RösrathWie die SPD ihren Scherbenhaufen zusammenkehren will – Eine Analyse
- Die Grünen wurden bei der Europawahl stärkste Kraft in Rösrath. Ein rot-grüner Kandidat für den Oberbürgermeisterposten wäre also denkbar.
- Das könnte damit gemeint sein, wenn die Partei mitteilt, dass sie in der Sommerpause eine „kreative Wahlkampfstrategie“ entwickeln will.
- Die schwierige Lage der SPD in Rösrath wird aber durch Abwarten nicht besser.
Rösrath – Die Rösrather SPD nimmt sich Zeit. Zeit, um mit dem Scherbenhaufen fertigzuwerden, vor dem sie nach dem Rückzug ihres Bürgermeisterkandidaten Brian Müschenborn steht. Erst nach der Sommerpause sollen die Aktiven der Partei„erholt und mit neuer Energie“ eine „gute und kreative Wahlkampfstrategie“ entwickeln, wie es in einer von SPD-Chefin Tülay Durdu verbreiteten Pressemitteilung heißt.
Die Erholung in den Ferien mag eine gute Idee sein, die schwierige Lage der SPD wird durch Abwarten aber nicht besser. Denn das Dilemma, dass ein künftiger SPD-Kandidat mit dem Stigma antritt, Lückenbüßer und nur zweite Wahl zu sein, ist nun mal eine Tatsache. Etwas anders mag es aussehen, wenn die Sozialdemokraten bei einem neuen Anlauf auf eine überparteilich getragene Person setzen sollten – das wäre ein ganz neuer Ansatz und nicht nur ein neues Gesicht.
Grüne arbeiten bislang immer im Jamaica-Bündnis
Angesichts des aktuellen Wählerzuspruchs zu den Grünen, die bei der Europawahl stärkste Partei in Rösrath wurden, könnte sich eine rot-grüne Kandidatin oder ein grün-roter Kandidat einige Chancen auf den Chefsessel im Rathaus ausrechnen. Vielleicht hat die SPD diese Perspektive bereits angedeutet – mit der anvisierten „kreativen Wahlkampfstrategie“.
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Damit stellt sich aber die Frage, ob die Rösrather Grünen für ein grün-rotes Zusammenspiel zu gewinnen sind. Denn bislang arbeiten die Grünen im Stadtrat bereits in der zweiten Wahlperiode in einem Jamaica-Bündnis mit CDU und FDP zusammen – und die Beteiligten werden nicht müde, immer wieder ihr gutes Einvernehmen zu betonen.
Grüne könnten mehr fordern, als CDU und FDP wollen
Da würde ein grün-roter Schulterschluss die aktuellen Partner der Grünen womöglich vor den Kopf stoßen: Die Rösrather Grünen müssten die Harmonie stören, in der sie sich offensichtlich überaus wohlfühlen.
Doch genau das dürften viele Wähler erwarten, die für eine konsequentere ökologische Politik gestimmt haben: Mit ihrer neuen Stärke können die Grünen mehr fordern – Schritte, bei denen der Konsens mit CDU und FDP womöglich aufhört.
SPD muss glaubwürdig um grünere Perspektive werben
Und der Griff nach dem Bürgermeisteramt gehört für eine Partei mit mehr Biss sicher dazu. Immerhin geht die CDU mit Amtsinhaber Marcus Mombauer in die Bürgermeisterwahl, die FDP mit Andrea Büscher, das bringt die Grünen in Zugzwang.
Sollten sie jedoch auf ein selbstbewussteres Auftreten verzichten, weil ihnen die schwarz-grün-gelbe Harmonie allzu lieb geworden ist, würden das viele ihrer Mitglieder und Wähler wohl nicht verstehen. Sie würden womöglich wieder in die Arme der SPD getrieben – vorausgesetzt, dass diese nun glaubwürdig um eine grün-rote Perspektive wirbt.