Diskussion in RösrathStadt findet „keinen Königsweg“ bei der Unterbringung von Geflüchteten

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Wohnraum in Rösrath-Forsbach ist teuer und schwer zu finden. Daher sorgt die mögliche Nutzung einer Doppelhaushälfte als Flüchtlings-Unterkunft für Diskussionen.

Wohnraum in Rösrath-Forsbach ist teuer und schwer zu finden. Daher sorgt die mögliche Nutzung einer Doppelhaushälfte als Flüchtlings-Unterkunft für Diskussionen.

Die mögliche Nutzung eines Wohnhauses in Rösrath-Forsbach als Flüchtlings-Unterkunft zeigt das Dilemma, vor dem die Stadt steht.

In der Diskussion über den richtigen Weg bei der Unterbringung von Flüchtlingen sorgt eine mögliche Unterkunft in Forsbach für Gesprächsstoff. Es geht dabei um eine Doppelhaushälfte am Tulpenweg, die zum Verkauf steht und von der Stadt Rösrath erworben werden könnte, um dort geflüchtete Menschen unterzubringen. Aufgrund einer Bürgeranfrage war von der Immobilie bereits letzte Woche im Stadtrat die Rede – der genaue Standort wurde erst danach bekannt. Jedenfalls bestätigte die Stadtverwaltung in der Stadtratssitzung, dass es Überlegungen zu einer Flüchtlings-Unterkunft gebe.

Das hat inzwischen die Kommunalpolitik auf den Plan gerufen: So meldet sich die Kooperation der Fraktionen SPD, Fors-Park und FDP mit Bedenken zu Wort (die Fraktion Die Linke, die auch zu der Kooperation gehört, ist momentan nicht im politischen Tagesgeschäft). Deutlich wird dabei ein Spannungsverhältnis: Einerseits verfolgt die Stadt seit Jahren das Ziel, Geflüchtete im ganzen Stadtgebiet zu verteilen und möglichst nicht an einem Standort zu konzentrieren. Andererseits wird zunehmend kritisiert, dass die Stadt auf ihrer Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten auf Wohnraum zugreift, der auf dem Wohnungsmarkt angeboten wird – damit wird das Angebot auf dem ohnehin angespannten Markt noch geringer.

Zweifel an Wirtschaftlichkeit

Dieses Dilemma zeigt sich auch bei der Doppelhaushälfte am Tulpenweg. Diese steht zum Verkauf, nach Informationen von Fors-Park will eine Familie sie erwerben. Das Haus gehöre einer Erbengemeinschaft, das Grundstück aber der Stadt, die es verpachtet habe und nun ein Vorkaufsrecht nutzen könnte. Der Kaufpreis soll 370 000 Euro betragen. Im Stadtrat war von der Unterbringung von 20 Geflüchteten die Rede – nach Aussagen der Technischen Beigeordneten Bianca Lorenz ist diese Zahl aber unzutreffend: „Intern haben wir nie von 20 Personen gesprochen“, sagt sie gegenüber dieser Zeitung. Vor diesem Hintergrund stellen die Kritiker aus SPD, Fors-Park und FDP zum einen die Wirtschaftlichkeit einer Nutzung für Flüchtlinge in Frage, zum anderen den Zugriff der Stadt auf ein von Wohnungssuchenden begehrtes Objekt.

So weist Fors-Park-Fraktionschef Yannick Steinbach auf einen „enormen Renovierungsbedarf“ des Hauses hin, womit weitere Kosten zu erwarten seien. Da 20 Personen kaum unterzubringen seien, sei die Nutzung für Flüchtlinge „nicht sonderlich wirtschaftlich“ und jedenfalls weitaus teurer als eine Container-Unterkunft. Zugleich würde die Stadt, wenn sie das Haus kaufen würde, dem Wohnungsmarkt ein weiteres Objekt entziehen. „Das sind die falschen Akzente“, sagt Steinbach. „Damit verlieren wir den Rückhalt in der Bevölkerung.“ Fors-Park lehne den Kauf des Hauses „entschieden“ ab. Stattdessen fordert die Fraktion mehr geförderten Wohnungsbau.

Stadt soll Alternativen suchen

Auch für die SPD weist der stellvertretende Fraktionschef Jürgen Bachmann auf die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt hin: „Es gibt viele Familien, die Wohnraum suchen.“ Die Stadt müsse einen möglichen Kauf des Hauses am Tulpenweg vor diesem Hintergrund prüfen. „Ich habe nichts gegen Flüchtlings-Unterkünfte, wenn geeignete Grundstücke vorhanden sind“, erklärt Bachmann. Eine Unterbringung von 20 Personen in dem Haus am Tulpenweg wäre „überzogen“, eine Flüchtlings-Unterkunft müsse sich in die Umgebung   einfügen. Daher solle die Stadt „erst mal Alternativen prüfen“ zu einem Kauf des Hauses. Denkbar sei aber auch ein Kauf durch die Stadt und die anschließende Vermietung an kinderreiche Familien.

FDP-Fraktionschef Erik Pregler hält die Nutzung des Hauses für Geflüchtete für „viel zu teuer“ – auch wenn eine Verteilung von Flüchtlingen im Stadtgebiet sinnvoll sei. „Da muss man sorgfältig abwägen“, so Pregler. „Speziell“ bei dem Haus am Tulpenweg hielte er es „für besser“, es einer Familie zu überlassen.

Unterdessen stellt die Beigeordnete Bianca Lorenz fest, die Stadt habe sich nicht festgelegt: „Wir haben noch gar keine Entscheidung.“ Ihr sei „die politische Dimension“ bewusst. „Ich bin da momentan sehr, sehr sensibel.“ Einerseits sei der Wohnungsmarkt „leergefegt“, andererseits sei die Stadt unter großem Druck, Geflüchtete   unterzubringen. Da gebe es „keinen Königsweg“. In jedem Fall sei es „zwingend erforderlich“, die Unterbringung Geflüchteter mit angemessener Betreuung zu begleiten.

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