Franz starb im Dezember vergangenen Jahres. Zum Gedenken an die Sintiza sind mehrere Lesungen und Veranstaltungen geplant.
Holocaust-ÜberlebendeRösrath feiert den 101. Geburtstag von Philomena Franz
Vor einem Jahr, am 21. Juli, fand zum 100. Geburtstag von Philomena Franz ein zweitägiges Freudenfest in Schloss Eulenburg statt. Am 28. Dezember 2022 starb die Sintiza, die die Konzentrationslager in Auschwitz und Ravensbrück überlebt hat. Als eine der letzten lebenden Zeitzeuginnen vermittelte sie ihr Lebensmotto als Autorin in Foren und in Schulen: „Wenn wir hassen, verlieren wir. Wenn wir lieben, werden wir reich.“
Philomena-Franz-Forum führt Werk fort
An ihrem Geburtstag vor 101 Jahren erinnert Matthias Buth, Schriftsteller und Gründer des Philomena-Franz-Forums, an die Mahnerin. Mit intensivem Einsatz hat er ihre Gedanken und ihr Werk weiterentwickelt, nicht nur über die Fortsetzung seiner „Literaturgespräche“ innerhalb des 2021 gegründeten Philomena Franz Forums in Rösrath.
„Bei der Beerdigung Anfang Januar in Köln hat Landrat Stephan Santelmann die Idee aufgegriffen, ein Philomena-Franz-Stipendium zu entwickeln und zu fördern – er ist mit Sponsoren in Kontakt“, berichtet Matthias Buth. „Mit dem Stipendium soll Kindern im Kreis eine Startchance gegeben werden – und zwar allen, die Unterstützung benötigen, nicht nur Sinti und Roma.“ Ein Konzept sei bereits entwickelt worden.
Nicht nur der Landrat, auch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein teilte Buths Idee, eine Schule nach der Ehrenbürgerin der Kreisstadt zu benennen. „Stein ist an dem Thema dran – die Schulkonferenz muss sich dazu artikulieren. Es ist erfreulich, wie die Grundvorstellung unseres Forums aufgegriffen wird, den Namen der Philomena Franz weiterzuführen“, so Buth. „In Bergisch Gladbach und im Kreis.“
Überlegungen, das kammermusikalische „Quartett für das Ende der Zeit“ von Olivier Messiaen mit dem Forum und anderen Vereinen in Rösrath aufzuführen, haben sich hingegen zerschlagen. Der französische Komponist hatte es Ende 1940/Anfang 1941 im Kriegsgefangenenlager in Görlitz geschrieben, es wurde vor 400 Kriegsgefangenen uraufgeführt.
Literaturveranstaltung am 27. September mit Mirijam Günther
Doch die Reihe „Literaturgespräche“ setzt Buth fort; in diesem Jahr fanden schon drei Lesungen mit Shikiba Babori, Ines Seipel und Norbert Scheuer statt.
Am 27. September gestaltet Mirijam Günter, als Findelkind 16 Jahre lang in Kinder- und Jugendheimen aufgewachsen, eine Literaturveranstaltung mit ihren Büchern und Essays, verbunden mit der Aufforderung an Kinder und Ältere, Geschichten zu schreiben. „Dies richtet sich an Leute, die keinen Zugang haben zum Schreiben“, so Buth. „wir produzieren dazu die Edition Philomena.“
Im November treten die Autorin Randi Crott und ihr Mann Claus Martens auf mit „Erzähl es niemanden!“, einer in Buch und Film umgesetzten Geschichte über die Liebe im Jahr 1942 zwischen einer Norwegerin und einem deutschen Soldaten, der Jude ist.
Am 5. Dezember stellt Matthias Buth mit dem Autoren und Zauberkünstler Stefan Alexander Rautenberg den Zauberer Alexander Adrion aus Rösrath vor, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Buth hatte diesen besonderen Menschen, der sich auch als Autor der Geschichte der Magie widmete, in der Edition „Der Himmel über Rösrath“ in den Porträts über Persönlichkeiten vorgestellt. „Wir verbinden Literatur mit der Kunst des Uneigentlichen als Erinnerung an Adrion“, so Buth.
Im Nachklang zum hundertsten Geburtstag von Philomena Franz hat Matthias Buth ein Konzept entwickelt, die Kultur von Sinti und Roma aus dem Migrantischen herauszuholen. „Diese Musik wird in der Hochkultur nur wenig wahrgenommen“, so Buth. „Wir haben das Ziel, das Bewusstsein für die Kultur der Sinti und Roma zu fördern – die Musikwissenschaft sollte sich diesem Thema öffnen, denn es gibt viel Ziganisches aus verschiedenen Epochen, Ländern und Kompositionsideen.“ Schon hat er die Idee entwickelt, mit dem Landschaftsverband Rheinland eine Forschungsstätte zu entwickeln.
„Festival alla Zingarese“ ab 2024 in Bergisch Gladbach
Bereits ganz konkret ist der Plan, im November 2024 das „Festival alla Zingarese“ in Bergisch Gladbach zu veranstalten. „In der Villa Zanders – alles an einem Tag, wir machen ein richtiges Festival“, verkündet Buth sichtlich stolz über die Kooperation mit Bürgermeister Stein und Museumsdirektorin Oelschlägel. Er hat nach entsprechenden Kompositionen gesucht und bereits hervorragende Interpreten gefunden – darunter Roman Salyutov (Piano), Judith Stapf (Violine) und Ruth Theresia Fiedler (Sopran).
Es sind kompositorische Kostbarkeiten, die sich eng auf das Zigeunerleben und Ungarn beziehen: Brahms' „Zingarese“ aus dem Klavierkonzert Nr. 1 und die „Zigeunerlieder“, Sarasates „Zigeunerweisen“ und auch Werke von Liszt, Rachmaninow, Szifra und Sinti- und Roma-Swing vom Romeo-Franz-Ensemble. Alles soll für eine Doppel-CD aufgenommen werden. Schirmherr dieser Veranstaltung ist übrigens Romeo Franz, Mitglied des Europäischen Parlaments.