Die Bezirksregierung Köln hat den Knipperbach in Rösrath-Hoffnungsthal als Risikogewässer eingestuft. Im Juli 2021 richtete er große Schäden an.
HochwasserschutzDer Knipperbach in Rösrath-Hoffnungsthal ist jetzt Risikogewässer
Die Bezirksregierung Köln hat den Knipperbach, der im oberen Abschnitt Brunsbach oder Brünsbach heißt, als Risikogewässer anerkannt. Grundlage ist die EU-Richtlinie für Hochwasserrisikomanagement. Über diesen großen Fortschritt im Hochwasserschutz in Rösrath hat der Verein Lebenswertes Sülztal informiert.
Damit werde der Knipperbach wie andere anerkannte Risikogewässer „besonders beobachtet“ und alle sechs Jahre neu vermessen und „hydraulisch berechnet“, erklärt der Verein, der sich seit der Flutkatastrophe vom Juli 2021 verstärkt im Hochwasserschutz engagiert hat. „Das ist ein erster guter Schritt“, sagt Klaus Hasbron-Blume, der sich innerhalb des Vereins besonders in die Problematik eingearbeitet hat. Mit der regelmäßigen hydraulischen Neuberechnung, die von der Bezirksregierung in Auftrag zu geben ist, würden die Daten zu dem Gewässer aktualisiert, es werde auch die Grundlage für die aktualisierte Festlegung der Überschwemmungsflächen geschaffen.
Der Knipperbach entspringt zwischen Bleifeld und Durbusch in den Hoffnungsthaler Bergen, im oberen Abschnitt heißt er Brunsbach oder Brünsbach. In Hoffnungsthal mündet er in die Sülz. Bei Starkregen führt der Bach Wassermassen, die Sturzfluten gefährden insbesondere die Wohnhäuser an der Regionalbahnstrecke und der Bleifelder Straße, das Freibad und das Ortszentrum Hoffnungsthal.
Der Verein Lebenswertes Sülztal hat das Thema Knipperbach auf die Tagesordnung gebracht, die Einstufung als Risikogewässer gefordert und dafür auch politische Unterstützung gefunden. Die Stadt Rösrath und der Rheinisch-Bergische Kreis stellten mit dem Verein einen entsprechenden Antrag bei der Bezirksregierung. Auch der Aggerverband stellte sich hinter das Anliegen.
Gefahrenpotenzial des Bachs ist belegt
Die Anerkennung des Knipperbachs als Risikogewässer sei „nicht selbstverständlich“ gewesen, erklärt Hasbron-Blume. Denn der Bach sei „relativ kurz“, er habe aber ein erhebliches „Gefahrenpotenzial“, dieses sei „nachdrücklich belegt“. Dieser Beurteilung habe sich die Bezirksregierung nun angeschlossen.
Aus der Einstufung als Risikogewässer müssten nun Maßnahmen für den Hochwasserschutz folgen, erklärt Hasbron-Blume. Der Verein Lebenswertes Sülztal wolle auch dabei initiativ werden und mögliche Schritte zusammen mit Stadt, Stadtwerken, Rheinisch-Bergischem Kreis, Aggerverband und Bezirksregierung diskutieren. Durch die Anerkennung als Risikogewässer gebe es auch Fördermöglichkeiten für Schutzmaßnahmen. Für Risikogewässer generell gebe es Maßnahmenpläne, für den Knipperbach seien sie nun erst zu erarbeiten.
Maßnahmen zur Vorsorge
Der Verein Lebenswertes Sülztal hat dabei schon Vorstellungen, in welche Richtung es gehen soll: „Unser Schwerpunkt liegt auf ökologischen Maßnahmen“, sagt Hasbron-Blume. „Renaturierung ist der beste Hochwasserschutz.“ In Betracht kämen aber auch technische Maßnahmen. Leitlinien gebe es bereits durch das „Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz“ des Bundes und das vom EU-Parlament Anfang 2024 beschlossene Klimaschutzgesetz, das auch Vorgaben zur Renaturierung mache. Die Länder hätten dabei zwar große Spielräume, es gebe aber einen „gewissen Druck“ zum Handeln. Vorgesehen seien auch mögliche Entschädigungen für private Grundstückseigentümer, die in ihrer Nutzung eingeschränkt werden könnten.
Bei Vorsorgemaßnahmen zu diskutieren ist laut Hasbron-Blume auch ein „Klimazuschlag“, der von Umweltverbänden gefordert wird und den sich auch der Verein Lebenswertes Sülztal auf die Fahnen geschrieben hat. Damit sollen nicht nur die Auswirkungen von bisherigen Hochwasserereignissen berücksichtigt werden, sondern auch künftige noch größere Schäden, die durch den Klimawandel zu erwarten sind. „Sonst hinkt man immer hinterher“, sagt Hasbron-Blume.
Angesichts des unverminderten Gefährdungspotenzials des Knipperbachs sei es „an der Zeit, dass man sich damit beschäftigt“. So sei es zu den Zerstörungen im Freibad Hoffnungsthal im Juli 2021 nicht durch die Sülz, sondern durch den Knipperbach gekommen. „Abgesehen von der Sülz ist er das kritischste Gewässer in der Stadt Rösrath“, sagt Hasbron-Blume. Maßnahmen für den Knipperbach könnten auch Vorbild für weitere Gewässer im Stadtgebiet, etwa den Rothenbach, sein.
Nach dem erfolgreichen gemeinsamen Antrag bei der Bezirksregierung zur Einstufung des Knipperbachs als Risikogewässer sei ein Schulterschluss aller Beteiligten auch bei den Vorsorge-Maßnahmen anzustreben, sagt Hasbron-Blume: „Wir wollen diesen gemeinsamen Weg nach Möglichkeit weiter beschreiten.“