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Lebensgefährlicher KartenfehlerWenn das Navi die Rösrather Sackgasse nicht kennt

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Auch auf der anderen Seite, an ihrer Anliegerstraße Müllerdorfer Berg, haben die Querberitz’ Schilder montiert.

Rösrath – Die Nacht, als es um Leben und Tod ging, werden Ingrid und Gernot Querberitz wohl niemals vergessen. Sie hatte damals akute Luftnot und brauchte dringend ärztliche Hilfe. Der Rettungswagen aus Rösrath kam sofort, doch der Notarzt ließ auf sich warten. Wieder und wieder lief Gernot Querberitz die kleine Sackgasse Müllerdorfer Berg hinunter zur Lüghauser Straße, um nach dem aus Bergisch Gladbach alarmierten Notarztfahrzeug Ausschau zu halten und den Fahrer einzuweisen. Vergeblich. Bis er am schwarzen Nachthimmel Blaulicht aufblitzen sah. Aber nicht an der Einfahrt zur Sackgasse, sondern weit hinter deren Ende auf der anderen Seite des Hügels, auf der ebenfalls eine Sackgasse, der Pflipsberg, hinaufführt.

In vielen Ortsplänen und digitalen Navigationsprogrammen ist die Straße Müllerdorfer Berg falsch als Durchgangsstraße eingezeichnet.

Das fatale Problem: In manchen Karten sind die beiden Sackgassen miteinander verbunden und komplett als „Müllerdorfer Berg“ ausgewiesen.

Fehlerhafte Karte teilweise in Navigationssysteme übertragen

„Von diesen Karten ist das offenbar auch in eine Reihe von Navis übernommen worden“, vermutet Gernot Querberitz. Seine Frau hat’s ausprobiert: „Das Falk-Navi zum Beispiel kennt hier nur eine Straße. Selbst das Navi in unserem Auto will uns, wenn wir von der anderen Seite kommen, den Pflipsberg hinauf zu uns nach Hause führen.“

Eigentlich ist die Sackgasse Pflipsberg ausgeschildert, aber nicht nur im Ortsplan von Ingrid und Gernot Querberitz geht die Straße durch.

Dabei sind die beiden Straßen nur durch einen schmalen Pfad miteinander verbunden. „Hier über diese Treppe muss man runter“, sagt Gernot Querberitz und steigt einige Stufen am letzten Grundstück der Straße Pflipsberg hinunter.

Über diese Treppe und einen Pfad sind die Sackgassen verbunden.

Ein Fahrer, der zum Müllerdorfer Berg wollte, sei sogar schon mal auf das Mäuerchen draufgefahren, weil er nur seinem Navi habe folgen wollen, weiß der 73-Jährige.

Zwischen einer Mauer entlang des letzten Grundstücks und einem Steilhang, der hinunter zur Trasse der Regionalbahnstrecke führt, verläuft ein schmaler Pfad. Dicht überwuchert von einem Blätterdach. Ein Nachbar hält den Durchgang liebevoll offen. „Auch ein Wanderweg führt hier durch“, sagt Gernot Querberitz. „Aber ein Auto, geschweige denn ein Lkw, passt hier definitiv nicht durch.“

Nur zu Fuß geht’s vom Pflipsberg zur Straße Müllerdorfer Berg.

Was nicht heißt, dass es Lkw-Fahrer nicht versuchen. Erst neulich sei ein großer Gerüstbau-Lastwagen in den von den Querberitz’ eigens mit großen Schildern als Sackgasse ohne Wendemöglichkeit gekennzeichneten Müllerdorfer Berg gefahren, wollte aber zum Pflipsberg, wie Ingrid Querberitz beobachtet hat. Am Müllerdorfer Berg, Hausnummer 10, aber war dann auch für ihn – wie für alle Fahrzeuge – kein Weiterkommen mehr. „Da haben wir dann alle geholfen, damit er hier wieder rückwärts rausgekommen ist“, erinnert sich Ingrid Querberitz. Der Gerüstbauer ist wohl nicht der einzige Lkw auf Abwegen gewesen. Auch an der Grundstückseinfriedung und der Treppe von Ingrid und Gernot Querberitz sind die Spuren offenkundig halsbrecherischer Rückfahrmanöver zu sehen.

„Mehr können wir vor Ort jedenfalls nicht mehr tun“

Derzeit untersuchen die Anwohner, wo die Straßen Müllerdorfer Berg und Pflipsberg überall falsch eingetragen sind. „Wenn jemand mit dem Navi zu uns kommen will, können wir nur die ADAC-Navigation empfehlen, die hat’s richtig drin“, sagt Ingrid Querberitz. „Mehr können wir vor Ort jedenfalls nicht mehr tun“, sagt ihr Mann und deutet zu den auf eigene Kosten beschafften und montierten Sackgassen-Schildern.

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In der Nacht, als er so dringend auf den Notarzt wartete, halfen ihm am Ende die Dunkelheit und der Blaulichtsschein am Nachthimmel dabei, das Notarztfahrzeug auf dem Pflipsberg zu finden und ihm dort den richtigen Weg zum Müllerdorfer Berg zu erklären. „Wir hoffen nur, dass so etwas nie mehr wieder passiert“, wenn jemand hier oder drüben auf der Seite Hilfe braucht“, sagt Gernot Querberitz nachdenklich.