3. Rösrather Hauptschule ist bereits geschlossen

Rösrath – Welche Weichen stellt die Stadt Rösrath für ihre weiterführenden Schulen? Diese Frage ist weiter offen, eine Befragung der Eltern von Grundschulkindern im November soll den Weg weisen. Doch auch dieser vom Stadtrat abgesegnete Weg sorgt für Fragezeichen: Was geschieht, wenn die Fragebogen-Aktion kein eindeutiges Ergebnis erbringt? Sollte die Stadt nicht zunächst klären, was für sie sinnvoll erscheint, und dann versuchen, möglichst viele Eltern dafür zu gewinnen?

Die aktuelle Situation zeigt, dass zurzeit nur das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium eine stabile Nachfrage verzeichnet, bei der Realschule sich aber Probleme zeigen: Für das laufende Schuljahr meldeten nur noch 40 Eltern ihr Kind dort an – ein Krisensymptom. Gleichzeitig wanderte eine steigende Zahl von Schülern in Nachbarstädte ab, insbesondere zur Gesamtschule Lohmar und zum Lohmarer Gymnasium, das neun Schuljahre anbietet. Von 273 Rösrather Viertklässlern wechselten 97 an Schulen außerhalb der Stadt, damit stieg die sogenannte Auspendlerquote auf 36 Prozent – von bisher 20 bis 25 Prozent. Für die Stadt Rösrath ist das ein dramatischer Befund, wenn sie künftig nicht einen größeren Teil der Schüler an die Stadt bindet, wird neben dem Gymnasium womöglich keine weitere Schulform überleben.

Rösrather Hauptschule ist bereits geschlossen

Die Rösrather Hauptschule ist bereits geschlossen, Kinder mit Hauptschulempfehlung müssen nun frühmorgens nach Lindlar pendeln oder die Realschule besuchen – jedenfalls so lange, wie sie dort zurechtkommen. Nun droht der Realschule Rösrath die gleiche Perspektive. Gefragt ist also eine Schulform, die möglichst viele Schüler bindet, also Kinder mit Hauptschuleignung und Kinder mit Realschuleignung. Mit einer Oberstufe ließen sich weitere Schüler ansprechen. Kurzum: Es läuft auf eine Sekundarschule oder eine Gesamtschule hinaus. Die Stadt vermeidet bisher aber eine Festlegung und befragt die Grundschüler-Eltern „ergebnisoffen“. Das birgt die Gefahr, dass sich in den Ergebnissen kein eindeutiger Trend abzeichnet: Die Eltern könnten ihre Stimmen auf Hauptschule, Realschule, Sekundarschule, Gesamtschule und Gymnasium gleichermaßen verteilen.

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Grünen-Ratsherr Stephan Mohr hat sich besonders deutlich für eine Gesamtschule eingesetzt, die parallel zum Gymnasium entstehen soll. Er hätte es auch befürwortet, wenn sich die Stadt im Vorfeld der Eltern-Umfrage für die Option Gesamtschule ausgesprochen hätte. „Ich würde mich auf die Gesamtschule konzentrieren“, erklärt er. Diese Schulform liege im Trend, das zeige sich auch anderswo in der Region. Die Sekundarschule sei dagegen „landesweit eher auf dem Rückzug“. Daher setzt Mohr darauf, die Eltern für eine Schulform „zu begeistern“ – für die Gesamtschule. Es habe sich erwiesen, „dass Eltern gern eine Schule wählen, die eine Oberstufe hat“. Vor dem Start einer Gesamtschule in Rösrath liegt jedoch eine große Hürde: 112 Anmeldungen sind im ersten Jahr nötig. Mohr hält das für erreichbar: „Ich würde das sportlich sehen.“ Zurzeit seien über 300 Kinder in den vierten Klassen der Grundschulen, das Potenzial für eine Gesamtschule wachse durch den Zuzug nach Rösrath. Die Hürde von 75 Anmeldungen bei einer Sekundarschule sei womöglich noch schwerer zu nehmen, weil Interessenten für eine Oberstufe wegblieben.

Zwei Info-Abende sollen möglichst viele Eltern erreichen

Anders als Mohr hält es der Beigeordnete Ulrich Kowalewski (CDU) es keineswegs für problematisch, dass die Stadt vor der Elternumfrage keine Position bezieht. „Wir tun alles dafür, dass wir ein eindeutiges Ergebnis der Befragung bekommen“, betont er. Zwei Info-Abende am 13. und 14. November, zu denen die Stadt in mehreren Sprachen und in einfacher Sprache eingeladen hat, sollen möglichst viele Eltern erreichen. Außerdem setzt Kowalewski auf die Auswertung der Umfrage durch Professor Heinz Günter Holtappels von der Technischen Universität Dormund: „Ich glaube, dass das beauftragte Institut Hinweise geben wird.“

Kowalewski will sich weiter nicht festlegen. Die Sekundarschule wäre „eine gute Alternative“, findet er, sie müsse aber Akzeptanz bei den Eltern finden. „Wenn die Akzeptanz nicht da ist, hat es keinen Sinn.“ Auch eine Reform der Realschule mit besserer Ausstattung sei denkbar, dazu müsste das Land NRW aber erst die Rahmenbedingungen verändern. Bleibt noch die Gesamtschule, auch diese nennt Kowalewski „eine Option“ – wohlgemerkt als zusätzliche Schulform „neben dem Gymnasium“.

Dass niemand das Gymnasium in Frage stelle, betont auch Mohr: „Das Gymnasium ist beliebt, das wird weiter Schüler anziehen.“ Er meint aber, dass es dem Gymnasium „gut tun“ würde, wenn es nur von wirklich leistungsstarken Schülern besucht würde. Wenn es dann nur drei statt Klassen pro Jahrgang hätte, wäre das aus seiner Sicht unproblematisch.